Stahlhersteller kritisiert Berliner Sparkurs – Konkurrenten in „Feierlaune“
Der Chef des Stahlherstellers Georgsmarienhütte, Alexander Becker, kritisiert die Bundesregierung dafür, den zwischenzeitlich geplanten Zuschuss von 5,5 Milliarden Euro zu den Strom-Netzentgelten kurz vor dem Jahreswechsel gestrichen zu haben. „Das wird viele Firmen in Existenznot bringen, die schon bisher mit hohen Energiepreisen zu kämpfen hatten“, sagte Becker dem „Spiegel“.
Das widerspreche allem, was die Bundesregierung als Ziel ausgegeben habe: „dass der Weg zur CO2-Neutralität über grünen, günstigen Strom führt“.
Er wünsche sich, „dass jemand sagt: Deutschland darf nicht im Herzen der grünen Transformation sparen, bei den Netzentgelten oder der E-Auto-Förderung“, so Becker. „Ausgerechnet dort zu sparen, ist absurd.“
Schrott schmelzen
Georgsmarienhütte (GMH) schmelzt in der gleichnamigen Stadt in Niedersachsen Schrott ein, um daraus neuen Stahl zu gießen. Das ist umweltfreundlicher als die Herstellung mithilfe von Koks in Hochöfen, braucht allerdings viel Strom.
Durch den Wegfall der Subvention zahlt das Unternehmen seit diesem Jahr nach eigenen Angaben doppelt so hohe Netzentgelte wie 2023, der gesamte Strompreis sei dadurch um 15 Prozent gestiegen.
„Im Moment werden wir als Unternehmen, das bereits auf eine CO2-arme Elektroproduktion umgestellt hat, mit hohen Strompreisen bestraft“, so Becker. „Der Weg zur Klimaneutralität ist für Unternehmen bei solchen Strompreisen kaum noch bezahlbar.“
GMH könne höhere Preise am Markt nicht durchsetzen, weil europäische und asiatische Konkurrenten viel günstiger seien. „Die sind jetzt in Feierlaune“, sagte Becker.
Ab ins Ausland
Inländische Konkurrenten wiederum, die ihre Gewinne in den vergangenen Jahren nicht in Elektroöfen investiert hätten, bekämen jetzt viel Fördergeld, um ihre Produktion umzustellen. „Die werden mit Steuergeldern ganz nach vorne geschoben, das ist eine Wettbewerbsverzerrung“, kritisiert Becker.
Die GMH-Gruppe werde ihre bestehenden Werke in Deutschland in den nächsten zwei Jahren auf Vordermann bringen, „aber dann werden wir uns im Ausland nach Möglichkeiten umsehen“, kündigte Becker an. „Anders können wir nicht überleben, wenn die Rahmenbedingungen hier so bleiben.“
Das Unternehmen fahre an vielen Standorten Kurzarbeit. „Und wir werden gezwungenermaßen Stück für Stück Arbeitsplätze abbauen in Deutschland, das ist leider die einzige Möglichkeit, Kosten zu reduzieren.“ (dts/red)
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