Getötete Helfer im Gazastreifen: Präsident entschuldigt sich aufrichtig, Israelische Armee spricht von „schwerem Fehler“
Nach dem Tod von sieben Mitarbeitern der US-Hilfsorganisation World Central Kitchen (WCK) durch einen israelischen Luftangriff im Gazastreifen hat Israels Präsident Isaac Herzog den Angehörigen sein Beileid ausgesprochen.
Sein Büro erklärte am Dienstag, Herzog habe mit dem Gründer der Hilfsorganisation, José Andrés, telefoniert und „seine tiefe Trauer und aufrichtige Entschuldigung angesichts des tragischen Verlusts“ ausgedrückt.
Bei dem Angriff auf einen Konvoi von WCK waren am Montag nach Angaben der Organisation sieben Helfer aus Australien, Polen und Großbritannien getötet worden. Unter den Opfern befanden sich auch eine Person mit US-kanadischer Staatsangehörigkeit sowie ein Palästinenser. Der Vorfall ereignete sich demnach, als der Konvoi aus drei Fahrzeugen ein Warenlager in Deir al-Balah im Zentrum des Gazastreifens verließ.
Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu sprach am Dienstag von einem „tragischen Zwischenfall“, bei dem das israelische Militär „unbeabsichtigt“ unschuldige Menschen im Gazastreifen getroffen habe.
Armee nennt Vorfall „schweren Fehler“
„Dieser Vorfall war ein schwerer Fehler“, sagte Israels Generalstabschef Herzi Halevi in einer am Mittwoch im Onlinedienst X veröffentlichten Videobotschaft.
„Es war ein Fehler, der auf eine falsche Identifizierung in der Nacht folgte, während eines Krieges, unter sehr komplexen Bedingungen“, fuhr Halevi fort. „Das hätte nicht passieren dürfen.“
Dies habe eine vorläufige Untersuchung ergeben. Ein unabhängiges Gremium werde den Vorfall gründlich untersuchen und „in den nächsten Tagen“ abschließen. Die Armee werde aus den Schlussfolgerungen lernen „und sie sofort umsetzen“, sagte der israelische Generalstabschef und drückte sein Bedauern aus.
Reaktionen aus dem Ausland
Mehrere Länder, darunter Deutschland, zeigten sich schockiert und forderten rasche Aufklärung. US-Präsident Biden kritisierte Israel am Dienstagabend (Ortszeit) scharf. „Vorfälle wie der gestrige sollten einfach nicht passieren“, erklärte er.
Er sei „empört und untröstlich“ über den Tod der WCK-Hilfsarbeiter. Die Verteilung von Hilfsgütern im Gazastreifen sei schwierig gewesen, „weil Israel nicht genug getan hat, um Hilfskräfte zu schützen, die versucht haben, dringend benötigte Hilfe an Zivilisten zu liefern“. In der Erklärung forderte Biden zudem, die israelische Untersuchung des Angriffs müsse schnell erfolgen. Die Ergebnisse müssten veröffentlicht werden.
Der polnische Regierungschef Donald Tusk übte scharfe Kritik. Der „tragische Angriff“ auf humanitäre Helfer sowie die öffentliche Reaktion der israelischen Regierung stellten die Solidarität mit Israel „auf eine harte Probe“, erklärte Tusk am Mittwoch im Onlinedienst X. Der Vorfall erzeuge „verständlichen Zorn“, erklärte Tusk an Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu gerichtet.
DRK-Chefin fordert Sicherheitsgarantien
„Jeder fühlt sich jetzt bedroht“, zitierte die „New York Times“ Michael Capponi, Gründer der Hilfsorganisation Global Empowerment Mission. Es müsse der internationalen Gemeinschaft von NGOs „garantiert werden, dass wir bei unserer Arbeit, die so wichtig ist, sicher sind“, forderte Capponi.
Die von dem prominenten Fernsehkoch José Andrés gegründete US-Hilfsorganisation WCK engagierte sich seit Beginn des Kriegs zwischen Israel und der Hamas vor fast sechs Monaten für die Bevölkerung im Gazastreifen. Auch an der Lieferung von Lebensmitteln per Schiff aus Zypern in den Gazastreifen und am Bau einer Anlegestelle waren die Helfer federführend beteiligt.
World Central Kitchen will angesichts des Tods seiner Mitarbeiter ihren Einsatz in der Region sofort stoppen und bald Entscheidungen „über die Zukunft unserer Arbeit treffen“.
Auch die Präsidentin des Deutschen Roten Kreuzes, Gerda Hasselfeldt, fordert einen besseren Schutz für humanitäre Einsatzkräfte. „Wir brauchen dringend Sicherheitsgarantien für Helferinnen und Helfer“, sagte Hasselfeldt dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).
Anders sei die Unterstützung der Menschen in Gaza und der Schutz der eigenen Mitarbeiter nicht mehr zu gewährleisten. Sie forderte zudem kontinuierlichen Zugang für humanitäre Hilfe in Gaza.
„Wir tun mit unseren Partnern aus der Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung alles, um weiter bedarfsgerecht Hilfe für die Menschen in Not zu leisten“, sagte sie, „aber es wird immer schwieriger und die Situation vor Ort ist für die Helferinnen und Helfer sehr gefährlich.“ (afp/dpa/red)
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