Harald Schmidt: „Ich brauch‘ keinen Luxus, aber Internet“
TV-Satiriker Harald Schmidt gehört in der Rolle des Oskar Schifferle seit vielen Jahren zur Stammcrew des ZDF-Traumschiffs. Kommende Woche stehen wieder Dreharbeiten an. Im Interview der Deutschen Presse-Agentur verrät der als Late-Night-Talker berühmt gewordene Theaterschauspieler auch, wo und wie er diesen Sommer privat Urlaub macht, was seine liebsten Reiseziele sind und welche Chancen er Deutschland bei der Fußball-Europameisterschaft ausrechnet.
Harald Schmidt wurde am 18. August 1957 in Neu-Ulm geboren, wuchs in Nürtingen auf und studierte Schauspiel in Stuttgart. Nach einem Engagement am Theater Augsburg wechselte er 1984 zum Düsseldorfer Kom(m)ödchen und machte sich dort einen Namen als Kabarettist.
Seine erste Fernsehreihe „MAZ ab!“ bekam er 1988. Der Kult kam mit der 1995 gestarteten „Harald-Schmidt-Show“. 2014 verabschiedete er sich als Late-Night-Talker mit den Worten: „Fantastische 19 Jahre! Ihnen alles Gute und schönen Abend.“
dpa: Herr Schmidt, was sind Ihre Urlaubspläne für den Sommer?
Harald Schmidt: Föhr. Wieder mal.
Nicht Sylt?
Nee, Sylt, da war ich nie. Da treffe ich ja die Leute, denen ich das ganze Jahr aus dem Weg gehe. Was soll ich auf Sylt? Ich habe kein Interesse an einem Promi-Lokal oder Hummer-Essen oder was es da alles gibt. Jetzt wäre es für mich natürlich musikalisch interessant, aber gut. Wir waren ja schon jahrelang immer auf Föhr, und jetzt wollten wir da alle hin.
Was machen Sie denn so im Urlaub?
Ehrlich gesagt, ich bin ein riesengroßer Fan von Vertrödeln. Und für mich eine wahnsinnige Themenquelle sind die Frühstücksräume in Hotels. Wer kommt wie an? Wer ist schon wie schlecht gelaunt? Wer gehört zu den Knechten, die schon mit Tablet und iPhone das Müsli löffeln?
Gehen Sie im Urlaub auch mal offline?
Nein. Ich brauch‘ keinen Luxus, aber Internet. Wenn mir im Hotel schon mal gesagt wird „Wir haben uns erlaubt, Sie upzugraden“ sage ich: Bitte nicht. Ich will abends nicht 20 Minuten unterwegs sein, um das Licht auszumachen.
Alles, was Sie brauchen, ist WLAN?
Ja, ich brauche Internet, absolut. Google, alles. Ich bin auch damit einverstanden, dass ich ausspioniert werde, denn das ist bei mir ja sowieso schon seit 40 Jahren der Fall. „Hallo Schmidtchen, wie war’s in Husum? Mein Schwager hat dich da im Taxi gefahren“ – sagt mir der Taxifahrer in Freiburg.
Erkennen die Leute Sie auf Anhieb?
Antwort: Nicht immer. Neulich ist es mir in Ulm passiert, da war ich in der Innenstadt unterwegs und da blieb einer stehen und sagte: „Oh! Sie sind’s ja wirklich: Helmut Schmidt!“ Für meine Alterskohorte bin ich entweder Helmut Schmidt oder Harald Juhnke.
Drehen Sie in nächster Zeit wieder fürs „Traumschiff“?
Am Mittwoch! In Tromsø am Polarkreis.
Neuerdings tummeln sich immer mehr Influencer auf dem Schiff.
Ja, die werden einem teilweise auch gar nicht mit Namen vorgestellt. Da fragt man: Wer ist das? Antwort: Hat drei Millionen Follower. Was okay ist.
Sie werden entsprechend ihren Fähigkeiten eingesetzt. In erster Linie sollen sie für Aufmerksamkeit in den sozialen Netzwerken sorgen – was sehr gut klappt, muss man sagen. Was die Klickzahlen beim ZDF angeht, ist „Traumschiff“ mit dem „Bergdoktor“ ganz weit vorn.
