Wirbel um „Deutscher Fahrer“-Schild: Fahrgast erhält Morddrohung – Busfahrer vorläufig freigestellt

Als "Denunziant" und "versiffte linke Sau" wird Fahrgast Peter Dörffel bezeichnet. Sogar Morddrohungen gehen bei ihm ein. Und all das, weil er sich über das Schild "Deutscher Fahrer" in einem Dresdner Bus empört hatte.
Titelbild
Bus.Foto: iStock
Epoch Times20. Dezember 2019

„Was zur Hölle soll das?“, fragte sich der Dresdner Peter D. als er am Montag in einen Bus Linie 9 der Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB) steigen wollte. Denn an der Tür prangte ein Schild mit den Worten „Diesen Bus steuert ein Deutscher Fahrer“ – in altdeutscher Schrift.

„In einem öffentlichen Bus ist es doch vollkommen ´Wurst`, ob das ein Deutscher ist oder ein Syrer oder ein Türke oder was weiß ich wer. Ich will, dass der meinen Bus fährt und dass der ordentlich fährt und die Tür lange genug offen hält. Das ist alles, was wichtig ist“, sagte der überraschte Fahrgast.

Der 23-Jährige machte ein Foto und schickte es an die DVB. Die reagierten prompt und zogen den Fahrer aus dem Verkehr.  Wie Epoch Times berichtete, soll der Zettel später auch an Linie 85 gesehen worden sein. Der 52-jährige Busfahrer, der nicht direkt bei den DVB angestellt, sondern seit acht Jahren für ein Subunternehmen tätig war, wurde zunächst „freigestellt“.

Wir sind erschrocken. Unser Unternehmen kann keine Plattform für politische Auseinandersetzungen sein“, hieß es seitens des Geschäftsführers laut „Bild“ .

Nachsehen hat nun der Fahrgast, der alles ins Rollen brachte. Neben Lob für seine Zivilcourage erhält er nach eigenen Angaben Beschimpfungen und auch Morddrohungen über die sozialen Medien. Dort wird er als „Denunziant“ und „versiffte linke Sau“ betitelt und geschrieben, dass er sich „selber umbringen“ solle.

So heißt es auf Twitter:

  1. Denunziere wildfremden Busfahrer wegen Nichtigkeit bei seinem Arbeitgeber.
  2. Lasse dich für deine „Courage“ mit Foto und vollem Namen in den Medien feiern.
  3. Wundere dich über negative Reaktionen (Morddrohungen).

Jemand beanstandet:

Einer twittert: „Das kann ich nie vergessen, dass Peter Dörffel einen rechtschaffenden Mann um seinen Erwerb gebracht hat. Ich habe mich mit einigen Dresdner Männern darüber unterhalten. Sie meinten, sie würden Peter Dörffel gern einmal persönlich ansprechen.“

Ein weiterer fragt:

Ein anderer schreibt:

Einschüchtern lässt sich der Dresdner durch die Bemerkungen nicht. Er ist der Auffassung: „So etwas hat an einem Bus nichts zu suchen, daher habe ich mich auch dazu entschlossen, mich in Person zu zeigen, um ein Zeichen dagegen zu setzen.“

Deutsche Busfahrer – eine aussterbende Spezies?

Tatsächlich stellt sich die Frage, ob die Ära der deutschen Busfahrer im Netz der Dresdner Verkehrsbetriebe nach und nach besiegelt wird. Laut Meldung der „Sächsischen Zeitung“ legen sich derzeit 19 Serben ins Zeug, um auf den Dresdner Routen eingesetzt zu werden. Denn der Markt an Busfahrern ist „leer gefegt“, sagte Jan Silbermann, Chef des Fahrbetriebs bei den DVB.  „Egal wo man in Deutschland hinguckt, ich habe von keinem Unternehmen gehört, wir haben ausreichend Fahrer.“

Bis 2028 werden rund 600 Fahrer das Dresdner Unternehmen verlassen. Sie gehen in Rente. Obwohl die Verkehrsbetriebe ihre Ausbildungskapazitäten aufgestockt haben, reichen die Mitarbeiter vorne und hinten nicht aus,  um die Lücken zu schließen. „Vor allem nicht, wenn Klimaschutz und Verkehrswende wirklich ernst genommen werden“, betonte Silbermann.

Doch bevor die Neuankömmlinge im Frühjahr erstmalig eingesetzt werden können, müssen sie die deutsche Sprache pauken. Die Sprachschule am Heimatort bezahlen sie selbst. Und auch in Dresden übernimmt der Betrieb die Kosten für Deutschkurse nur anteilig. Wenn die Fachbegriffe sitzen, beginnt die Ausbildung bei den DVB. Denn neben dem Liniennetz müssen die Fahrer die Technik, alle Arbeitsregeln und die Servicestandards der Verkehrsbetriebe kennen. Kein einfaches Unterfangen.

Die Motivation der Serben ist dabei besonders. In den Bewerbungsgesprächen in Belgrad hätte sich laut Silbermann deutlich gezeigt, dass es den zukünftigen Fahrern gar nicht in erster Linie um das Geld ging. Die Männer hätten vor allem angegeben, dass sie in einem Rechtsstaat leben wollen. An zweiter Stelle standen Sicherheit und Bildung und erst dann kam das Geld. (sua)

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