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Schlacht bei Waterloo: Forscher entdecken mehr als amputierte Gliedmaßen

Napoleon verlor die Schlacht bei Waterloo nicht so unterlegen, wie man glaubt. Archäologen fanden Beweise, dass er den Engländern empfindlich hätten schaden können, denn ein Feldlazarett mit 6.000 verwundeten Engländern lag in Schussweite.

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Die Schlacht bei Waterloo ist der Inbegriff einer Niederlage - Dass Napoleon dem Sieg nicht allzu fern war, belegen archäologische Funde aus einem britischen Lazarett. Sie beweisen, dass französische Militärs in unmittelbarer Nähe kämpften.

Foto: Carl Court/Getty Images

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Lesedauer: 3 Min.

Zum ersten Mal gruben Archäologen an dem Ort, an dem das britische Feldlazarett aus der Schlacht bei Waterloo 1815 stand. Das Bauernhaus in Mont-St-Jean (Belgien) beherbergt heute ein Museum zur Schlacht. Doch 200 Jahre vorher befand sich hier ein wichtiges Lazarett der britischen Truppen, – nur scheinbar sicher – weit hinter der Linien der Alliierten.
Bei den Ausgrabungen entdeckten die Archäologen unter anderem eine Ansammlung von menschlichen Beinknochen. Die Experten glauben, dass es sich hierbei um die Überreste von Gliedmaßen handelt, die die Ärzte im ehemaligen Lazarett amputierten. Dies war das erste Mal, dass Wissenschaftler hier menschlichen Knochen fanden.

Knochen und Musketenkugeln

Doch die Archäologen und Grabungshelfer, ehemalige Kriegsveteranen, fanden auch französische und britische Musketenkugeln sowie eine französische Kanonenkugel, die ein neues Licht auf die berühmte Schlacht werfen.
Zehntausende Menschen starben in der Schlacht, in der die französische Armee Napoleons von den alliierten britischen und preußischen Truppen besiegt wurde.

Zwei Musketenkugeln aus der Schlacht bei Waterloo: links britisch, rechts französisch.
Waterloo Uncovered – die Wohltätigkeitsorganisation, die die Grabung organisiert – sagte, dass die Entdeckung von mindestens vier Beinknochen die Atmosphäre der Grabung verändert habe. „Plötzlich gibt es eine sehr ergreifende Verbindung zu den Menschen, die hier 1815 gelitten haben“, heißt es in einer Erklärung.

Tödliche Wunden und Spuren einer Säge

Eine der Gliedmaßen zeigte die Spuren einer „tödlichen Wunde“, während eine andere Spuren einer chirurgischen Säge trug. Inzwischen werden die Knochen für eine weitere Untersuchung vorbereitet.
„Wir würden gerne glauben, dass die Männer überlebt haben, aber wir wissen es nicht“, sagte Teammitglied Mike Greenwood der BBC. Er fügte hinzu, dass die Knochen direkte Beweise dafür lieferten, dass die Ärzte während des Kampfes Leben retten konnten. Doch auch der Aufenthalt in dem Lazarett war scheinbar nicht sicher.
Laut den Archäologen zeigen Musketenkugeln, dass es einen bis heute unbekannten Kampf vor den Türen des Feldlazaretts gegeben haben muss. Die Musketenkugeln entdeckten die Archäologen nämlich nicht nur auf dem Schlachtfeld, sondern auch im Bereich des Lazaretts.
Die Entdeckung einer französischen Kanonenkugel von 2,7 kg am Fundort lieferte außerdem einen weiteren Hinweis darauf, wie nah Napoleon Bonaparte dem Sieg in der Schlacht gegen England kam, so die Archäologen.

Waterloo: Ein Ort des Leidens

Etwa 65 % der Verletzungen in der Schlacht von Waterloo betrafen Gliedmaßen. Die teils schweren Verwundungen wurden durch Kanonenkugeln, Musketenkugeln, Säbel und Lanzen verursacht.
Während viele Soldaten in Zwischenkrankenhäuser in Brüssel gebracht wurden, konnte nur ein Bruchteil der Verletzten in dem Lazarett in Mont-Saint Jean behandelt werden.
Schätzungen zufolge besaß das Feldkrankenhaus eine Kapazität von etwa 6.000 Personen, in dem verwundeten alliierten Soldaten und einige französische Gefangene untergebracht waren. Zudem schätzen Historiker die Zahl der amputierten Gliedmaßen auf 500. (ts)

Zum 200. Jubiläum stellten über 5000 Akteure die berühmte Schlacht bei Waterloo nach – selbstverständlich ohne scharfe Munition.

Foto: Carl Court/Getty Images

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