Haben Sie auch privat schon mal Kreuzfahrten gemacht?
Habe ich, aber ich bin eigentlich durch, weil ich schon überall war. So mit das Tollste ist einfach die Einfahrt in den Hafen von New York. Freiheitsstatue, Ellis Island. Da kann man sich dann auch vorstellen, wie das gewesen sein muss, wenn man da früher als Einwanderer angekommen ist und dann zurückgeschickt wurde. Aber insgesamt bin ich nicht mehr so scharf auf Fernreisen. Das meiste ist in der eigenen Vorstellung sowieso besser, muss man ganz klar sagen.
In England haben Sie ja für Rosamunde Pilcher gedreht. Sind Sie da auch noch mal?
Da fahr‘ ich jetzt privat rum, mit dem Zug. Das ist ganz toll. Ich guck‘ dann teilweise: Wo feiert die Frau von Boris Johnson ihren Geburtstag? Da gelangt man in tolle Ecken, auf die man sonst nicht kommen würde.
Und dann sind Sie sehr oft in Österreich.
Ich bin absolut begeistert von Österreich. Das ist ein theaterverrücktes Land, vor allem Wien. Wien ist ja wirklich wie Paris oder London eine eigene Welt. Berlin ist nicht so eine eigene Welt für Deutschland wie es Wien für Österreich ist. In Deutschland haben Sie immer noch Hamburg und München oder auch Köln und das Ruhrgebiet.
In Österreich ist Wien konkurrenzlos. Außerdem ist mir die Mentalität vertraut, weil meine Mutter aus Brünn kam. Das ist heute Tschechien, aber war früher k.u.k-Monarchie. Ich fühle mich da sehr wohl. Dieses Internationale, dieses Völkergemisch, das ist da immer schon da gewesen. Ich höre in Wien in der Straßenbahn viele Sprachen, die ich nicht kenne.
Jetzt müssen wir noch über ein Thema reden: Europameisterschaft.
Ich gucke wahrscheinlich alle Spiele, aber nur die Spiele. Keine Vorberichterstattung, keine Nachberichterstattung, keine Experten-Interviews. Viele Spiele auch ohne Ton.
Können wir Europameister werden?
Ich würde sagen ja. Aber jetzt muss sich erstmal zeigen, ob Nagelsmann ein Turnier-Coach ist, habe ich gelesen. Ich freue mich auf seine Outfits, er ist ja sehr modisch.
Eine viel diskutierte Frage ist ja, ob Deutschland ein Sommermärchen 2.0 gelingen kann. Dagegen spricht, dass wir uns im Krisenmodus befinden.
Die Leute sind eigentlich viel entspannter als behauptet wird. Wenn Sie viel unterwegs sind, merken Sie, dass die Stimmung im Land eine völlig andere ist als medial vermittelt wird.
Das war schon vor zwei Jahren Ihre Beobachtung. Und das wollen Sie jetzt im Jahr 2024 tatsächlich noch aufrechterhalten?
Natürlich. Fahren Sie doch mal mit dem Auto zum Kamener Kreuz, wo der Abzweig Richtung Berlin-Hannover kommt. Wie lang da die Lkw-Schlange ist. Wenn das Wirtschaftskrise ist, dann sage ich: mehr davon. Ich habe übrigens gerade wieder meinen Jag durch den TÜV gekriegt – 22 Jahre alt.
Was hält der Sommer noch für uns bereit?
Ich freue mich schon auf Olympia. Bei Olympia ist so toll: Da rücken Sportarten ins Bild, die man sonst nie wahrnimmt wie zum Beispiel Bogenschießen. Super interessant.
Sie fahren aber nicht hin?
Nein.
Sie sind doch früher öfters mal mit dem Thalys von Köln nach Paris gefahren.
Ja, das mache ich auch heute noch, aber ich muss da nicht ins Stadion. Ich gehe immer gleich essen, sobald ich aus dem Bahnhof komme. Das habe ich gelernt durch Maestro Kurt Masur: Wenn Sie aus dem Gare du Nord rauskommen, direkt gegenüber rein – super Restaurant.
(dpa/red)
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