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Konkurrenz durch Tech-Giganten

BMW-Chef: „Das Auto ist kein iPhone auf Rädern“

Ob autonomes Fahren oder Entertainment – die Rolle von Tech-Konzernen wie Apple, Google und Sony in der Autobranche wächst. Der BMW-Chef sieht im Markt für digitale Dienste allerdings klare Grenzen.

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BMW-Chef Oliver Zipse (r) vor einem BMW I Vision Dee.

Foto: Jack Dempsey/FR42408 AP/dpa

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Lesedauer: 4 Min.

BMW-Chef Oliver Zipse sieht das Geschäft seines Unternehmens nicht durch den zunehmenden Einfluss von Tech-Konzernen in der Autoindustrie bedroht. „Wir haben überhaupt keine Angst vor Tech-Playern, weil wir mit allen zusammenarbeiten“, sagte Zipse am Rande der Technik-Messe CES in Las Vegas.
Die Zukunft der Autobranche liege in der Aufgabe, Hardware und Software miteinander zu verbinden. Dabei müssten die Hersteller die Hoheit über die Daten wahren und „die Kompetenz haben, Systemintegrator zu sein“, betonte Zipse. Die Komplexität der Fahrzeuge sei eine Hürde für die Tech-Konkurrenten: „Das Auto ist kein iPhone auf Rädern.“

Potenzielles trojanisches Pferd der Tech-Konzerne

In der Autobranche geht seit Jahren die Sorge um, Tech-Giganten wie Apple und Google könnten mit ihrer Vormachtstellung bei Smartphone-Plattformen mit der Zeit auch die Schlüsselposition in den Fahrzeugen übernehmen. Für einige Hersteller gelten insbesondere „Apples CarPlay“ und „Googles Android Auto“ potenziell als trojanisches Pferd der Online-Riesen. Denn sie bringen die gewohnte Smartphone-Bedienung vom Handy ins Cockpit.
Zudem baut die Google-Schwesterfirma Waymo derzeit Robotaxi-Dienste auf und Apple arbeitet ebenfalls an Technologie zum autonomen Fahren. Inzwischen arbeitet Sony an einem Prototyp in einem Gemeinschaftsunternehmen mit dem Autobauer Honda. Und die beiden Partner ließen keinen Zweifel daran, dass sie es ernst meinen.
So gibt es im Vorlauf zum für 2026 angesetzten Marktstart einen eigenen Markennamen: Afeela. Sony wolle bei Afeela unter anderem die Stärken bei künstlicher Intelligenz, Unterhaltung und Kamera-Sensoren ausspielen, sagte der Chef von Sony Honda Mobility, Yasuhide Mizuno.
Das Autogeschäft ist in einem tiefgreifenden Wandel. Der Übergang zur Elektromobilität bringt neue Fahrzeugarchitekturen – und die Hersteller wollen zusätzlich mehr Geld mit digitalen Diensten über den Autoverkauf hinaus verdienen. Zipse sieht Grenzen für die Bereitschaft der Kunden, Fahrzeug-Funktionen etwa in einem Abo dazuzukaufen: Wenn diese 50.000 Euro für ein Auto bezahlten, „da können sie nicht sagen, da ist noch nicht alles drin“. Und wenn jemand eine verbaute Technik nicht abonniere, „dann haben sie es ja umsonst eingebaut“.

BMW-Chef: Systeme zum autonomen Fahren noch nicht ausgereift

Der BMW-Chef äußerte sich ebenfalls skeptisch bezüglich der Marktaussichten heutiger Systeme zum autonomen Fahren. Insbesondere bei denen, wo das Auto in einigen Situationen die Kontrolle übernehmen kann und die Haftung in dieser Zeit beim Hersteller liegt.
Nach gängiger Klassifikation wird das als Level 3 des autonomen Fahrens gesehen. Bei Level 4 fährt ein Auto ebenfalls nur unter vorgegebenen Voraussetzungen selbst, ein Eingreifen des Menschen soll aber nicht mehr notwendig sein.
BMW-Konkurrent Mercedes verkauft seit vergangenem Jahr in einigen Modellen ein Level-3-System, das auf Autobahnen bei Geschwindigkeiten von bis zu 60 Kilometern pro Stunde Steuerung und Haftung übernimmt, bis der Mensch sich die Kontrolle nach Aufforderung zurückholt.
Zipse sieht aktuell den Stand der Technik noch nicht ausreichend für ein Geschäftsmodell: „Ein Level-3-System, egal, ob bei 60, 80 oder 120 Kilometern pro Stunde, das sich ständig im Tunnel abschaltet, bei Regen abschaltet, im Dunklen abschaltet, bei Nebel abschaltet – was soll das? Kauft kein Kunde.“ Niemand wolle auch in den Schuhen eines Herstellers stecken, der in der Haftungsphase etwa bei der Übergabe der Kontrolle zurück zum Fahrer eine Verkehrssituation falsch deute. „Das Risiko gehen wir nicht ein.“ (dpa/dl)

Kommentare

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Blobvor 2 Jahren

Ich hol mir einen alten 8 Zylinder ohne jede elekrtonische Spielerei und blubbere gemütlich durch die Gegend. Das Telefon bleibt zu Hause, dann kann mir keiner auf den S... gehen und Google weiß auch nicht wo ich bin. Das ist für mich Freiheit und die Klimaterroristen können mich dann am Abend besuchen ;-))

Gerdi Hellmannvor 2 Jahren

Die Kutschenhersteller haben in Rädern und Pferden gedacht. Die Autohersteller denken in Rädern und Motoren. Ich meine, wir heben demnächst ab und fliegen!

egon samuvor 2 Jahren

BMW war unter den ersten der Branche, die mit der "Digitalisierung" seiner Fahrzeuge angefangen hat. Schon vor 30 Jahren meldete jeder BMW Nutzungsdaten an die Zentrale ohne Wissen des Besitzers.

