Singapur kann es – und Deutschland auch: Fernschule für Kinder

Viele Kinder kommen mit dem derzeitigen Schulsystem nicht mehr klar, die Klassen sind zu groß, der Lärmpegel hoch. Was tun, wenn es gar nicht geht?
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Fernschule für Kinder zwischen 6 und 18 - in Singapur ist das völlig normal.Foto: IStock
Von 14. Januar 2018

Es gibt Kinder, die in der Regelschule nicht lernen können. Manche wechseln den Schultyp und suchen sich eine private Montessori-Schule. Doch für manche Kinder reicht das nicht. Manche werden auch in eine Sonderschule gesteckt. Oder in eine Schulklasse mit Integrativkindern. Manchmal passt auch das nicht. Die nächste Station könnte eine der vielen anderen Privatschulen sein. Doch wie wäre es mit einer Teleschule und Fernunterricht verbunden mit den Mitschülern in der Regelschul-Klasse?

Der Forschungsverbund „White Unicorn“ begleitet die ersten autistischen Kinder, die mittels eines Telepräsenzsystems zu Hause zur Schule gehen. Den Kindern ist gemeinsam, dass das „normale“ Schulsystem zur massiven Überreizung führt: zu viele Kinder, zu laut, zu bunt, zu grelles Licht, zu wild. Sie sind sensorisch überlastet. Autistische Kinder wehren sich deutlich gegen diese Art von Regelschule.

„Normale“ Kinder leiden auch darunter, doch ihnen wird die Überforderung als Normalität zugemutet. Auch Kinder, die länger krank oder in einer Reha sind – oder die viel unterwegs sind wie Zirkuskinder – können das Telelernsystem nutzen.

„White Unicorn“ vermittelt und begleitet Kinder in Deutschland, die zu Hause lernen. Dabei erhalten die Kinder einen webbasierten Computer mit großem Monitor und begleitendes Fernschulmaterial. Geplant ist, ab 2019 eine Online-Verbindung in ihren Klassenraum, zu ihrem Klassenlehrer und ihren Mitschülern zu schalten. Sie lösen ihre Aufgaben in dieser Form und lernen konzentriert in ihrem Tempo.

Sie lernen das Gleiche wie andere Kinder, schreiben Testate und bekommen Hausaufgaben. Die Kinder sind wie alle Kinder an einer Regelschule angemeldet und haben schon jetzt jederzeit die Wahl, ob sie vom Computersystem zu Hause oder direkt vor Ort in der Klasse sind.

Frau Prof. Moser von der Humboldt-Universität zu Berlin und der Berliner Senat unterstützen das Pilotprojekt, das nun nach eineinhalb Jahren Fernunterricht Bilanz zieht.

Das Fazit: Die Kinder lieben es, die Unterrichtsergebnisse sind fantastisch. „White Unicorn“ ist bewusst, dass das Fernschulsystem die herkömmliche Schule revolutionieren könnte – besonders bei Kindern, die durch das normale Schulsystem nicht mehr erreichbar sind. Gerade deshalb ist es nicht so einfach, eine Erlaubnis für die Aufnahme in die Fernschule zu erreichen.

Vorbild für das Telepräsenzsystem war in diesem Fall nicht Skandinavien, sondern Singapur. In Singapur ist das selbstbestimmte, schulische Lernen per Computer weit verbreitet – was vielleicht auch zu den sehr guten Ergebnisse bei den PISA-Testaten führt.



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