Kulturkampf um den Dackel
Ob als Maskottchen für die Olympischen Spiele 1972, als treuer Begleiter in der TV-Serie „Hausmeister Krause – Ordnung muss sein“ oder als Wackeldackel auf der Hutablage im Auto – der Dackel ist Kult in Deutschland. In den vergangenen Wochen machten sich Besitzer aber vielmehr Sorgen um die Zukunft des Dackels. Denn die Fans des kleinen Vierbeiners sehen ihn durch eine Reform des Tierschutzgesetzes gefährdet.
Hierbei prallen verschiedene Sichtweisen aufeinander. Für die Hunde- und allen voran die Dackelzüchter gehen die geplanten Neuregelungen zu sogenannten Qualzuchten zu weit und schränken ihrer Ansicht nach auch die Zucht gesunder Tiere massiv ein. Bei dem Vorhaben der Bundesregierung geht es zum Beispiel darum, dass bestimmte für die Tiere nachteilige Eigenschaften wie zu kurze Beine über die Zucht nicht weiter vererbt werden dürfen.
Tierschützer begrüßen die von Bundesagrarminister Cem Özdemir (Grüne) geplante Reform grundsätzlich. Auch sie sehen noch Nachbesserungsbedarf. Doch weshalb bewegt dieses Thema so sehr die Gemüter?
Der Dackel als Lieblingshund
Von kaum einer Hunderasse gibt es in Deutschland so viele Tiere wie den Dackel. Nach Angaben des Verbandes für das Deutsche Hundewesen wurden 2022 in seinen Mitgliedsvereinen fast 6.300 Dackelwelpen registriert, beliebter war nur der Deutsche Schäferhund.
Für Heike Maiwald ist das nicht verwunderlich. Sie ist Sprecherin des Deutschen Teckelklub 1888, einem Hundezuchtverein mit eigenen Angaben zufolge mehr als 20.000 Mitgliedern. Sie selbst ist auch als Züchterin aktiv. „Der Dackel ist so verbreitet und beliebt, bei allen Generationen. Für viele Menschen gehörte ein Dackel zur Kindheit. Dackelbesitzer, die bereits den dritten oder vierten Dackel haben und ein Leben lang der Rasse treu bleiben, sind keine Seltenheit.“
Für Maiwald steht der Dackel so wie kein anderes Tier für Deutschland – statt des Bundesadlers könnte es für sie gerne einen Bundesdackel geben. Das fordert auch Komiker Tom Gerhardt. Als „Hausmeister Krause“ begleitete ihn in der gleichnamigen TV-Serie stets sein treuer Dackel Bodo. „Er hat etwas Einzigartiges in der Hundewelt. Er hat einen starken Willen, hat viel Beharrlichkeit und einen großen Mut – ganz im Gegensatz zu seinem kleinen Körper“, sagt er der Deutschen Presse-Agentur. Gleichzeitig sei der Dackel auch ein Familientier.
„Alles für den Dackel“
Mit seiner Serie fand Gerhardt auch selbst Eingang in den Kult rund um den Dackel. So sei er in das deutsche Dackelmuseum nach Regensburg eingeladen worden. Natürlich wurde auch das Motto des Dackelclubs in der Serie „Alles für den Dackel, alles für den Club, unser Leben für den Hund“ immer wieder zitiert.
Streit um die Dackelzucht
Aktuell sehen sich die Dackelfans wegen sogenannter Qualzuchten am Pranger. Krumme oder zu kurze Beine zum Beispiel schaden den Tieren. Deshalb möchte Agrarminister Özdemir die Möglichkeiten zur Zucht in einer geplanten Reform des Tierschutzgesetzes einschränken. Die beträfe zwar grundsätzlich alle Hunde, doch besonders der Dackel geriet dabei in die Diskussion.
Was sagen die Züchter?
Zu Unrecht finden Maiwald und der Deutsche Teckelklub. Denn die Merkmale, die die Debatte prägen, entsprechen längst nicht mehr dem Zuchtziel des deutschen Rassedackels und werden von ihren Züchtern abgelehnt, wie sie argumentieren. Stattdessen seien kenntnislos vermehrte Dackel oder Züchter, die nach weit weniger strengen Standards aus dem Ausland agierten, das eigentliche Problem. Und diese wären vom Gesetz nicht betroffen.
Was sagt der Tierschutz?
Der Deutsche Tierschutzbund sieht hier eine Gesetzeslücke. Es fehle ein Verbot des Imports und Handels von Tieren mit Qualzuchtmerkmalen. So könnten Qualzucht-Tiere weiterhin im Ausland gezüchtet und dann nach Deutschland gebracht werden. Die Regelungen zur Zucht im Inland begrüßt der Tierschutzbund hingegen und spricht von veralteten und krank machenden Rassestandards.
Özdemir stellt aber klar, das Züchten gesunder Tiere bleibe erlaubt: „Dieses Gesetz verbietet den Dackel nicht, es ist ein Pro-Dackel-Gesetz, weil es dem Dackel hilft, schmerzfrei zu leben.“ Der Teckelklub kritisiert dennoch, das Gesetz sei zu schwammig und biete zu viel Raum für Interpretationen, was eine Qualzucht sei.
„Die Kirche im Dorf lassen“
Auch Hausmeister Krause habe sich bereits entrüstet zur Gesetzesreform zu Wort gemeldet, erzählt Gerhardt und sagt, das sei belustigt zur Kenntnis genommen worden. Er selbst sagt dazu nur: „Es sind so viele Dackel, die gut und gesund aufgewachsen sind und gelebt haben, dass man die Kirche da besser mal im Dorf lässt.“ (dpa/red)
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