Rechnungshof: EU verliert bei KI-Investitionen den Anschluss

KI gilt als zentrale Zukunftstechnologie. Doch Europas Ziele seien „nicht konkret genug und veraltet“, sagt der EU-Rechnungshof in Luxemburg. Macht die EU genug?
Ein Roboterhund spazierte Ende Mai mitten durch die Mannheimer Innenstadt.
Ein Roboterhund in der Mannheimer Innenstadt (Mai 2023).Foto: Bildschirmfoto/telegram/DSdarialive
Epoch Times29. Mai 2024

Bei Investitionen in die Entwicklung von Künstlicher Intelligenz (KI) verliert die Europäische Union nach Einschätzung des EU-Rechnungshofs den Anschluss an die USA und China. Die EU könne „nicht mit weltweit führenden Akteuren mithalten“, teilte der Rechnungshof in Luxemburg am Mittwoch mit. Die Ergebnisse EU-geförderter Projekte für Künstliche Intelligenz würden „nicht systematisch nachverfolgt“.

„Im Wettrennen um KI besteht die Gefahr, dass der Gewinner am Ende alles bekommt“, warnte der zuständige Prüfer am Rechnungshof, Mihails Kozlovs. „Umfangreiche und zielgerichtete Investitionen in KI werden in den kommenden Jahren entscheidenden Einfluss auf das Wirtschaftswachstum in der EU haben.“

Die EU-Kommission habe zwar umfangreiche Investitionspläne vorgelegt, aber kein System zur Kontrolle der Ergebnisse ihrer Förderungen eingerichtet. Außerdem seien die europäischen Maßnahmen „nicht gut auf die der Mitgliedstaaten abgestimmt worden“, schreiben die Prüfer weiter. Die seit 2018 nicht aktualisierten Investitionsziele der EU seien „nicht konkret genug und veraltet“.

EU liegt um über 10 Milliarden Euro zurück

„Die KI-Investitionen der EU stiegen im Zeitraum 2018 bis 2020 zwar stetig an“, heißt es in einem Bericht der Luxemburger Behörde. Doch die KI-Investitionslücke zwischen den USA und der EU, die sowohl den öffentlichen als auch den privaten Sektor betreffe, habe sich in diesem Zeitraum Schätzungen zufolge mehr als verdoppelt.

„Die EU liegt um über 10 Milliarden Euro zurück“, so der Rechnungshof. Staatliche Stellen und private Unternehmen haben in den USA also deutlich mehr Geld in die Hand genommen.

Daten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung zeigten zudem, dass die EU bei den Risikokapitalinvestitionen in KI auch 2021 und 2022 schlechter dastand als die USA und China, teilte der Rechnungshof mit.

KI-Investitionen aus dem EU-Haushalt haben zwar den Angaben nach zugenommen. Ein Sprecher der EU-Kommission betonte, dass man bereits mehr als eine Milliarde Euro pro Jahr in KI-Forschungsprojekte investiere. Mit Blick auf die gesamten öffentlichen und privaten Investitionen des Staatenbunds in KI machten die EU-Mittel laut dem Rechnungshof aber nur einen kleinen Teil aus.

Prüfer: Investitionsziele der EU sind überholt

Nach Ansicht des Rechnungshofs steht ein mangelnder Ehrgeiz bei den Investitionszielen „im Widerspruch zu dem Ziel, ein weltweit wettbewerbsfähiges KI-Ökosystem aufzubauen“.

Die Investitionsziele der EU seien seit 2018 unverändert und daher überholt. Während der Staatenbund für den gesamten Zeitraum von 2018 bis 2020 noch öffentliche und private Investitionen in KI in Höhe von 20 Milliarden Euro angestrebt hatte, war laut der Behörde für die darauffolgenden zehn Jahre pro Jahr ein solcher Beitrag geplant.

Der Rechnungshof sieht es als wichtig an, Geld in Künstliche Intelligenz zu stecken. Je nach Mitgliedsland variiere der Anteil der Unternehmen stark, die KI verwendeten. „Frankreich und Deutschland haben die größten öffentlichen KI-Investitionen angekündigt, während vier Länder noch immer keine KI-Strategien haben“, erklärte der Rechnungshof. Es sei wichtig, sich mit den Mitgliedsländern zu verständigen, wie ihre Investitionen dazu beitragen würden, EU-Ziele zu erreichen.

Der Rat der 27 EU-Länder hatte in diesem Monat einen ersten einheitlichen Rahmen für den Einsatz von KI etwa in der Videoüberwachung, Spracherkennung oder bei der Auswertung von Finanzdaten verabschiedet. Das Gesetz soll für die Entwicklung sicherer und ethischer Technologien sorgen, greift allerdings erst ab 2026. Kritiker befürchten, dass die Vorgaben in zwei Jahren bereits wieder veraltet sein könnten.

(afp/dpa/red)



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