Erst Boom, nun Ernüchterung: Wärmepumpen-Markt kommt nicht in Schwung
Die Wärmepumpe soll eine Schlüsselrolle spielen bei der „Wärmewende“ – doch der Markt kommt nicht in Schwung. Im Gegenteil: Der Absatz ist eingebrochen. In der Branche wächst die Ungeduld.
Die Kunden warteten ab. „Die Verunsicherung ist für die Heizungsbauerbetriebe landauf landab täglich greifbar“, sagte Frank Ebisch, Sprecher des Zentralverbands Sanitär Heizung Klima. Der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) spricht von einer „herausfordernden“ Marktsituation. „Die Unternehmen haben teilweise Investitionen in Milliardenhöhe getätigt.“
Ziele werden verfehlt
Im ersten Quartal ist der Absatz von Wärmepumpen nach BDH-Angaben bei einem rückläufigen Gesamtmarkt im Vergleich zum Vorjahr um 52 Prozent auf 46.000 Geräte eingebrochen. Die Branche rechnet für das Gesamtjahr mit ungefähr 200.000 abgesetzten Geräten.
Damit bleibe der Markt deutlich hinter den Erwartungen zurück. Die Bundesregierung hatte als Ziel formuliert, dass ab 2024 jedes Jahr 500.000 Wärmepumpen installiert werden.
Mario Kohle, Chef des Unternehmens Enpal, das auch Wärmepumpen verkauft, wünscht sich, dass bei der Förderung die Bürokratie erleichtert wird. Notwendig sind Einkommenssteuerbescheide der letzten beiden Jahren, um den Einkommensbonus zu erhalten.
„Aber Millionen Rentner machen gar keine Einkommenssteuererklärung. Dafür braucht es eine andere Lösung. Und das zweite: ich glaube, was die Politik tun kann, ist, aufzuklären. Viele Menschen glauben, dass die Wärmepumpe in Bestandsbauten oder ohne Fußbodenheizungen nicht funktionieren würde. In Wahrheit funktioniert sie sehr gut und effizient bei den meisten Gebäuden.“
Branche sieht große Verunsicherung bei Kunden
Die langwierige und öffentliche Debatte um das neue Gebäudeenergiegesetz (GEG) habe viel Vertrauen bei den Verbrauchern in puncto Heizungsmodernisierung verspielt, sagte ein BDH-Sprecher. „Hinzu kommt, dass die Menschen derzeit noch viel zu wenig über die GEG-konformen technischen Lösungen und über die neue Förderkulisse wissen.“
Der starke Nachfragerückgang gegenüber dem Vorjahr gehe auf eine Reihe von Faktoren zurück, sagte Martin Sabel, Geschäftsführer des Bundesverbands Wärmepumpe.
„Noch vor zwei Jahren haben sich Endverbraucher große Sorgen über die Preis- und Versorgungssicherheit bei Gas und Öl gemacht. Diese Sorge besteht bei vielen derzeit nicht mehr, obwohl Gaspreise zwar gesunken, aber doch abhängig von der Weltlage ziemlich instabil geworden sind.“
Zudem würden CO2-Preise weiter ansteigen, ab 2027 möglicherweise auch sprunghaft durch den europäischen Zertifikatehandel. Außerdem habe die Diskussion rund um das GEG und die kommunale Wärmeplanung zu einer großen Verunsicherung und einer Wartehaltung vieler Hausbesitzer geführt.
Heizungsgesetz und Förderung
Nach heftigen politischen Streitigkeiten auch in der Ampel-Koalition war Anfang 2024 das GEG – auch als Heizungsgesetz bezeichnet – zu Jahresbeginn in Kraft getreten.
Ziel ist es, den Klimaschutz im Gebäudebereich wesentlich voranzubringen. Das Gesetz sieht generell vor, dass von 2024 an jede neu eingebaute Heizung zu 65 Prozent mit Erneuerbaren Energien betrieben werden muss. Die Regelungen greifen zunächst nur für Neubauten in einem Neubaugebiet. Funktionierende Heizungen können weiter betrieben werden.
Dreh- und Angelpunkt für bestehende Gebäude ist eine kommunale Wärmeplanung. Sie soll in Großstädten ab Mitte 2026 und für die restlichen Kommunen ab Mitte 2028 vorliegen. Hauseigentümer sollen dann Klarheit haben, ob sie zum Beispiel an ein Fernwärmenetz angeschlossen werden oder ob sie sich bei einer neuen Heizung um eigene dezentrale Lösungen kümmern sollen – also zum Beispiel eine Wärmepumpe.
Bremst Wärmeplanung den Wärmepumpen-Markt?
Die Wärmeplanung könnte den Wärmepumpen-Markt erst einmal ausbremsen, befürchtet die Branche. „Modernisierungswillige Investoren warten ab, schauen auf die anlaufenden Wärmeplanungen in den Kommunen und ordern im Zweifel noch Gas- oder Ölheizungen“, sagte Ebisch.
Die Politik müsse sich in Bezug auf die kommunale Wärmeplanung und den Ausbau der Fernwärme „ehrlich“ machen, so Sabel. „Denn es ist bereits heute in den weitaus meisten Versorgungsgebieten klar, dass Gebäudeeigentümer sich um eine dezentrale Form der klimaneutralen Beheizung werden kümmern müssen.“
Stammtischhoheit zurückbekommen
„Im Sommer 2022 stand für viele Menschen fest: Ich möchte weg vom Erdgas und die Wärmepumpe ist die Lösung“, sagte Tillmann von Schroeter, Geschäftsführer des Heizungsbauers Vaillant Deutschland.
„Am Stammtisch hieß es: „Wärmepumpe, Wärmepumpe, Wärmepumpe“.“ Immobilieneigentümer sollten sich nun nüchtern mit der Sachlage beschäftigen. „Wir müssen aus dieser Achterbahn raus, in der die Wärmepumpe erst als Allheilmittel und dann zu Unrecht als ungeeignete und sehr teure Technologie dargestellt wurde.“
Auf die kommunale Wärmeplanung zu warten, mache keinen Sinn. „Wenn ich als Hausbesitzer Platz habe, eine Wärmepumpe aufzustellen, ist das für die meisten Immobilien die beste Lösung“, sagte von Schroeter. „Die Kosten für die Installation sind inklusive Förderung vergleichbar mit den Kosten für den Einbau einer Gas- oder Ölheizung. Die Betriebskosten sind langfristig niedriger.“
Und der Wert der Immobilie steige. „Die Wärmepumpe ist damit für mich, meine Enkel und für mein Haus eine sinnvolle Investition. Wenn der Stammtisch das wieder weiß, haben wir einen Riesenschritt gemacht.“
Besser über Förderung informieren?
Beim Umstieg auf eine klimafreundliche Heizung ist eine Förderung von maximal 70 Prozent möglich, neben einer Grundförderung gibt es einen Speed-Bonus und einen Einkommensbonus. Die maximal förderfähigen Investitionskosten liegen bei 30.000 Euro für ein Einfamilienhaus.
Nur: Das scheint aus Sicht der Branche bei vielen Haushalten noch nicht angekommen zu sein. „Wir erwarten von der Bundesregierung, dass sie ihre Anstrengungen verstärkt, über das Förderprogramm und die gesetzlichen Rahmenbedingungen nach der GEG-Novelle zu informieren“, sagte Sabel. Denn unzweifelhaft sei die Bundesförderung stark verbessert worden. Auch der BDH fordert die Politik auf, eine „breit angelegte“ Kommunikationskampagne zu starten.(dpa/red)
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