Freuding: Angriff bei Kursk „ein bewusst hohes Risiko“

Die Unterstützer der Ukraine verfolgen gespannt die Kämpfe bei Kursk. Einige Ziele der Ukrainer seien erreicht. Gefahren nehme Kiew dabei bewusst in Kauf, sagt ein deutscher Generalmajor.
Christian Freuding, der den Planungsstab im Verteidigungsministerium leitet, begleitete vor zwei Wochen Generalinspekteur Carsten Breuer in die Ukraine.
Generalmajor Christian Freuding leitet den Planungsstab im Verteidigungsministerium.Foto: Kay Nietfeld/dpa
Epoch Times20. September 2024

Den ukrainischen Streitkräften hat ihr Angriff auf das russische Grenzgebiet bei Kursk bisher keine Entlastung für die heftig unter Druck geratenen Verteidiger im Donbass gebracht.

Russland habe Personalersatz, Kampfunterstützung statt in den Donbass nun in Richtung Kursk verlegt und Truppenteile aus Kaliningrad und Zentralrussland herangezogen, sagte der militärische Chefkoordinator der deutschen Ukraine-Hilfe, Christian Freuding, dpa.

„Aber wir haben nicht beobachten können, dass signifikante Kampftruppe aus dem Bereich Donbass abgezogen und in Richtung Kursk verlegt wurde“, sagte der Generalmajor.

Die Ukraine muss Gewinn bei Kursk auch verteidigen

„Aufgegangen ist die Rechnung der Ukrainer beim Überraschungseffekt, bei der Möglichkeit, ein Faustpfand in die Hände zu bekommen. Die russischen Streitkräfte sind in diesem Bereich stark abgenutzt worden“, sagte Freuding, der vor einigen Tagen zu Gesprächen in der Ukraine war.

„Jetzt wird es für die Ukrainer sehr darauf ankommen, diesen Raum auch weiter zu behaupten, zu halten, zu verteidigen.“ Die Ukrainer seien bei Kursk „ein bewusst hohes Risiko“ eingegangen.

Freuding betonte die Bedeutung der weiteren Militärhilfe für das von Russland angegriffene Land. Deutschland habe dabei eine Führungsrolle und einen hohen Eigenanspruch.

„Die eine Komponente ist natürlich, voranzugehen, bei dem, was wir selber leisten. Die zweite Komponente ist, Partner zu ermuntern, ihnen Wege aufzuzeigen, wie wir auch durch gemeinsame Initiativen und Projekte diese Unterstützung noch verstärken können“, sagte er.

Pistorius: Noch 1,4 Milliarden Euro für Kiew bis Jahresende

Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) hatte am Vortag für die Ukraine weitere Waffenhilfe im Wert von 1,4 Milliarden Euro noch in diesem Jahr angekündigt. Rund 400 Millionen Euro sollen demnach aus dem Verteidigungshaushalt finanziert werden, eine Milliarde Euro steht durch sogenannte Partnerbeteiligungen zur Verfügung.

Das sind Mittel, die Deutschland von Partnern eingeworben hat. Zudem sollen durch Zahlungsmechanismen auf Ebene der EU und der G7 künftig international weitere erhebliche Gelder im mittleren zweistelligen Milliardenbereich bereitgestellt werden.

Freuding sagte mit Blick auf die Waffenproduktion Russlands: „Wir beurteilen die Situation schon so, dass es schwieriger geworden ist für die Russen, auch die Rüstungsindustrie mit ihren komplexen Komponentenzulieferungen weiter am Laufen zu halten, aber es gelingt eben immer noch. Es gelingt ihnen, indem sie Umwege gehen, und es gelingt ihnen dadurch, dass sie auf die Unterstützung von Partnern wie China, Nordkorea und Iran zählen können.“

Zwar sei zu erkennen, dass Sanktionen greifen, doch gebe es Möglichkeiten, „Schlupflöcher zu finden oder auch ganz legale Umgehungsmöglichkeiten“.

Russen dächten anders

Eher skeptisch äußerte er sich zu Aussichten, dass die Fortsetzung des Krieges noch am Widerstand aus der russischen Bevölkerung scheitern könne.

„Wenn wir mit unserer westlichen Einstellung, mit unserem westlichen Blick immer gedacht haben, die russische Gesellschaft erträgt auch nur eine bestimmte Anzahl an Opfern, dann müssen wir jetzt erkennen, dass Russland seine eigene Mathematik hat“, so Freuding.

„Was wir von unseren gesellschaftlichen Verhältnissen ableiten, ist auf Russland so nicht übertragbar.“ Dieser gesellschaftliche Aspekt finde „seine Umsetzung unter den ganz besonderen Bedingungen eines diktatorischen Regimes“.

(dpa/red)



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