Hohe Jugend-Haftstrafen nach Mord in der Eifel
Mit der Tötung eines Arztes wollten sie jahrelanger häuslicher Gewalt ein Ende setzen: Zwei junge Angeklagte sind in einem aufsehenerregenden Prozess vor dem Landgericht Trier wegen Mordes zu hohen Jugendstrafen verurteilt worden. Der 18-Jährige muss neun Jahre ins Gefängnis, der 17-Jährige sechs Jahre, wie der Vorsitzende Richter Günther Köhler sagte.
Der 53 Jahre alte Orthopäde, der in einem Krankenhaus in Daun arbeitete, habe in seiner Freizeit „Alkohol im Übermaß“ getrunken, sagte der Richter. Dann sei es zu verbalen Attacken und körperlichen Übergriffen gekommen – im gemeinsamen Wohnhaus in Gerolstein (Kreis Vulkaneifel), wo die jungen Männer Ende 2022 im Alter von damals 16 Jahren den Mann heimtückisch ermordeten, sagte Köhler.
Die häusliche Gewalt richtete sich vor allem gegen seine ehemalige Lebensgefährtin, eine Krankenschwester, mit der das Opfer von 2011 bis Sommer 2022 zusammen gewesen sei. Aber auch gegen deren Sohn, den 18-Jährigen, und weniger gegen dessen Halbruder, den 17-Jährigen – der oft in dem Wohnhaus verweilte.
Die mitangeklagte frühere Lebensgefährtin des Opfers erhielt eine Freiheitsstrafe von zwei Jahren und vier Monaten – wegen unterlassener Hilfeleistung und Brandstiftung. Des gemeinschaftlichen Totschlags, wie von der Staatsanwaltschaft angeklagt, habe sich die 36-Jährige nicht schuldig gemacht, sagte Köhler. „Eine Beteiligung an der Tötung konnte nicht nachgewiesen werden.“
Nach Alkohol aggressiv geworden
Nach der Trennung habe der Arzt noch im Haus gewohnt und sei öfter nachts alkoholisiert umhergelaufen, sagte Köhler. Am Tatabend habe es wieder einen lautstarken Streit mit der Ex gegeben. Die Jugendlichen seien in die Küche gegangen und hätten gesehen, dass der 53-Jährige die Frau am Arm fasste und schubste.
Da habe der heute 18-Jährige, der die treibende Kraft der Tat gewesen sei, gesagt: „Jetzt geht es los!“ und mit seinem Halbbruder die spontane Entscheidung getroffen, „weitere Übergriffe zu verhindern“, indem sie den Arzt töteten, sagte der Richter.
Sie hätten dem Opfer auf dem Weg vom Bad zur Küche aufgelauert und es von hinten mit einem Baseballschläger und großen Schraubenschlüssel attackiert. Der 18-Jährige habe vor dem ersten Schlag zu dem Mann gesagt: „Du fasst meine Mutter nicht mehr an!“ Der 17-Jährige habe dann auf Anweisung des Älteren einen Kabelbinder um den Hals des Opfers gelegt und den Mann erdrosselt.
Frau hat Opfer nicht geholfen
Die 36-Jährige habe den Anfang der Tat mitbekommen, sei dann aber ins Kinderzimmer zu den drei Kleinkindern gegangen, die sie mit dem Opfer hat. Sie habe die Jugendlichen von der Tat nicht abgehalten und auch keine Hilfe geleistet, sagte Köhler. Damit habe sie den Tod des Arztes gebilligt. Das Verhalten sei besonders „verwerflich“, da sie damit ihren drei Kindern auch den Vater genommen hat.
Nach der Tat haben die Angeklagten gemeinsam den Tatort gereinigt und den Toten in Müllsäcke und eine Plane gepackt. Die Leiche wurden dann in einem Wald bei Rockeskyll vergraben. Anschließend setzten sie gemeinschaftlich das Auto, in dem der Tote transportiert wurde, in Brand. Daher wurden alle drei auch wegen Brandstiftung verurteilt.
Mit dem Urteil folgte das Gericht bei den jungen Männern weitgehend den Forderungen der Staatsanwaltschaft. Nicht aber bei der 36-Jährigen: Da hatte der Oberstaatsanwalt Eric Samel siebeneinhalb Jahre Haft wegen gemeinschaftlichen Totschlags gefordert. Nun werde er prüfen, ob er in Revision gehe, sagte er nach dem Urteil.
Arzt war auch als Täter bekannt
Der Arzt war bei der Polizei auch als Täter bekannt: Wegen verbaler und körperlicher Attacken im alkoholisierten Zustand wurde er vom Amtsgericht Daun viermal zu Geldstrafen verurteilt. Der Orthopäde war am 30. Dezember 2022 zuletzt an seiner Arbeitsstelle gesehen worden und galt lange als vermisst. Im Juni 2023 hatte ein Spaziergänger einen Teil der sterblichen Überreste im Wald entdeckt. (dpa/red)
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