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EU-Einigung

Emissionsfreie Neuwagen ab 2035: Was auf Verbraucher zukommt

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Verkehrstau in Deutschland. Symbolbild.

Foto: Jürgen Mahnke/dpa/dpa

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Lesedauer: 5 Min.


In rund 13 Jahren sollen Neuwagen in der EU emissionsfrei sein. Nach stundenlangen Verhandlungen haben sich die EU-Umweltminister in Luxemburg für den entsprechenden Schritt ausgesprochen.
Was bedeutet diese Entscheidung für Autofahrer? Die wichtigsten Fragen und Antworten:

Was haben die EU-Länder genau beschlossen?

Die EU-Staaten einigten sich darauf, dass die sogenannten Flottengrenzwerte für Autos bis 2035 auf null sinken sollen. Diese geben Autoherstellern vor, wie viel CO2 ihre produzierten Fahrzeuge im Betrieb ausstoßen dürfen.
Konkret bedeutet das, dass CO2-ausstoßende Benzin- und Diesel-Fahrzeuge wahrscheinlich immer mehr durch Elektrofahrzeuge ersetzt werden.

Kann ich nach 2035 noch mit meinem Verbrennerauto fahren?

Ja. Eingeschränkt würde bei Inkrafttreten des Gesetzes nur der Verkauf von Neuwagen mit Verbrennungsmotor. Zwar geht es bei den Flottengrenzwerten um den Ausstoß von Gasen, während das Auto gefahren wird, die Null-Emissionsvorgabe würde aber nicht für Privatmenschen gelten.

Was passiert mit meinem alten Verbrenner?

Bereits zugelassene Fahrzeuge wären von dem Vorhaben nicht betroffen. Wie sich eine Entscheidung auf die Preise für gebrauchte Verbrenner auswirkt, hängt von vielen Faktoren ab. Das zeigt sich auch daran, dass die Preise für Gebrauchte in jüngerer Vergangenheit enorm gestiegen sind.
Treiber waren oder sind vor allem Corona-Einschränkungen, ein Mangel an Mikrochips und weiteren Teilen. Ein Verkaufsverbot für gebrauchte Autos mit Verbrennungsmotor ist nicht vorgesehen.

Kommen die Einschränkungen auf jeden Fall?

Das ist sehr wahrscheinlich, vor allem weil auch das EU-Parlament noch etwas deutlicher in seiner Position ist. Die beiden EU-Institutionen müssen sich im nächsten Schritt auf einen Kompromiss zu dem Vorhaben einigen. Es könnte also noch zu Änderungen kommen.

Ist der nächste Schritt ein Fahrverbot für Verbrenner?

Davon ist nicht auszugehen. Pläne, um Autos mit Verbrennungsmotor komplett von Straßen zu verbannen, sind nicht bekannt. Realistischer ist es, dass durch ein Verkaufsverbot Verbrenner automatisch immer seltener werden.

Wie sieht es mit der Ladeinfrastruktur in Deutschland aus?

Der Bundesnetzagentur wurden zum 1. Mai 60.000 öffentlich zugängliche Ladepunkte für Elektroautos in Deutschland gemeldet. Anfang 2021 gab es knapp 41.600. Die Bundesregierung aus SPD, FDP und Grünen hat das Thema Elektromobilität in ihrem Koalitionsvertrag verankert. Bis 2030 sollen in Deutschland eine Million Ladepunkte zugänglich sein.
Kritisiert wurde zuletzt, dass die öffentlichen Ladesäulen in Deutschland weniger zuverlässig sind als von den Betreibern angegeben. Laut den Daten des Start-ups Elvah aus Rheinland-Pfalz funktionieren laufend acht bis zehn Prozent der Stationen in Deutschland nicht richtig. „Außerdem gehen zwischen zwölf und 15 Prozent aller Startversuche an den Ladesäulen schief“, sagte Sören Ziems, Mitgründer des Start-ups.
Die Gründe sind laut Ziems nicht zwangsläufig technische Probleme, sondern das Zusammenspiel aus Säule, Ladekarte, Fahrzeug und den Vermittlern, die dazwischengeschaltet sind. Dieses „Kauderwelsch“ sorge dafür, dass das gesamte System nicht richtig funktioniere. „Es grenzt oft an ein Glücksspiel, ob das Laden an einer öffentlichen Säule klappt oder nicht“, sagte er.

Welche Länder wollten schon vor 2035 aus Verbrennungsmotoren aussteigen?

In manchen Ländern gibt es bereits seit einiger Zeit ein Ausstiegsdatum: Norwegen zum Beispiel will ab 2025 keine Verkäufe von Fahrzeugen mit klassischen Benziner- oder Dieselantrieben mehr zulassen. Großbritannien, Schweden, Dänemark, die Niederlande und Belgien peilten dafür zuletzt das Jahr 2030 an.

Wie reagieren deutsche Autobauer auf den Vorschlag?

Unterschiedlich. Volkswagen-Chef Herbert Diess sagte: „Es kann kommen – wir sind am besten vorbereitet.“ Der Manager verwies auf die schon angebotenen und noch geplanten Elektromodelle sowie die Strategien für eine eigene Batteriezellfertigung und mehr eigene Software. BMW-Vorstandschef Oliver Zipse hält das Verbot hingegen für falsch.
„In der heutigen Zeit alles auf eine Karte zu setzen, ist ein industriepolitischer Fehler“, sagte Zipse. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) zeigte sich auch skeptisch. „Eine flächendeckende europaweite zuverlässige Ladeinfrastruktur ist zwingende Voraussetzung für die Verbraucherinnen und Verbraucher“, sagte ein VDA-Sprecher. In Deutschland sei man davon weit entfernt. (dpa/dts/red)

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