Griechische Insel Santorini in China komplett kopiert

Chinas Kopier-Industrie geht weit über gefälschte Luxusgüter hinaus. In der Provinz Yunnan wurde eine ganze Insel nachgebaut: die griechische Ferieninsel Santorini mit ihrer pittoresken Fotomotiv-Architektur. Ein chinesischer See wurde dafür kurzerhand zum Ägäischen Meer umfunktioniert.
Chinesisches Fake oder griechisches Original? Der berühmte Sonnenuntergang der Ägäis-Insel Santorini in Griechenland. Foto: iStock aletheia97
Chinesisches Fake oder griechisches Original? Der berühmte Sonnenuntergang der Ägäis-Insel Santorini in Griechenland.Foto: iStock
Von 18. Mai 2024

„Same, same, but different“ ist oft der Kommentar auf asiatischen Märkten, wenn Händler gefakte Adidas-Turnschuhe oder Chanel-Brillen zum kleinen Preis anbieten. Viele der Kopien werden in China hergestellt; ganze Industriezweige leben von der Herstellung von Billigkopien. 

Das „Reich der Mitte“ ist bekannt für seine Klon-Wut, deren Kopien weit über täuschend ähnlich aussehende Luxus-Uhren, Handtaschen und sogar nachgebaute Luxus-Karossen wie gefakte Lamborghinis hinausgehen. Ebenso betrifft das Phänomen der „Fakes made in China“ sogar den Tourismus.

Ägäis-Vulkaninsel einfach kopiert

Jetzt wurde in China sogar eine ganze Insel kopiert, und zwar eine der beliebtesten und auch für Touristen teuersten Ferieninseln Griechenlands: Santorini. Die Vulkaninsel in der Ägäis gilt aufgrund seiner Landschaft und der Architektur mit den weißen Zuckerwürfel-Häuschen und blauen Kirchenkuppeln als schönste Insel Griechenlands und ist so zum Honeymoon-Sehnsuchtsziel und Foto-Hotspot geworden. Beliebt ist die Insel auch für Kreuzfahrt-Touristen auf schneller Durchfahrt.

Die Kopie steht in der südwestlichen China-Provinz Yunnan, eigentlich bekannt für Berglandschaften und grüne Landstriche. Nahe der Stadt Dali ist mit dem „Santorini Dali Resort“ ein ganzes Gebiet entstanden, das die griechische Insel imitiert. Der Erhai-See von Dali wurde dabei kurzerhand umfunktioniert zur griechischen Ägäis-Kulisse.

Mediterranes „Must See“ als chinesischer Insta-Hotspot

Mehr als eine Milliarde Euro investierte China in das Projekt, das auf 3.700 Hektar steht. Damit hat die chinesische Kopie knapp die Hälfte der Größe der original griechischen Insel (7.600 Hektar). Auf dem Areal befinden sich mit der typischen Insel-Architektur nachgebaute Hotels, Restaurants und Shops. Statt chinesischer Schriftzeichen sind an den Fassaden Namen in griechischen Buchstaben zu finden.

Nicht nur in Europa ist die Ägäis-Insel ein Honeymoon-Ziel, auch China gilt die griechische Ferieninsel als Hotspot für Hochzeiten. Aufgrund der dabei entstehenden Kosten für Anreise nach Europa vorwiegend in der Oberschicht. Wem das zu teuer ist, der kann ab jetzt in die Provinz Yunnan reisen. Es etabliert sich dort gerade ein Markt für Hochzeitsfeiern, die standardisiert als Paket angeboten werden.

Wer sich hier zwischen griechischen (Fake -) Häuschen in Foto-Pose werfen will, spart sich zwar die Anreise nach Europa, muss aber zwischen 230 und 260 Euro pro Nacht dafür bezahlen.

Der Landstrich liegt mit durchschnittlich circa 25 Grad Celsius knapp über den Temperaturen von Santorini. Doch der typische Vulkan fehlt sowie der berühmte Sonnenuntergang von Santorini. Bei Sonnenschein sehen die Instagram-Fotos täuschend nach der griechischen Insel aus.

Screenshot vom Santorini-Double aus der Insta-Story von mariammbaig

Europäische Tourismus-Highlights mitten in China

Auch wenn mit Santorini erstmals eine ganze Insel nachgebaut wurde, ist das nicht der erste Europa-Fake, der in China entstanden ist. Auch andere Städte oder Wahrzeichen wurden kopiert. Hier drei Beispiele:

So steht in der Provinz Zhejiang am ostchinesischen Meer seit 2007 ein Eiffelturm, fast wie in Paris. Vor allem Brautpaare zieht es zum Fotoshooting zur Eiffelturm-Kopie an den chinesischen Champs Élysées – auch der Pariser Prachtboulevard wurde nachgebaut inmitten einer binnen fünf Jahre vom Reißbrett hochgezogenen Stadt. Sie nennt sich Tianducheng und ist im europäischen Stil errichtet, gleich neben dem uralten Baoguo-Tempel und der Liuhe-Pagode. Der Eiffelturm ist hier nur eine kleine Kopie, er misst in China lediglich 108 Meter Höhe – das französische Original hingegen 324 Meter.

Der Eiffelturm: Das Original in Paris wurde von 1887 bis 1889 gebaut. Foto: iStock

Paris in China: ohne lange Anreise. Foto: iStock

Auch eine Replik der Tower Bridge wurde in China gefertigt. In der Stadt Suzhou nahm man es dabei im Detail nicht so genau. Die im Jahr 2012 errichtete chinesische Kopie hat vier statt zwei dicke Türme und der Hebemechanismus wie beim Originalbau der Tower Bridge fehlt. 

Chinesische Tower Bridge mit vier Türmen. Foto: STR/AFP via Getty Images

Die originale Tower Bridge in London, England, UK. Foto: iStock

In Südchina wurde eine Kopie des pittoresken österreichischen Dorfes Hallstatt gebaut. Mit original aus Österreich eingeflogenen Bäumen, Holzbalkonen und Kopfsteinpflaster wurde hier ein alpines Resort geschaffen. Allerdings ist der künstlich angelegte See in China fünfmal kleiner und nicht so glasklar wie in Österreich. Für die Nachbildung der österreichischen Idylle gab das staatliche chinesische Unternehmen Minmetals 940 Millionen Dollar aus.

Der Historische Marktplatz des UNESCO-Weltkulturerbes Hallstadt im Salzkammergut. Foto: iStock Bluejayphoto

Pastellfarbenes Alpenidyll Hallstadt als chinesischer Klon. Foto: Screenshot Deutsche Welle



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