Israel erlaubt zwei Tanklaster nach Gaza pro Tag

Hilfsorganisationen warnen vor den verheerenden Folgen des Treibstoffmangels in dem palästinensischen Küstengebiet. Nun will Israel zwei Tanklaster täglich zulassen. Reicht das?
Das Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA) bringt am Mittwoch zwei Lastwagen mit Treibstoff über den Al-Masry-Übergang nach Gaza.
Das Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA) bringt am Mittwoch zwei Lastwagen mit Treibstoff über den Al-Masry-Übergang nach Gaza.Foto: Abed Rahim Khatib/dpa
Epoch Times17. November 2023

Israel genehmigt für humanitäre Zwecke die Einfuhr von Diesel mit zwei Tanklastwagen pro Tag in den Gazastreifen. Das Kriegskabinett habe einer entsprechenden Empfehlung des Militärs sowie des Inlandsgeheimdiensts zugestimmt, bestätigte ein hochrangiger israelischer Vertreter.

Die Laster sollen demnach über den Grenzübergang Rafah in den Küstenstreifen fahren. Der Diesel soll demnach die Stromversorgung für die Wasser- und Abwasserinfrastruktur garantieren – auch, um den Ausbruch von Epidemien zu verhindern.

UNWRA spricht Warnung aus

Vor zwei Tagen war erstmals seit Wochen ein mit Treibstoff befüllter Tankwagen von Ägypten in den Gazastreifen eingefahren. Laut dem Hilfswerk für Palästinensische Flüchtlinge (UNWRA) handelte es sich jedoch lediglich um einen halbgefüllten Tanklastwagen – und damit nur neun Prozent dessen, was die UN-Organisation täglich für ihre lebensrettenden Aktivitäten brauche. Vor dem Krieg fuhren UN-Angaben zufolge täglich etwa 45 Tanklastwagen für kommerzielle und humanitäre Zwecke in das Küstengebiet.

UNRWA hatte zuvor gewarnt, dass die humanitäre Unterstützung für die Menschen im Gazastreifen wegen des Spritmangels zusammenbrechen wird. Eine UNRWA-Sprecherin sagte, das Hilfswerk habe deswegen in seiner Fahrzeugflotte in den vergangenen Tagen keine Hilfsgüter mehr annehmen können. Zudem erschwere ein Zusammenbruch der Kommunikationsnetze im Gazastreifen die Koordination.

Israel: Lieferung von Wasser und Essen für Schifa-Klinik

Zuvor lieferte Israels Militär dem Schifa-Krankenhaus im Gazastreifen nach eigenen Angaben mehr als 4000 Liter Trinkwasser und 1500 Essensrationen. Das teilte das Militär auf der Plattform X, vormals Twitter, mit. Fotos zeigten einen Lastwagen mit Wasserflaschen und das Abladen einer Palette durch einen Gabelstapler. Die Informationen des Militärs ließen sich zunächst nicht unabhängig bestätigen.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) will nach den schweren Zerstörungen durch israelische Angriffe im Gazastreifen Feldlazarette einrichten. Das sagte der WHO-Vertreter für die besetzten Palästinensergebiete, Richard Peeperkorn.

Vor Beginn des Gaza-Kriegs habe es dort rund 3500 Krankenhausbetten gegeben. Heute stünden in dem abgeriegelten Küstengebiet nur noch 1400 zur Verfügung. Der Bedarf liege aber wegen der vielen Verletzungen bei 5000. Zudem müssten so bald wie möglich 50 bis 60 schwerkranke Patientinnen und Patienten pro Tag aus dem Gazastreifen gebracht werden, um in Ägypten adäquat versorgt werden zu können.

Verwirrung um weitere Hilfslieferungen in den Gazastreifen

Bei der Lieferung dringend benötigter Hilfsgüter für die Zivilbevölkerung im Gazastreifen hat es zuvor widersprüchliche Angaben gegeben. Nach israelischer Darstellung wurde 144 Lastwagen die Fahrt aus Ägypten in den Gazastreifen genehmigt.

Nach Aussage des UN-Hilfswerks für Palästinenser (UNRWA) kam jedoch keine Hilfe an. Die Organisation habe ihren Betrieb mangels Treibstoff und wegen des Zusammenbruch der Kommunikationsnetze einstellen müssen, erklärte das Hilfswerk. Das UN-Nothilfebüro Ocha erklärte, am Mittwoch und Donnerstag seien keine Hilfslieferungen in den Gazastreifen gelangt.

Die für Kontakte mit den Palästinensern zuständige israelische Cogat-Behörde hatte am Donnerstagabend auf der Plattform X (vormals Twitter) mitgeteilt, 144 Lastwagen hätten unter anderem Essen, Wasser und Arzneimittel von Ägypten über die Grenze gebracht.

Die widersprüchlichen Angaben der beteiligten Parteien konnten über Nachfragen bei Cogat, OCHA in Genf und bei den ägyptischen Behörden bis zum frühen Nachmittag nicht abschließend aufgelöst werden. Möglicherweise konnten die 144 Laster in den Transitbereich des Grenzübergangs einfahren und befanden sich damit im Niemandsland zwischen Ägypten und dem Gazastreifen.

Prekäre Stromversorgung

Nach dem Massaker der Terrororganisation Hamas in Israel am 7. Oktober hat die israelische Regierung die Stromversorgung sowie Treibstofflieferungen in den Gazastreifen gekappt. Israel fürchtet, dass der Treibstoff in die Hände der Hamas gelangen und dann auch für terroristische Zwecke missbraucht werden könnte.

Schon vor dem Krieg war die Stromversorgung prekär. Es gab jeden Tag stundenlange Stromausfälle. Deshalb nutzen etwa Krankenhäuser, Schulen und auch viele private Haushalte Generatoren, die mit importiertem Treibstoff zum Laufen gebracht wurden. Auch Entsalzungsanlagen für die Aufbereitung von Trinkwasser werden mit Treibstoff betrieben. Gleiches gilt für Pumpen für die Wasserversorgung. Auch das einzige, inzwischen abgeschaltete Kraftwerk im Gazastreifen benötigt Treibstoff. (dpa)



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