Unruhen in Neukaledonien: Erstes Flugzeug zur Evakuierung von Touristen gelandet
Angesichts der Unruhen im französischen Überseegebiet Neukaledonien ist ein erstes Flugzeug zur Evakuierung von Touristen in der Hauptstadt Nouméa gelandet.
Eine Hercules-Transportmaschine der australischen Armee stand am Dienstag auf dem Inlandsflughafen Magenta bereit, wie Korrespondenten der Nachrichtenagentur AFP berichteten. Es seien zunächst zwei Flüge geplant, schrieb die australische Außenministerin Penny Wong in Online-Netzwerken.
Auch Neuseeland schickte ein Militärflugzeug nach Neukaledonien, um in einem ersten Schritt 50 Touristen auszufliegen. „In Zusammenarbeit mit Frankreich und Australien arbeiten wir an weiteren Flügen in den kommenden Tagen“, erklärte der neuseeländische Außenminister Winston Peters.
Die Separatisten weigerten sich am 20. Mai, die Straßensperren aufzugeben, die einen Großteil der Inselgruppe im Pazifik lahmgelegt und den kommerziellen Flugverkehr gestoppt hatten. Sie widersetzten sich damit einer größeren Sicherheitsoperation der französischen Streitkräfte.
Ausschreitungen wegen mehr Wahlrechten
Die Unruhen in dem Überseegebiet, bei denen bereits sechs Menschen getötet und hunderte weitere verletzt wurden, halten seit gut einer Woche an. Auslöser der Ausschreitungen ist eine von der französischen Regierung vorangetriebene Änderung des Wahlrechtes.
Der nationale Rat des Volkes der Kanak, Inaat Ne Kanaky, hat „den ungerechtfertigten Vandalismus und die Gewalt mit Schusswaffengebrauch auf öffentlichen Straßen“ verurteilt. Er forderte die Festnahme der Verantwortlichen. Gleichzeitig bedauert der Rat, dass die umstrittene Verfassungsreform von der französischen Nationalversammlung abgesegnet wurde, schreibt die „Berliner Zeitung“.
Laut Nicolas Metzdorf, Abgeordneter in Neukaledonien der Macron-Partei Renaissance, ist ein radikaler Zweig der Unabhängigkeitsbewegung seit einigen Monaten für die Unruhen verantwortlich.
Diese vorwiegend alkoholisierten Jugendlichen würden alles angreifen, was französischen Ursprungs sei: „Ich gehöre zur siebten Generation in Neukaledonien und man greift mich an, weil ich weiß bin. Angesprochen sind alle, die sich in Neukaledonien niedergelassen haben und nicht vom Ursprungsvolk abstammen.“
Ähnlich sieht es Sonia Backès, Präsidentin der Südprovinz und Aktivistin für den Verbleib bei Frankreich. Sie prangert auf „BFM-TV“ die „rassistischen Beleidigungen“ derjenigen an, die in der ersten Nacht der Unruhen das Haus ihres Vaters niederbrannten.
Dieser Generation mangele es an Verständnis für Menschen, die schon „seit achtzig Jahren hier sind, zum größten Teil hier geboren sind und kein ‚Anderswo‘ haben“, erklärt Backès die Situation. „Wenn wir den Separatisten zuhören, werden wir zu Fremden in unserem eigenen Land, und das ist besonders traurig“, fügt sie hinzu.
Einflussreiche ausländische Gruppen schüren den Konflikt, schreibt Epoch Times aus Paris. Darunter ist Aserbaidschan. Aserbaidschan wirft Paris seine Unterstützung für Armenien vor.
Im Juli 2023 hatte Aserbaidschan Unabhängigkeitsbefürworter aus Martinique, Guyana, Neukaledonien und Französisch-Polynesien nach Baku eingeladen. Aus dieser Konferenz war die „Baku-Initiativgruppe“ hervorgegangen, die „die französischen Befreiungsbewegungen und Antikolonialisten“ unterstützen soll.
Ausnahmezustand, 270 Festnahmen
Die Regierung in Paris hat wegen der angespannten Lage den Ausnahmezustand in den Überseegebiet ausgerufen und 1.000 zusätzliche Sicherheitskräfte entsandt. Bei den Unruhen wurden in den vergangenen Tagen Geschäfte geplündert, Barrikaden errichtet und Gebäude und Fahrzeuge in Brand gesetzt.
270 Menschen wurden nach Behördenangaben bislang festgenommen. Die Straße zum internationalen Flughafen La Tontouta nahe der Hauptstadt Nouméa wird seit Tagen von Unabhängigkeitsbefürwortern blockiert. Dutzende Straßensperren, die Sicherheitskräfte am Sonntag freigeräumt hatten, wurden später größtenteils wieder aufgebaut.
Flüge von und nach Neukaledonien sind seit Dienstag ausgesetzt. Der Flughafen La Tontouta soll bis mindestens Donnerstagmorgen für den kommerziellen Flugverkehr geschlossen bleiben, wie der Betreiber ankündigte. (afp/red)
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