„Was Gott nicht segnet, kann die Kirche nicht segnen“ – Pfarrer verweigern Segnung homosexueller Ehen
Im März fand die Synode der Evangelischen Landeskirche in Württemberg einen Kompromiss zur Beilegung eines jahrelangen Streites zum Thema gleichgeschlechtliche Ehe. Damit öffnete sich die Landeskirche für öffentliche Segnungsgottesdienste für lesbische und schwule Paare. Das gilt allerdings nur, wenn eine Mehrheit aus drei Vierteln des Kirchengemeinderates und drei Vierteln der für die Gemeinde verantwortlichen Pfarrer sowie der Oberkirchenrat zustimmen.
Etwa 20 Mitglieder der Pfarrerarbeitsgemeinschaft „Confessio“ e.V. in Württemberg haben sich am 1. April 2019 einstimmig gegen die Segnung und Trauung von homosexueller Lebensgemeinschaften ausgesprochen. Sie halten fest an dem Leitsatz des ehemaligen Landesbischofs Theo Sorg, der lautet:
„Was Gott nicht segnet, kann die Kirche nicht segnen“
In ihrer Erklärung betonen die Pfarrerinnen und Pfarrer:
Wenn es wahr ist, dass der Bekenntnisstand nur geändert werden darf durch einen Gesamtkonsens der Kirchengemeinschaft (Prof. de Wall auf dem Studientag der Synode), ist der Bruch mit dem Bekenntnis durch die Einführung eines schriftwidrigen Schriftverständnisses und der Installation eines gottwidrigen Gottesdienstes durch die Zweidrittelmehrheit einer Synode bekenntniswidrig, verfassungswidrig und somit nichtig“, so „Confessio“.
Bereits in der Bibel sei das Verbot zur homosexuellen Lebensweise ausgesprochen und könne nicht außer Kraft gesetzt werden, so die Geistlichen. Die Kirche könne ausschließlich die Ehe zwischen Mann und Frau anerkennen.
„Westliche Kirchen folgen dem Mainstream. Die biblischen Normen sind verdreht“, sagte Dr. Tobias Eißler gegenüber der Epoch Times in einem Telefonat. Dabei hätten Pfarrer einen bindenden Amtseid abgelegt und an den seien sie gebunden.
Nach Auffassung der Geistlichen geht es nicht nur um die Frage, ob der beabsichtigte Gottesdienst zu homosexuellen Ehepartner verfassungswidrig sei. Vielmehr gehe es um die Frage, wie lange die „Gemeinde Jesu noch vor dem Beschluss einer kirchenleitenden Synode geschützt ist, die hier irrt.“
Wenn die Erläuterung des Evangeliums (Rö 2,16) von Gottes Zorn und Gottes Gnade am Anfang des Römerbriefs wahr ist, dann ist auch jener Leitsatz wahr. Siehe Römer 1,18.26f (Basisbibel): „Zugleich wird nämlich auch der Zorn Gottes offenbar. Er bricht vom Himmel her herein über alle Gottlosigkeit und alles Unrecht der Menschen. Denn ihre Frauen vertauschten den natürlichen Geschlechtsverkehr mit dem widernatürlichen. Ebenso gaben die Männer den natürlichen Geschlechtsverkehr mit ihren Frauen auf. Dafür entbrannten sie in wildem Verlangen zueinander. Männer treiben es schamlos mit Männern.“ – Römer 1, 18.26f (Basisbibel)
Die Pfarrerinnen und Pfarrer, die sich für ihre moralischen Werte einsetzen, bezeichnen den innerkirchlichen Frieden als „nachhaltig zerstört“, wenn das Wort Gottes als falsche Lehre beurteilt und zur Kirchenordnung gemacht wird.
Sie zitieren die biblische Warnung vor falschen Lehrern und Verführern:
Brüder und Schwestern, ich bitte euch dringend: Nehmt euch vor den Leuten in Acht, die euch spalten und vom Glauben abbringen wollen. Sie stehen im Widerspruch zu der Lehre, in der ihr unterwiesen worden seid. Geht ihnen besser aus dem Weg! Denn sie dienen nicht unserem Herrn Christus, sondern ihren eigenen Anliegen. Mit schönen Worten und einschmeichelnden Reden führen sie arglose Menschen in die Irre. Aber euer Gehorsam hat sich ja überall herumgesprochen.“ – Römer, 16, 17-19a (Basisbibel)
Die Segnung der Einzelpersonen bei einem Segnungsgottesdienst, sei ein „Spott auf die Gläubigen mit gesundem Menschenverstand“.
Die Arbeitsgemeinschaft aus Württemberg sieht den Begriff der Diskriminierung derart ausgeweitet, dass er jegliche Beurteilung und Kritik einer anderen Lebensform aufgrund einer bestimmten Überzeugung und eines bestimmten Wertesystems mit höchster moralischer Entrüstung verwirft. Dadurch könne man jede Einzelperson, jede Gruppe, jede Kirche und jede Gesellschaft als „diskriminierend“ bezeichnen.
Wenn es wahr ist, dass Jesus jedem Menschen in der Liebe Gottes begegnet ist, dabei aber sehr wohl das Verhalten des Einzelnen differenziert betrachtet, beurteilt und auch kritisiert hat, ist Verkündigung und Seelsorge in der Spur von Jesus keineswegs mit dem Totschlagwort „Diskriminierung“ erledigt, sondern für die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen von Jesus verpflichtend und für die Gesellschaft das einzig Heilsame“, heißt es in der Erklärung von „Confessio“.
Die Arbeitsgemeinschaft fordert alle Einzelpersonen, Kolleginnen, Kollegen und Gemeinden auf, ihre Haltung und Praxis schriftlich öffentlich kundzutun.
Diese Erklärung der Pfarrer von „Confessio“ liegt dem württembergischen Landesbischof Frank Otfried July vor. Er strebt ein gemeinsames Gespräch mit der Württembergischen Arbeitsgemeinschaft an.
Proteste von 335 Pfarrern liegen Landesbischof July vor
Laut „SWR“ bezeichnete Landesbischof Frank Otfried July die vorgenannte Erklärung „problematischer“ als die Unterschriftenliste von 335 Pfarrern, die öffentliche Segnungen gleichgeschlechtlicher Paare verweigern. Der Marbacher evangelische Dekan Ekkehard Graf erläuterte am Donnerstag, dass diese Geistlichen „für eine vom Wort Gottes nicht gedeckte Segnung nicht zur Verfügung stehen“.
Die bekennenden Kritiker wollten „nicht in einer Kirche der theologischen Beliebigkeit arbeiten“, hieß es. (sua)
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