Zipse kündigte an, nur noch Elektromobile bauen zu wollen. Und dann auch noch fernsteuerbar....

Damit geht BMW unter die Spielzeughersteller...

Der Vorstand sollte lieber an der Lösung zahlreicher Qualitätsmängel der Marke arbeiten und den "Premiumanspruch" selbstkritisch überprüfen...

BINTAvor 2 Jahren

„Zipse kündigte an, nur noch Elektromobile bauen zu wollen. Und dann auch noch fernsteuerbar.…“

> das stimmt doch gar nicht, was Du da erzählst … im Gegenteil!

Auch wenn BMW ganz klar Vorreiter bei BEV´s war (und in der Großserie VOR Tesla am Markt war), mit dem BMW i3 – so ist es doch FAKT, dass sich (neben Porsche) KEIN Autohersteller gegen die ZWANGS-Elektrifizierung so (und öffentlich) wehrt wie BMW …

(und DIESE ist nun mal die Voraussetzung für „autonomes“ Fahren)

… OBWOHL sie klar Marktführer im Premium-Bereich sind, und mit sehr großem Abstand speziell sogar bei den BEV´s, wie gerade die ganz aktuell veröffentlichten Zahlen zeigen:

„BMW (ohne MINI) kommt 2022 auf einen Elektro-Absatz von 172.011 Einheiten (+72%) und lässt damit sowohl Mercedes (117.800, +124%) als auch Audi (118.196, +44,3%) weit hinter sich.“

egon samuvor 2 Jahren

Für autonomes Fahren ist Elektrifizierung nicht nötig. Kameras und viele andere Sensoren schon...

Unsere Versuchsfahrzeuge fahren/fuhren seit 20 Jahren mit Verbrennern. Die "fernsteuerbarkeit" war sarkastisch gemeint, aber begabte Hacker schaffen das locker....

Das schreibe ich als Entwicklungsingenieur im Ruhestand, der lange am Thema mitgearbeitet hatte. Auch mit BMW-Entwicklern zusammen...

BINTAvor 2 Jahren

… selbstverständlich ist die Elektrifizierung „nötig“, nämlich allein aus wirtschaftlichen Gründen – und sie WÄRE beim reinen Verbrenner mit sehr viel (zusätzlicher) Steuerungstechnik verbunden.

Von daher: „quasi unverzichtbar“.

Da ich auch ein Maschinenbaustudium hinter mir habe (an einer TU), darf ich mir auch diese (leicht abweichende) Meinung erlauben.

In Serie gegangen ist das Ganze jedenfalls NIE – 20 Jahre Entwicklung im Wesentlichen „für die Katz“ …

– um zu erkennen, dass es (so) nicht geht … nicht marktfähig ist … und bezahlbar schon mal gar nicht …

Es freut mich für Dich, dass Du diesen (hoffentlich) schönen Job hattest, aber etwas deprimierend muss es schon sein, wenn es ständig bei Versuchsträgern bleibt.

> „Großserienreif“ ist es nicht – und wird es nicht – sagt BMW-Chef Zipse.

20 Mio. unfallfrei nachzuweisende Test-Kilometer … DAS ist UNFUG.

Mercedes kann oder mag das machen, … weil es werbewirksam ist … und nichts sonst. Mercedes prescht manchmal unsinnig vor – z.B. bei der Zylinderabschaltung … flog nach 1,5 Jahren raus aus der S-Klasse im V8, Nutzen NULL, nichts als Probleme …

Billige Dreiventil-Technik … nach einer Generation als Irrweg gestoppt. 4-Ventiler-Diesel ohne Turbolader … nach einer Generation als Irrweg gestoppt. Erste 4-Matik vor 35 Jahren – für 13.000 DM Aufpreis – absolut irrsinniger Technik-Aufwand, nur der Name blieb …

> man MUSS nicht jeden MIST machen, nur weil „es geht“ – und der Aufwand „astronomisch“ wird. Und die Reparaturen und Empfindlichkeit später – unbezahlbar, siehe „Raumlenkerachse“ im Alter …

Gerdi Hellmannvor 2 Jahren

"...nur noch Elektromobile bauen...".

Der Köder muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler!

Das wird der finanziell potente BMW-Kunde auf der ganzen Welt anders sehen! Der will Leistung aus Diesel-, und noch besser, Benzinmotoren!

Die Herren Von Kuenheim und Reitzle hätten sich zum sparsamen und sportlichen Benziner und Diesel bekannt!