Streit zwischen Reichelt und Springer beigelegt: Einigung vor Arbeitsgericht Berlin verkündet
Fast zwei Jahre lang hatten sich der frühere „Bild“-Chefredakteur Julian Reichelt und der Medienkonzern Axel Springer SE in aller Öffentlichkeit einen Kleinkrieg geliefert. Auslöser war die Trennung des Verlags von dem Journalisten im Oktober 2021. Am Dienstag, 22. August, verkündete der Springer-Konzern, dass es zu einer außergerichtlichen Einigung vor dem Arbeitsgericht Berlin gekommen sei. Reichelt bestätigte die Einigung gegenüber der „Deutschen Presse-Agentur“.
Über Details wurde Stillschweigen vereinbart. Springer begrüßte in einer Erklärung jedoch die Einigung. Diese würde die „Kernanliegen der Klage“, die das Verlagshaus angestrengt hatte, erfüllen. Zudem würde sie allen Beteiligten „eine womöglich langfristige gerichtliche Auseinandersetzung“ ersparen.
Am Beginn stand ein verlagsinternes Compliance-Verfahren
Die Axel Springer SE hatte Reichelt auf die Rückzahlung einer Abfindung in Höhe von zwei Millionen Euro verklagt. Begründet hatte der Verlag dies damit, dass der ausgeschiedene Journalist gegen damit verbundene Abreden verstoßen habe. Insbesondere habe Reichelt entgegen dieser Vereinbarung Konzerninformationen nach außen getragen, die er sich nach seinem Weggang zu löschen verpflichtet hätte.
Im Oktober 2021 hatte Springer den damaligen „Bild“-Chefredakteur Reichelt mit sofortiger Wirkung von seinen Aufgaben entbunden. Hintergrund waren unter anderem Medienberichte über Vorwürfe, der Journalist habe seine Macht als Vorgesetzter missbraucht. Dies sei im Kontext einvernehmlicher privater Beziehungen der Fall gewesen. Auch von Drogenkonsum am Arbeitsplatz war die Rede.
Der Entscheidung war ein internes Compliance-Verfahren vorangegangen. Der Konzern griff dies jedoch später auf und entschloss sich zur Trennung von seinem Chefredakteur, Reichelt soll auch nach Abschluss des Compliance-Verfahrens im Frühjahr 2021 Privates und Berufliches nicht klar getrennt haben. Dem Vorstand habe er darüber die Unwahrheit gesagt, hieß es damals ebenfalls.
Übergriffige Chat-Aussagen von Springer-CEO Döpfner gelangten an die Presse
Reichelt selbst sprach von einer „Schmutzkampagne“ gegen seine Person. Er wies die gegen ihn gerichteten Vorwürfe wiederholt zurück. Allerdings machten schon bald nach der Trennung unvorteilhafte Enthüllungen über interne Vorgänge bei der Springer-Verlagsgruppe die Runde.
Auch gelangten Informationen über Äußerungen aus vertraulichen Chats von Spitzenmanagern der Axel Springer SE an die Öffentlichkeit. Unter anderem befanden sich darunter rassistische und herabwürdigende Aussagen des Konzernchefs Mathias Döpfner gegen Ostdeutsche und Muslime.
Dass Reichelt der Urheber der zugrunde liegenden Leaks gewesen sein könnte, war stets Gegenstand von Gerüchten. Veröffentlicht hatte als Erstes die „Zeit“ einen Beitrag über die Chat-Inhalte. Nun heißt es in der Erklärung zur außergerichtlichen Einigung:
Julian Reichelt bedauert, Informationen an den Berliner Verlag übermittelt zu haben.“
Der Verleger der „Berliner Zeitung“, Holger Friedrich, hatte in einem Interview erklärt, von Reichelt kontaktiert worden zu sein. Er habe sich dann an Springer gewandt.
Auswirkungen auf Ermittlungen gegen Reichelt noch unklar
Reichelt selbst hatte in einer Widerklage unter anderem Einsicht in Dokumente rund um das betriebsinterne Verfahren gegen ihn gefordert. Zudem verlangte er in diesem Kontext Schadensersatz in einer Höhe von mindestens 1.000 Euro. Auf Grundlage der Einigung wird Reichelt der Erklärung zufolge diese zurückziehen.
Welche Auswirkungen die Einigung auf noch laufende Ermittlungen der Berliner Staatsanwaltschaft gegen Reichelt haben wird, ist noch unklar. Die Axel Springer SE hatte gegen diesen Anzeige wegen Betrugsverdachts erstattet. Springer hat die Behörde nun eigenen Angaben zufolge über die außergerichtliche arbeitsrechtliche Einigung informiert.
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