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Wirecard verschiebt Bilanzvorlage erneut – Aktie stürzt ab

Der Zahlungsdienstleister Wirecard kann wegen milliardenschwerer Unklarheiten in der Bilanz seinen Jahresabschluss erneut nicht vorlegen. Die Aktie stürzte daraufhin an der Börse in Frankfurt um mehr als 50 Prozent ein.

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Der Zahlungsdienstleister Wirecard.

Foto: Sven Hoppe/dpa/dpa

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Lesedauer: 2 Min.

Der Finanzdienstleister Wirecard hat seinen Jahresabschluss erneut verschoben und damit einen Kurzsturz ausgelöst. Die Aktie des Unternehmens brach am Donnerstagvormittag an der Börse in Frankfurt am Main um mehr als 50 Prozent ein. Die Abschlussprüfer hätten das Unternehmen informiert, dass über die Existenz von Bankguthaben auf Treuhandkonten in Höhe von 1,9 Milliarden Euro „noch keine ausreichenden Prüfungsnachweise zu erlangen waren“, erklärte Wirecard. Daher werde die Abschlussprüfung nicht wie geplant bis zu diesem Donnerstag fertig sein.
Ein neuer Termin werde bekanntgegeben, kündigte Wirecard an. Das Unternehmen warnte, wenn es nicht bis Freitag einen Jahres- und Konzernabschluss vorlege, könnten Kredite in Höhe von etwa zwei Milliarden Euro gekündigt werden. Die nicht geklärten 1,9 Milliarden Euro auf Treuhandkonten entsprechen dem Unternehmen zufolge etwa einem Viertel der Konzernbilanzsumme.
Wirecard erklärte, es bestünden „Hinweise“ auf eine Täuschung: Von einem Treuhänder beziehungsweise aus dem Bereich der Banken, welche die Treuhandkonten führen, könnten demnach unrichtige Saldenbestätigungen zu Täuschungszwecken vorgelegt worden sein, damit der Abschlussprüfer ein unrichtiges Vorstellungsbild über das Vorhandensein der Bankguthaben zugunsten der Wirecard-Gesellschaften erhalte. „Der Vorstand arbeitet mit Hochdruck daran, den Sachverhalt in Abstimmung mit dem Abschlussprüfer weiter aufzuklären.“
Wirecard hatte ursprünglich geplant, seinen Geschäftsabschluss am 8. April zu veröffentlichen. Im März war dieser Termin auf den 30. April verschoben worden, Ende April dann auf den 4. Juni. Auch dieser Termin ließ sich nicht einhalten. Die Finanzaufsichtsbehörde Bafin zeigte Wirecard deswegen Anfang Juni wegen des Verdachts der Marktmanipulation an. Die Staatsanwaltschaft München I durchsuchte damals den Firmensitz in Aschheim bei München.
Wirecard stand seit der Gründung 1999 immer wieder im Zentrum von Aktienspekulationen. Anfang 2019 standen sogar schwere Betrugsvorwürfe im Raum. Die britische „Financial Times“ berichtete wiederholt über vorgetäuschte Umsätze und gefälschte Verträge bei Wirecard in Singapur. Wirecard wies die Anschuldigungen stets als verleumderisch zurück. Wegen der Berichte ging die Aktie auf Achterbahnfahrt.
Gestern noch stand kurz vor Handelsschluss die Aktie an der Spitze der Kursliste mit Gewinnen von über drei Prozent. Die Nachricht der erneuten Nichtvorlage der Bilanz seitens des Unternehmens kam für die Anleger einer Hiobsbotschaft gleich. (afp)

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