Warnungen vor zunehmender Übernahme von Arztpraxen durch Investoren
Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) und Experten fordern ein kritischeres Vorgehen gegenüber zunehmenden Übernahmen von Arztpraxen durch Finanzinvestoren-Gruppen. „Es ist schon auffallend, dass gerade bestimmte Fachärzte wie Augenärzte, Nephrologen, aber auch Radiologen offenbar besonders interessant für Finanzinvestoren sind“, sagte Holetschek der „Augsburger Allgemeinen“ vom Dienstag. „Ich habe eindrücklich auch das Bundesgesundheitsministerium gebeten, sich des Themas anzunehmen und so schnell wie möglich eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe einzurichten.“
Geschehen sei bisher „leider nichts“, kritisierte Holetschek. Grundsätzlich sei es zwar nicht negativ, wenn in Deutschland zunehmend medizinische Versorgungszentren mit festangestelltem ärztlichem Personal entstünden. „Gerade in ländlichen Regionen, in denen ein Ärztemangel herrscht, tragen sie wesentlich zur Versorgungssicherheit bei“, sagte Holetschek. „Gefährlich wird es aber, wenn die Gewinnmaximierung im Mittelpunkt steht“, warnte er.
Strengere Kontrollen gefordert
Auch die Deutsche Stiftung Patientenschutz forderte strengere Kontrollen investorengeführter Praxen. „Ganz gleich, wie groß eine Praxis ist oder wer sie betreibt, allein die Qualität der Therapie ist für die Patienten entscheidend“, sagte Vorstand Eugen Brysch der Zeitung. „Genesungschancen dürfen nicht durch wirtschaftliche Strukturen und Interessen gefährdet werden“, betonte er. Es dürfe nicht sein, dass die lukrativste Behandlung oder Abrechnungsstrategie im Vordergrund stehe.
Brysch kritisierte: „Für die Kontrolle sind die Kassenärztliche Vereinigung und der Medizinische Dienst verantwortlich, doch leitliniengerechte Behandlung wird in den Praxen so gut wie gar nicht kontrolliert.“
Auch der Medizinethiker Eckhard Nagel sieht eine „alarmierende“ Lage. Es sei ein Unding, dass keiner überhaupt sagen könne, wie viele Praxen und Versorgungszentren bereits in Händen von Finanzinvestoren seien, sagte der Direktor des Instituts für Medizinmanagement und Gesundheitswissenschaften der Universität Bayreuth. „Das unentbehrliche Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient droht hier verletzt zu werden“, warnte er. Zumal längst auch Konzerne als Investoren im Spiel seien, die selbst Medizinprodukte herstellten. (afp/dl)
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