Wochenrückblick (Teil 3): Früher Landrat, jetzt Landrätin – alle Kollegen sind nun Kolleginnen

Heilung durch Gold und Rotwein. Einzelkinder kommen schneller in die Pubertät. Aus für eine Brauerei. Und es wurde ein 3.200 Jahre altes „Ramses II“-Schwert entdeckt. Ein unvollständiger Rückblick auf Meldungen der Woche in Kurznachrichten, Teil 3.
Ein VW-Mitarbeiter hat die Konzerntochter Audi verklagt, weil er sich durch einen genderspezifischen Sprach-Leitfaden des Unternehmens in seinen Rechten verletzt fühlt.
80 Prozent der Deutschen lehnen die Gendersprache ab.Foto: Sebastian Gollnow/dpa
Von 22. September 2024

Einzelkinder kommen schneller in die Pubertät

Das Aufwachsen mit Geschwistern beeinflusst Kinder in vielerlei Hinsicht. Doch gilt dies auch für die Pubertät? Eine Frage, der dänische Forscher nachgehen wollten. „Wir haben festgestellt, dass Einzelkinder deutlich früher in die Pubertät kommen – bis zu 4-5 Monate früher – als Kinder mit Vollgeschwistern“, erklärte Anne Gaml-Sørensen von der Universität Aarhus. Kinder mit Halb- oder Stiefgeschwistern kamen laut Studie ebenfalls früher in die Pubertät, wenn auch nicht so deutlich wie Einzelkinder: Mädchen über zwei Monate und Jungen zwischen 1,2 und 1,4 Monate früher. Ältere Studien zeigten bereits, dass das Fehlen eines Vaters zu einer früheren Pubertät führen kann. Obwohl dies schwer zu belegen ist, könnte eine Erklärung in erhöhtem Stress liegen. Eine eindeutige Ursache für den neu gefundenen Zusammenhang konnten die Forscher nicht nennen. (ger)

Pandas im Allgäu? Ja. Vor 11,5 Millionen Jahren

Sie sind groß, schwarz-weiß, tollpatschig und leben heute teuer in Asien: Gemeint sind die Bambus liebenden Pandabären. Doch es gab eine Zeit in der Erdgeschichte, in der diese Bärenart auch in Europa einschließlich Deutschland heimisch war. Dies zeigen Zähne aus der 11,5 Millionen Jahre alten Hammerschmiede im Allgäu. Der entdeckte Urpanda war ein Verwandter des Großen Pandas, seine Ernährung ähnelte jedoch eher der pflanzlich-tierischen Mischkost heutiger Braunbären, wie Forscher um Professorin Madelaine Böhme von der Universität Tübingen herausfanden. Entdeckt haben sie die Überreste bei den jüngsten Ausgrabungen, bei denen insgesamt 166 Tierarten zutage traten. Die Tiere lebten sowohl im Wasser als auch an Land oder hatten eine kletternde Lebensweise. Unter den Funden befanden sich weitere 27 Raubtierarten: von wenigen Kilogramm schweren Wieseln bis hin zu mehr als 100 Kilogramm schweren Hyänen und Säbelzahnkatzen. (kms)

Heilung durch Gold und Rotwein

Normalerweise verheilen Wunden schnell. Doch Grunderkrankungen oder Mangelerscheinungen reichen aus, dass eine Wunde chronisch wird – was Ärzte und Patienten vor große Herausforderungen stellt. Eine neue Entdeckung südafrikanischer Forscher könnte mit Wein und Gold eine wertvolle Abhilfe schaffen.

Rote Trauben machen freie Radikale, welche die Wundheilung stören, unschädlich und schützen zusätzlich den Körper vor oxidativem Stress. Foto: Fotoember/iStock

So zeigten Labortests, dass Goldnanopartikel und Rotwein gemeinsam die Heilung beschleunigen und Wunden in nur 72 Stunden fast vollständig verschließen können. Gold mit seinen entzündungshemmenden Eigenschaften wirke dabei als Katalysator und bringe den Heilungsprozess in Gang. Ergänzt wird die Wirkung durch die vielen Antioxidantien in roten Trauben. Außerdem sorgen sie für ausreichend Sauerstoff im Gewebe, was für eine Genesung unerlässlich ist. Wann und in welcher Form dieses Heilmittel eingesetzt werden kann, ist noch unbekannt. (ger)

