Britische Regierung will Bahn teilweise verstaatlichen

Verspätungen, Zugausfälle, schlechte Stimmung beim Personal: Die neue Regierung in London hat einen Plan, wie sich das ändern soll.
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Ingenieure bewegen am 30. April 2024 in Derby, England, einen Zugwaggon zwischen den Werkstätten der Alstom-Zugfabrik. Diese Fabrik ist das einzige verbliebene Werk im Vereinigten Königreich, das den gesamten Prozess der Zugproduktion abdecken kann – von der Entwicklung über die Fertigung bis hin zu Tests und Export.Foto: Christopher Furlong/Getty Images
Epoch Times3. September 2024

Die neue britische Regierung will die Bahn teilweise wieder verstaatlichen. Noch heute soll das Parlament in London in dritter Lesung über ein entsprechendes Gesetz von Verkehrsministerin Louise Haigh abstimmen. Der Entwurf sieht vor, dass der Betrieb durch private Anbieter endet, wenn die bestehenden Verträge auslaufen oder eine vertragliche vereinbarte Kündigungsklausel gezogen werden kann. Haigh gehört der sozialdemokratischen Labour-Partei an.

Insgesamt gibt es derzeit 28 verschiedene Bahnunternehmen im Vereinigten Königreich, die in der Regel vorrangig eine bestimmte Region bedienen. Seit Längerem gibt es Kritik an Zugausfällen und Verspätungen sowie hohen Ticketpreisen.

Immer wieder hatten Streiks die Verbindungen lahmgelegt. Gewerkschaften werfen den Unternehmen vor, ihre Beschäftigten auszunutzen. Gewinne kämen nur Managern und Aktionären zugute.

Staatskonzern „Great British Railways“

In einem zweiten Schritt will Ministerin Haigh von der sozialdemokratischen Labour-Partei den Staatskonzern Great British Railways aufbauen. Er soll auch die Aufgaben des nicht gewinnorientierten Unternehmens Network Rail übernehmen, das für die Infrastruktur wie das Schienennetz verantwortlich ist.

Es ist nicht das erste Mal, dass das britische Bahnsystem verstaatlicht werden soll. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die vier großen Anbieter zum Staatskonzern British Railways zusammengelegt. Als die konservative Regierung unter Premierministerin Margaret Thatcher die Staatsbetriebe verkaufte, wurde British Rail, wie der Konzern dann hieß, zerschlagen.

Forderungen nach Zerschlagung der Bahn in Deutschland

In Deutschland ist die Lage im Schienenverkehr fast gegensätzlich. Marktführer Deutsche Bahn ist ein bundeseigener Konzern. Er ist als Aktiengesellschaft organisiert und befindet sich vollständig im Besitz der Bundesrepublik. Die Deutsche Bahn fährt nicht nur Züge durchs Land, sondern betreibt auch den größten Teil des Streckennetzes in Deutschland.

Auch wegen zunehmender Zugausfälle und hoher Verspätungen werden immer wieder Forderungen laut, den Konzern zu zerschlagen und Netz und Betrieb zu trennen.

Japan: Hochverschuldete Staatsbahn wurde privatisiert

Japans Bahnsystem ist für seinen Service, Pünktlichkeit, Sauberkeit und Kundenfreundlichkeit bekannt. Das war nicht immer so.

1987 wurde die hochverschuldete japanische Staatsbahn privatisiert. Aus dieser Privatisierung entstanden sechs regionale JR-Firmen (Japan Railways). Diese JR-Unternehmen betreiben einen Großteil des Fernverkehrs, einschließlich des berühmten Shinkansen-Hochgeschwindigkeitszugs.

Etwa 50 weitere private Bahnunternehmen ergänzen das Netz der JR-Firmen. Besonders bedeutend sind die sogenannten „großen 16“ – hochprofitable Privatbahnen in den Metropolregionen Tokio, Osaka und Nagoya. In ländlichen und suburbanen Gebieten existieren zudem mehrere Dutzend kleinere Privatbahnen.

In Ballungsräumen sind die privaten Bahnlinien meist sehr profitabel und bieten einen exzellenten Service. Im ländlichen Bereich gibt es durchaus noch Lücken. 30 Prozent des Individualverkehrs findet auf der Schiene statt. Viele Privatbahnen betreiben nicht nur Züge, sondern entwickeln auch Immobilien entlang ihrer Strecken. (dpa/red)



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