Mehr Insolvenzen: Dienstleister, Handel und Bau besonders betroffen

Immer mehr deutsche Firmen geraten in finanzielle Schwierigkeiten. Die Zahl der Insolvenzen von Unternehmen ist im Vergleich zum Vorjahr fast um ein Drittel gestiegen. Besserung ist nicht in Sicht.
Die Zahl der Firmenpleiten erreicht in den ersten sechs Monaten des Jahres 2024 den höchsten Stand seit 2016.
Die Zahl der Firmenpleiten erreicht in den ersten sechs Monaten des Jahres 2024 den höchsten Stand seit 2016.Foto: Oliver Berg/dpa
Epoch Times24. Juni 2024

Die Zahl der Firmenpleiten in Deutschland ist erneut gestiegen – und das deutlich. In den ersten sechs Monaten des Jahres 2024 wurden 11.000 Unternehmensinsolvenzen verzeichnet und damit knapp 30 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Das gab die Wirtschaftsauskunftei Creditreform bekannt. Die Insolvenzen erreichten damit den höchsten Stand seit 2016.

„Die Unternehmen kämpfen im ersten Halbjahr 2024 weiter gegen die Auswirkungen der Rezession in 2023, anhaltende Krisen und die kraftlose konjunkturelle Entwicklung in diesem Jahr“, sagte Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung.

Das zusammengenommen breche zahlreichen Betrieben das Genick. „Die Unternehmensstabilität in Deutschland ist derzeit so wacklig wie seit vielen Jahren nicht mehr“, so Hantzsch.

Dienstleistungsbranche besonders betroffen

Die Zahl der Insolvenzen ging in allen Wirtschaftsbereichen deutlich in die Höhe. Besonders betroffen ist die Dienstleistungsbranche, sie verzeichnete 6.500 Pleiten und legte damit um knapp 35 Prozent zu.

Einen starken Anstieg gab es auch im Handel (+20,4 Prozent), im Baugewerbe (+27,5) und im verarbeitenden Gewerbe (+21,5). Vor allem bei größeren Unternehmen liegt das Insolvenzgeschehen weit über dem Niveau der vergangenen Jahre.

Etwas gestiegen ist auch die Zahl der Verbraucherinsolvenzen. Mit 35.400 waren es knapp sieben Prozent mehr Meldungen als im Vorjahr. Dies ist den Experten zufolge auf die Inflation und hohe Zinsen zurückzuführen. Ein weiterer Grund ist demnach eine Novelle des Verbraucherinsolvenzrechts, die Privatpersonen eine schnellere Restschuldbefreiung erlaubt.

Eine Verbesserung der Situation erwartet die Wirtschaftsauskunftei Creditreform nicht. „Die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland dürfte 2024 aller Voraussicht nach schwach ausfallen. Zusammen mit den immer noch hohen Zinsen bleibt die Unternehmensfinanzierung eine echte Herausforderung“, sagte Hantzsch.

Er rechnet damit, dass die Insolvenzzahlen in diesem Jahr erstmals wieder das Niveau von vor der Pandemie übertreffen werden. 2023 gab es 18.000 Firmenpleiten, 2019 waren es 18.830 gewesen. (dpa/red)



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