Seit dem Wohngeld-Plus-Gesetz: 80 Prozent mehr Haushalte mit Wohngeld

Die Ausgaben von Bund und Ländern für Wohngeld haben sich von 2022 zu 2023 mehr als verdoppelt. Mit dem Wohngeld-Plus-Gesetz, das am 1. Januar 2023 in Kraft trat, haben mehr Haushalte einen Wohngeldanspruch.
Blick auf Wohnhäuser im Berliner Bezirk Wedding.
Blick auf Mietwohnungen im Berliner Bezirk Wedding.Foto: Monika Skolimowska/dpa
Epoch Times30. September 2024

Am Jahresende 2023 haben rund 1,2 Millionen Haushalte in Deutschland Wohngeld bezogen. Das waren 2,8 Prozent aller privaten Hauptwohnsitzhaushalte.

Wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte, stieg die Zahl der Wohngeld beziehenden Haushalte damit gegenüber dem Vorjahr um 80 Prozent oder rund 521.700. Am Jahresende 2022 hatten noch rund 651.800 Haushalte Wohngeld bezogen.

Nach Angaben des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen haben sich die Ausgaben von Bund und Ländern für Wohngeld im Jahr 2023 gegenüber 2022 von rund 1,8 Milliarden Euro auf 4,3 Milliarden Euro mehr als verdoppelt (+137 Prozent), so die Statistiker.

Ursache ist das neue Wohngeld-Plus-Gesetz

Der starke Anstieg ist begründet durch das zum 1. Januar 2023 in Kraft getretene Gesetz zur Erhöhung des Wohngeldes (Wohngeld-Plus-Gesetz). Dadurch bekamen mehr Haushalte einen Wohngeldanspruch. Ebenso wurde die Höhe des Wohngelds nach oben angepasst.

Mit der Heizkosten- und der Klimakomponente kamen zusätzlich zwei neue Leistungsbausteine hinzu, die Mehrbelastungen angesichts gestiegener Energiekosten und energieeffizienter Sanierungen abfedern sollen.

Wohngeld wird einkommensschwachen Haushalten gewährt, damit diese sich angemessenen und familiengerechten Wohnraum leisten können. Die Höhe des Wohngeldanspruchs hängt von der Höhe des Einkommens, der Miete und der Zahl der Haushaltsmitglieder ab.

Am wenigsten Wohngeld wird in Bayern benötigt

Im Ländervergleich waren Ende 2023 private Haushalte in Mecklenburg-Vorpommern anteilig am häufigsten auf Wohngeld angewiesen. Dort bezogen 5,5 Prozent der Haushalte Wohngeld. In Bayern war der Anteil mit 1,6 Prozent am geringsten.

Ende 2023 hatten in rund 98 Prozent der Wohngeldhaushalte alle Haushaltsmitglieder einen Anspruch auf Wohngeld (sogenannte reine Wohngeldhaushalte).

Rund zwei Prozent der Wohngeldhaushalte waren sogenannte wohngeldrechtliche Teilhaushalte, in denen sowohl Personen mit und ohne Wohngeldanspruch wohnten.

Der durchschnittliche monatliche Wohngeldanspruch betrug Ende 2023 bei reinen Wohngeldhaushalten 297 Euro pro Haushalt, das waren 106 Euro mehr als vor Inkrafttreten des Wohngeld-Plus-Gesetzes Ende 2022.

Der Wohngeldanspruch wohngeldrechtlicher Teilhaushalte lag Ende 2023 bei 247 Euro und damit um 70 Euro höher als ein Jahr zuvor.

Mehr als 5 Millionen Deutsche beantragen kein Wohngeld

Mehr als fünf Millionen Deutsche hätten nach einer Simulation des ifo-Instituts Anspruch auf Wohngeld, nutzen ihn aber nicht. Genaue Zahlen über den Wohngeldanspruch gibt es nicht, dafür fehlt es an hochwertigen administrativen Daten in Deutschland.

Die ifo-Forscher schätzen auf 7,3 Millionen Haushalte mit Anspruch auf Wohngeld. Drei von vier Menschen, die einen Anspruch auf Wohngeld haben, nehmen ihn also nicht wahr.

Die Zahlen seien zwar mit Vorsicht zu genießen, sagte einer der Autoren der Studie, Ökonom Andreas Peichl, weil sie auf einer Simulation der aktuellen makroökonomischen Lage und Daten von vor der Pandemie beruhen; „Die Relation zwischen Inanspruchnahme und Anspruch sollte aber in etwa gleich sein“, sagte er der „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ Mitte August.

Die Zahlen gehen aus einer Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz hervor, die das ifo-Institut im August vorgestellt hatte.

Vor der Reform des Wohngeldes waren Forscher von einer Inanspruchnahme von etwa 50 Prozent ausgegangen. Mit der Reform reicht der Wohngeldanspruch nun weit in die untere Mittelschicht hinein.

„Wenn man in München mit zwei Kindern lebt, kann der Wohngeldanspruch bis 5.500 Euro Haushaltseinkommen gehen“, sagte Ökonom Peichl der Zeitung. Dem Bundesbauministerium sind die Daten bekannt, es laufen entsprechende Studien. Erste Erkenntnisse sollen voraussichtlich zum Jahresende vorliegen. (dts/red)



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