Ärzte aus Italien, Spanien und den USA weisen vermehrt auf Hautveränderungen in Zusammenhang mit Sars-CoV-2 hin. Die derzeit größte
Studie zu diesem Thema stammt aus Spanien und umfasst 375 Fälle. Dabei untersuchten die Dermatologen der Universitätsklinik in Madrid und vom Hospital Plató in Barcelona unerklärliche Hautveränderungen in Zusammenhang mit dem neuartigen Virus. Die Studie berichtet von Pseudo-Frostbeulen, Bläschen, Quaddeln, Nekrosen, die teilweise mit Altersgruppen sowie dem Schweregrad der Viruserkrankung in Verbindung gebracht wurden.
Patienten, bei denen eine andere Ursache für die Hautveränderung diagnostiziert wurde, wie Herpes, Psoriasis oder Hautläsionen wurden aus der Studie ausgeschlossen.
Pseudo-Frostbeulen besonders häufig bei Kindern und Jugendlichen
In 19 Prozent der Fälle zeigten sich Pusteln und Bläschen mit rötlich bis violetter Färbung an Händen und Füßen. Die optisch an Frostbeulen erinnernden Schwellungen beschrieben die Patienten als schmerzhaft oder juckend. Diese Hautreaktion trat im Krankheitsverlauf relativ spät auf.
Auffallend, war dass vor allem Kinder und junge Erwachsene an dieser von den Forschern als „Pseudo-Frostbeulen“ bezeichneten Hautveränderung litten. Oftmals hatten die betroffenen Jugendlichen ansonsten kaum oder nur milde Symptome.
Von ähnlichen Hautveränderungen hatten auch schon
italienische Ärzte und
amerikanische Dermatologen berichtet. Die Frostbeulen ließen sich mit steroidhaltigen Salben behandeln, heilten aber auch von selbst nach 12 bis 20 Tagen ab.
Windpocken-ähnliche Bläschen häufig bei mittelschweren Verläufen
Kleine, mit Blut gefüllte Bläschen, oder in der Fachsprache vesikuläre Eruptionen, kamen bei neun Prozent der Untersuchten vor. Diese juckenden Hautveränderungen betrafen meist Patienten mittleren Alters und sie traten relativ am Anfang der Viruserkrankung auf. Bei einigen Patienten sogar vor anderen typischen COVID-19-Symptomen.
Die Bläschen, die optisch an Windpocken erinnern, breiteten sich im Laufe der Virusinfektion über Rumpf und Gliedmaßen aus. Dabei traten meist andere Symptome wie Fieber und Husten auf und wurden daher von den Forschern mit mittelschweren Corona-Verläufen in Verbindung gebracht.
Quaddeln, Schuppung und Rötungen bei schweren Verläufen
Sogenannte urtikarielle Läsionen, oder Quaddeln, zeigten sich bei 19 Prozent der Patienten. Sie traten meist mit Juckreiz verbunden an Rumpf und Handinnenseite auf. Zudem gab es auch unterschiedlich ausgeprägte Schuppungen der Haut, sowie punktförmige und teilweise großflächige Rötungen. Diese Hautveränderungen traten im Vergleich zu den Pseudo-Frostbeulen oder Bläschen nur kurzfristig auf, hingen aber meist mit schweren Verläufen der COVID-19-Infektion zusammen.
Allerdings geben die Studienautoren zu bedenken, dass die Patienten aufgrund der schweren Verläufe verschiedene Medikamente erhielten. Daher könnten diese Hautveränderungen auch Nebenwirkungen der Medikation sein.
Nekrosen bei sehr schweren Verläufen
Bei sehr schweren Infektionsverläufen, die zu einer Mortalitätsrate von 10 Prozent führten, hatten sechs Prozent der Patienten Hautnekrosen. Dies sind schwere Hautschäden durch mangelnde Blutversorgung, die in der Regel nicht rückgängig gemacht werden können. Sie traten hauptsächlich an Rumpf, Finger und Zehen auf, kamen aber auch an Nase, Kinn und Ohr vor. Großteils waren ältere Patienten davon betroffen.
Welche Mechanismen hinter den beobachteten Hautveränderungen liegen, ist bisher unklar. Laut den Forschern könne das Virus die Veränderungen direkt auslösen, sie könnten aber auch von einer durch das Virus begünstigten Co-Infektion stammen. Fest steht, dass es sich bei COVID-19 um ein
komplexes Krankheitsbild handelt.
Laut Dr. Kischner vom Berufsverband der Deutschen Dermatologen gebe es in Deutschland bisher keine gehäuften Meldungen über Hautveränderungen in Zusammenhang mit COVID-19. Allerdings
rät er: „Immer, wenn zu solchen Hautveränderungen schwere Begleiterscheinungen, wie Fieber, allgemeine körperliche Schwäche etc., auftreten“, solle man einen Arzt aufsuchen. Beispielsweise könne auch eine Meningokokken-Sepsis ähnliche Hautsymptome auslösen, was, laut Dr. Kischner Notfälle sind, die man unbedingt ärztlich abklären solle.
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