Chemieindustrie: Stellenabbau bei Bayer und schwierige Nachfrage
Der Chemie- und Pharmakonzern Bayer hat im ersten Quartal acht Prozent weniger Gewinn gemacht als im Vorjahreszeitraum. Das Konzernergebnis belief sich auf 2,0 Milliarden Euro, wie das Leverkusener Unternehmen am 14. Mai mitteilte. Im Agrargeschäft sowie bei rezeptfreien Gesundheitsprodukten ging der Umsatz zurück, während der Pharmabereich zulegte.
Der Gesamtumsatz in den ersten drei Monaten des Jahres lag den Angaben zufolge bei 13,7 Milliarden Euro und damit 0,6 Prozent unter dem Vorjahreswert. Nach vorne blickend betätigte der Konzern seine um Währungseffekte bereinigte Prognose für das laufende Jahr.
Bayer kämpft seit der Übernahme des US-Agrochemie-Konzerns Monsanto mit einer Reihe von Problemen unter anderem wegen mehrerer Klagen gegen das Unternehmen in den USA. Seitens der Aktionäre kamen zunehmend Rufe nach einer Abspaltung des Agrargeschäfts. Trotz eines hohen Verlusts 2023 verfolgte Bayer diese Pläne aber nicht weiter.
Stattdessen ist eine organisatorische Neuaufstellung inklusive eines deutlichen Stellenabbaus geplant. „Wir konsolidieren Rollen, bauen Hierarchieebenen ab und schaffen Teams, die schlagkräftiger arbeiten können“, erklärte Konzernchef Bill Anderson. „Dabei geht es um viel mehr als die Stellenanzahl oder Kosteneinsparungsziele. Es geht um unsere Innovationsfähigkeit, unser Wachstum und Verbesserungen für unsere Kunden.“
ifo-Institut: Geschäftsklima hellt sich auf
Das Geschäftsklima in der Chemieindustrie in Deutschland hat sich zuletzt weiter verbessert, schreibt das ifo-Institut. Der entsprechende Index stieg im April 2024 auf -6,0 Punkte, nach -10,1 Zählern im März.
Die aktuelle Geschäftslage beurteilten die Unternehmen mit -16,0 Punkten etwas besser als im März (-18,0 Punkte). Die Geschäftserwartungen haben sich aufgehellt – der Indikator stieg auf +4,6 Punkte im April nach -1,9 Punkten im März. „Die Chemiebranche blickt etwas zuversichtlicher auf die kommenden Monate“, sagte ifo-Branchenexpertin Anna Wolf.
Die Nachfragesituation in der Chemie bleibt hingegen angespannt: Fast die Hälfte der Unternehmen klagt über zu wenige Aufträge. Im April waren es 46,6 Prozent, nach 40,6 Prozent im Januar.
Allerdings erwarten die Chemieunternehmen mehr Aufträge aus dem Ausland. Erstmals seit Januar 2023 planen erste Firmen zudem mit steigenden Verkaufspreisen. Mehr Unternehmen wollen ihre Produktion in den nächsten Monaten ausweiten.
Tarifverhandlungen haben begonnen
Die Meldungen von Bayer und dem ifo-Institut kommen passend: Für die rund 585.000 Beschäftigten in der Chemie-Industrie geht es ab heute im thüringischen Teistungen um Gehälter und Arbeitsbedingungen. Dort treffen sich die IG Bergbau Chemie Energie (IG BCE) und der Bundesarbeitgeberverband Chemie (BAVC) bis einschließlich Mittwoch zur ersten bundesweiten Verhandlungsrunde über den neuen Branchentarifvertrag.
Die Gewerkschaft zieht mit einer Forderung nach 7 Prozent mehr Geld in die Verhandlung, während die Arbeitgeber zunächst über die aus ihrer Sicht schlechte wirtschaftliche Lage der Unternehmen sprechen wollen.
Die Forderung sei weder krisengerecht noch finanzierbar, sagte BAVC-Hauptgeschäftsführer Klaus-Peter Stiller. „Wir müssen noch viel aufholen, bis wir das Niveau vor Beginn des Ukraine-Krieges wieder erreicht haben. Außerdem haben die Chemie-Beschäftigten erst zu Jahresbeginn 3,25 Prozent mehr Geld bekommen. Sie werden 2024 ohne jede weitere Tariferhöhung real mehr Geld in der Tasche haben.“
Gewerkschaft: Blockadehaltung ist Gift für Branche
Der Verhandlungsführer der IG BCE, Oliver Heinrich, wirft den Arbeitgebern eine Blockadehaltung vor. Die Gewerkschaft will neben den Gehaltssteigerungen auch Vorteile für die eigenen Mitglieder gegenüber anderen Arbeitnehmern tariflich festschreiben. Messbare Vorteile könnten demnach mehr Freizeit, mehr Geld oder eine bessere soziale oder gesundheitliche Absicherung für Gewerkschaftsmitglieder sein.
Ein Abschluss wird bei diesen weit auseinander liegenden Positionen nicht erwartet. Eine weitere bundesweite Verhandlungsrunde ist bereits für Anfang Juni in Wiesbaden verabredet. Den Bundesverhandlungen sind Gespräche in den neun Tarifregionen vorausgegangen, die am Ende in der Regel die Vereinbarungen der Bundesebene übernehmen.
Die „Friedenspflicht“ der Gewerkschaft endet am 30. Juni. (afp/dts/dpa/red)
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