Krankenhausgesellschaft kritisiert neuen Klinik-Atlas

Bei den Krankenhäusern ist er unbeliebt, der Klinik-Transparenz-Atlas. Ihnen droht mehr Bürokratie und Dokumentationsaufwand. Gesundheitsminister Lauterbach stellt heute offiziell den Atlas vor und schaltet ihn frei.
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Immer mehr Krankenhäuser sind von einer Schließung bedroht. Ob der Transparenz-Atlas hilft, ist fraglich.Foto: iStock
Epoch Times17. Mai 2024

Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) hat den Klinik-Transparenz-Atlas von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), der am Freitag offiziell vorgestellt und frei geschaltet werden soll, als irreführend und überflüssig kritisiert.

„Es gibt keinen Bereich im Gesundheitswesen, der in der Qualität so transparent ist, wie die Krankenhäuser“, sagte DKG-Chef Gerald Gaß dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“.

Schon seit über zwei Jahrzehnten würden im online zugänglichen „Deutschen Krankenhausverzeichnis“ Informationen über Personal, Fallzahlen, Qualitätsdaten und Komplikationsraten aufbereitet. Mit mehr als 500.000 Aufrufen im Monat nähmen die Menschen dieses Angebot gut an.

„Der neue Atlas bringt nach unserer Einschätzung keine neuen Erkenntnisse über unsere Daten hinaus“, beklagte er. Vielmehr verursache er bei den Krankenhäusern mehr Aufwand und Bürokratie, weil sie künftig ihr ärztliches Personal noch kleinteiliger dokumentieren und regelmäßige Meldungen dazu abgeben müssten, so der Verbandschef.

Krankenhäuser bekommen Level-Stufen

Lauterbach will den Transparenz-Atlas am Freitag der Öffentlichkeit vorstellen. Die Datenbank soll unter anderem Daten zum Personal, zu den behandelten Fällen und die Komplikationsraten enthalten.

Zudem sollen die Kliniken in der Datenbank bestimmten Versorgungsstufen zugeordnet werden – von der wohnortnahen Grundversorgung („Level 1“) über eine zweite Stufe mit weiteren Angeboten bis zu Maximalversorgern wie Universitätskliniken („Level 3“).

Diese Einteilung kritisierte der DKG-Chef als „äußerst problematisch“. Sie hätten keinen Bezug zur Behandlungsqualität, so Gaß. „Krankenhäuser können anders als Hotels nicht mit Sterne-ähnlichen Leveln eingeteilt werden“, beklagte er. Das konkrete Behandlungsangebot könne in einer hochspezialisierten kleineren Klinik sehr viel hochwertiger sein als in einer Universitätsklinik.

AOK lobt die Datenbank

Lob kam dagegen vom AOK-Bundesverband, der ebenfalls eine Klinik-Datenbank mit aktuellen Fall- und Qualitätsdaten betreibt.

Der Vize-Chef des Verbandes, Jens Martin Hoyer, sagte dem RND, der Start des Bundes-Klinik-Atlas sei ein richtiger und wichtiger Schritt zur Ergänzung der bisherigen, freiwilligen Informationsangebote der Krankenkassen. Patienten, die vor planbaren Behandlungen stehen, bräuchten „mehr Orientierung bei der qualitätsorientierten Auswahl einer Klinik mit adäquater Ausstattung und der nötigen Routine“, sagte er.

Auswertungen der AOK zeigten, dass sich gerade Menschen mit schweren Erkrankungen wie Krebs aktuell nicht darauf verlassen könnten, dass sie überall eine optimale Behandlung erhielten. (dts/red)



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