Überraschend stark: Bereits winziger Tetrapode besaß einen starken Biss
Es ist ein winziges schlangen-ähnliches Fossil und erscheint auf den ersten Blick eher unscheinbar. Dennoch untersuchten Paläontologen das aus Schottland stammende Fossil mittels eines Computertomographen. Dabei erhielten sie völlig neue Einblicke in ein winziges Lebewesen namens Acherontiscus caledoniae. Der Tetrapode gilt als eines der ersten bekannten Exemplare, der aufgrund seiner gut entwickelten Zähne seine Beute spielend leicht zerkleinern konnte.
Die detaillierten Scans von Acherontiscus zeigen zudem eine einzigartige Kombination aus unterschiedlichen Zahnformen und -größen. Außerdem besaß er einen kräftigen Unterkiefer, der, wie Paläontologen glauben, es ihm ermöglichte, selbst hartschalige Krustentiere zu durchbohren und zu zermahlen.
Wissenschaftler des University Museum of Zoology in Cambridge, der University of Lincoln, dem Natural History Museum in London und der University of Southampton leiteten die Untersuchungen und veröffentlichten ihre Ergebnisse im Fachmagazin Royal Society Open Science.
Der erste gliedmaßenlose Tetrapode
Weiterhin entdeckten die Forscher, dass das Zahnmuster des Acherontiscus im Widerspruch zu dem mehrerer anderer Tetrapoden dieser Zeit stehe. So besaßen seine Zeitgenossen in der Regel einheitliche Reihen kegelförmiger Zähne, die manchmal an der Spitze nach hinten gebogen waren. Völlig anders sind dagegen die Zähne des Acherontiscus, die eine Variation in Form und Größe zeigen. Gleichzeitig zeigen sie ein Niveau der Zahnanpassung, das in einem so frühen Tetrapoden beispiellos sei, so die Meinung der Paläontologen.
Wie Co-Autor Dr. Marcello Ruta von der University of Lincoln in einer Mitteilung erklärt: „Wir fanden heraus, dass Acherontiscus dem Ursprung der modernen Tetrapodenlinien vorausging und sich einer Reihe von primitiven Gruppen anschloss. Diese entwickelten unabhängig voneinander lange und oft kleinere Körper und besaßen entweder eingeschränkte oder gar keine Gliedmaßen.“
Dieses Fossil ist bislang das einzige bekannte Exemplar eines gliedmaßenlosen Tetrapoden. Acherontiscus war nur etwa 15 Zentimeter lang und lebte vor etwa 330 Millionen Jahren in sumpfigen Feuchtgebieten im heutigen Edinburgh. Die winzige und empfindliche Natur des Fossils führte dazu, dass die Wissenschaftler das Tier nicht mit mechanischen oder chemischen Methoden aus dem umgebenden Gestein befreien konnten.
Überrascht von der Vielfalt des winzigen Tetrapoden
Die Hauptautorin Professorin Jennifer Clack vom University Museum of Zoology in Cambridge sagte: „Mithilfe modernster Techniken der Mikro-CT-Scans konnten wir den komplexen Schädel von Acherontiscus verstehen und winzige anatomische Details aufdecken. Diese ermöglichten uns, eine stark überarbeitete und viel vollständigere Rekonstruktion durchzuführen.“
„Wir waren besonders überrascht, die große Vielfalt an Formen und Größen der Zähne zu erkennen. Acherontiscus ist der früheste bekannte Tetrapode mit einem kräftigen und zerstörerischen Gebiss. Ein Merkmal mit einer eher unregelmäßigen Verteilung bei prähistorischen und modernen Tetrapoden.“
Fragmente aus dem umgebenden Gestein lieferten außerdem weitere Hinweise über den Lebensraum des Acherontiscus. Dies führe zu einer starken Beeinflussung bei der weiteren Erforschung des Gebietes, so der Co-Autor Professor John Marshall von der University of Southampton.
„Unsere Studie gab Impulse für die Erforschung der Ökologie und der Umwelt in den schottischen Feuchtgebieten, in denen Acherontiscus lebte. Die Analyse des Gehalts an fossilen Sporen aus etwa 0,2 Gramm des umliegenden Gesteines deutet darauf hin, dass dieses Tier in der Nähe oder innerhalb eines stillen Gewässers lebte. Das Tier war also von krautigen Pflanzen umgeben, die mit Klubmoosen verwandt sind.“ (ts)
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