Großteil der Deutschen ist gegen Palästina-Anerkennung – auch Joschka Fischer

Die Mehrheit der UN-Mitgliedstaaten erkennt Palästina als Staat an – Deutschland nicht. Ein Großteil der Bundesbürger ist gegen eine Anerkennung zum jetzigen Zeitpunkt. Auch der frühere Außenminister Joschka Fischer hält eine Anerkennung für eine falsche Entscheidung.
Der ehemalige Bundesaußenminister Joschka Fischer beim Literaturfestival Lit.Cologne.
Der ehemalige Bundesaußenminister Joschka Fischer.Foto: Rolf Vennenbernd/dpa
Epoch Times27. Mai 2024

Ein Großteil der Deutschen ist einer Umfrage zufolge dagegen, Palästina zum jetzigen Zeitpunkt als eigenen Staat anzuerkennen. Das ist das Ergebnis einer Forsa-Erhebung für den „Stern“. Demnach ist die Hälfte der Deutschen (50 Prozent) gegen die Anerkennung, 38 Prozent sind dafür und 12 Prozent trauen sich keine Einschätzung zu.

Die Mehrheit der US-Mitgliedstaaten erkennt Palästina inzwischen als Staat an – jedoch nicht die einflussreichsten westlichen Nationen wie die USA und Großbritannien sowie die Mehrzahl der EU-Staaten.

Spanien, Irland und Norwegen hatten vergangene Woche angekündigt, Palästina an diesem Dienstag als Staat anzuerkennen. Die Bundesregierung unterstützt eine Zwei-Staaten-Lösung zwar grundsätzlich, lehnt den Schritt zum jetzigen Zeitpunkt jedoch ab. Für die repräsentative Umfrage wurden am 22. und 23. Mai 1.004 Personen per Telefon befragt.

Früherer Außenminister gegen etwaige Vollstreckung der Haftbefehle zu Netanjahu

Der frühere Außenminister Joschka Fischer (Grüne) spricht sich gegen eine etwaige Vollstreckung des beantragten Haftbefehls gegen Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu in Deutschland aus.

Fischer kritisierte zudem, dass der Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs gleichzeitig Haftbefehle gegen Netanjahu, Israels Verteidigungsminister Joaw Galant und drei Hamas-Anführer beantragt hatte.

„Netanjahu ist ein demokratisch gewählter Regierungschef, die Hamas-Anführer sind es nicht. Ich finde diese Gleichsetzung nicht richtig“, sagte Fischer dem „Tagesspiegel“.

Ich wäre dagegen, diesen Haftbefehl zu vollstrecken. Deutschland wird einen israelischen Ministerpräsidenten nicht verhaften. Das hielte ich für nicht richtig.“

Der Hamas ist es nach Ansicht Fischers mit dem Terrorangriff am 7. Oktober gelungen, „den Kern der israelischen Staatslegitimation zu erschüttern. Nämlich, dass Israel der Garant der Sicherheit für die Juden in aller Welt ist.“

Viele seiner jüdischen Freunde hätten ihm in den vergangenen Monaten die Frage gestellt: „Sind wir denn nirgendwo sicher? Der Angriff rührt an das jüdische Trauma. Die jahrhundertelange Unterdrückungsgeschichte, die Pogrome mit dem Höhepunkt der Shoah. Und die Hamas hat auch der eigenen Bevölkerung einen furchtbaren Preis zugemutet.“

Palästina-Anerkennung? „In welchen Grenzen denn“?

Zudem positionierte Fischer sich gegen die Anerkennung eines Staates Palästina zum gegenwärtigen Zeitpunkt.

Er kritisierte die entsprechenden Ankündigungen Spaniens, Irlands und Norwegens. „In welchen Grenzen denn? Ich halte das für keine gute Entscheidung“, sagte er. „Die Anerkennung eines Staates ist hochkomplex. Und es muss sich auch tatsächlich um einen Staat handeln, mit einer Regierung, die die Verantwortung trägt und die die Macht hat, Entscheidungen zu treffen.“

Er verstehe die Motivation der Staaten, die sich jetzt für eine Anerkennung ausgesprochen hätten, sagte Fischer: „Sie sagen, wir haben genug von der Hinhaltetaktik, von Netanjahus Versuchen, die palästinensische Administration zu isolieren. Wir tragen das nicht mehr mit. Aber es ist falsch, Palästina jetzt als Staat anzuerkennen.“ (dts/dpa/red)



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