Alle Kollegen sind nun Kolleginnen

Dezernentin, Amtsleiterin, Landrätin – ab dem 1. Oktober sind alle Beschäftigte im Landkreis Rotenburg (zwischen Bremen und Hamburg) in internen Anweisungen mit der weiblichen Sprachform anzureden. Auch, wenn sie männlich sind. Das betrifft auch Landrat – nun Landrätin – Marco Prietz (CDU), der sagt: „Es fühlte sich im Jahr 2024 einfach nicht mehr richtig an, nur die männliche Form zu nutzen.“ Anstelle männlicher werden weibliche Formen wie „Kollegin“, „Amtsleiterin“ und „Sachbearbeiterin“ verwendet, um alle Geschlechter einzuschließen. Die Resonanz der Belegschaft sei überwiegend positiv gewesen, heißt es. Kritik kommt ausgerechnet vom Landesfrauenrat: „Als generelle Regelung würden wir das nicht befürworten. Wir plädieren für eine geschlechtergerechte Sprache, wo Frauen und Männer sichtbar werden.“ Gegenüber Bürgern oder auf der Webseite bleibt es bei den üblichen Begriffen. (ks)

3.200 Jahre altes „Ramses II“-Schwert entdeckt

Archäologen haben in Ägypten die 3.200 Jahre alten Überreste einer Militärkaserne ausgegraben und dabei eine Fülle von Artefakten entdeckt. Ein Hingucker sei ein Schwert aus Bronze, das die Gravur „Ramses II“ trägt. Laut den Ausgräbern sei das Schwert keine Schauwaffe, sondern für den Einsatz gemacht gewesen. Es gehörte wahrscheinlich einem hochrangigen Offizier, der die Waffe möglicherweise als Belohnung für seine Dienste von Pharao Ramses II erhielt. Außerdem fanden die Archäologen zwei beschriftete Kalksteinblöcke, Lagerräume voller Getreide und Backöfen, Tontöpfe mit Tierknochen und mehrere Kuhgräber. Obwohl Kühe im alten Ägypten als himmlische Gottheiten verehrt wurden und symbolisch für Stärke, Überfluss und Reichtum standen, seien diese Tiere für den Teller bestimmt gewesen, so die Forscher. (kms)

Finnisch? Schwedisch? Englisch!

Der Verband der chemischen Industrie Finnlands will einen sprachlichen Neuanfang: Unternehmen sollen auf Englisch umsteigen. Das könnte den Arbeitskräftemangel in der Branche lindern. Und es sei der einzige Weg, um genügend Personal zu gewinnen.

Luftaufnahme der Neste-Ölraffinerie in Naantali, Finnland, im Sommer. Neste ist ein führender Hersteller von erneuerbaren Kraftstoffen, einschließlich Biodiesel. Foto: Jarmo Piironen/iStock

Für Anni Siltanen, eine Beraterin des Verbandes, ist sprachliche Flexibilität durchaus denkbar, die Arbeitsanweisungen könnten auf Finnisch, Schwedisch und Englisch verfügbar sein. Und: „Schichten könnten nach den Sprachen geplant werden, die von den diensthabenden Personen gesprochen werden. In der Praxis würde jeder in einer Schicht aus Sicherheitsgründen die gleiche Sprache sprechen.“ Der Industrieverband ist skeptischer und meint, dass eine Änderung der Unternehmenssprache in der Praxis äußerst schwierig durchzusetzen sei – selbst wenn es eine Entscheidung auf höchster Ebene für Englisch gebe. (ks)

Aus für eine Brauerei

334 Jahre braute das schwäbische Gasthaus Schlössle sein eigenes Bier. Es zählt damit zu den ältesten Brauereien, die Bayern hat. Doch im Dezember gibt die Brauerei in Neu-Ulm auf. Der Bierkonsum sinke, die Kosten für Rohstoffe und Energie – und die Bürokratie – stiegen. Mittlerweile müsste der Preis nahezu doppelt so hoch sein, doch das lasse sich am Markt nicht durchsetzen, erklärt Miteigentümerin Christa Zoller. Ein Kasten mit 12 Flaschen kostet aktuell 13,50 Euro. Der Flaschenverkauf läuft in den nächsten Wochen aus. Gaststätte und Biergarten bleiben erhalten und sollen weiterhin als „Ort der Bierkultur“ fungieren. Ausgeschenkt werden dann wohl andere regionale Biersorten. (ks)

Frankreich kürzt seine Entwicklungshilfe

Auch Paris hat nicht mehr genug Geld, das Haushaltsdefizit steigt und erreicht im Jahr 2024 rund 5,6 Prozent der BIP. Ziel ist, das Defizit wieder unter die von der EU vorgegebene Grenze von drei Prozent zu drücken. Frankreich ist – in absoluten Zahlen – mit rund 3,2 Billionen Euro das am höchsten verschuldete Land in der EU. Spätestens Anfang Oktober muss der Plan dem Parlament vorliegen, trotz aller politischen Querelen. Das französische Finanzministerium bezifferte vor einigen Monaten die notwendigen Kürzungen auf mehr als 20 Milliarden Euro. Allein die öffentliche Entwicklungshilfe soll um 800 Millionen Euro einsparen (-18 Prozent). Bei NGOs und der internationalen Hilfe löst das Alarm aus. 2023 flossen 14,3 Milliarden Euro in diesen Sektor. (ks)



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