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Staatsgelder für „Zombie-Firmen“: Läuft die Corona-Hilfe in die falschen Bahnen?

Die Hilfspakete der Bundesregierung sollen unter anderem helfen, wirtschaftlich gesunde Unternehmen vor Insolvenz infolge der Corona-Krise zu bewahren. Nun warnen Ökonomen, dass auch insolvenzreife Unternehmen als „Zombie-Firmen“ über Wasser gehalten werden.

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Protest auf dem Römer in Frankfurt am Main am 24. April 2020: Viele Gastronomen befürchteten massive Einbußen durch den Lockdown. Nicht alle werden ihr Unternehmen halten können.

Foto: Alex Grimm/Getty Images

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Lesedauer: 3 Min.

Günstige Kredite und staatliche Direktzuwendungen, die im Rahmen bis dato beschlossener Hilfspakete möglich werden, sollen vor allem eines bewirken: an sich gesunde Unternehmen, die ordentlich gewirtschaftet hatten und durch die Corona-Krise unverschuldet in die Bredouille geraten waren, vor einer Insolvenz zu bewahren.
Nun schlägt die Wirtschaftsauskunftei Creditreform allerdings Alarm: Die Hilfsprogramme könnten auch gigantische Fehlallokationen nach sich ziehen, weil sogenannte Zombie-Firmen, die auch ohne Corona-Lockdown keine Zukunftsaussichten mehr gehabt hätten, damit ihre Insolvenz hinauszögern könnten.

Trotz Corona weniger Insolvenzen im ersten Halbjahr

Wie der „Business Insider“ (BI) berichtet, geht Creditreform davon aus, dass sich die Entwicklung der Insolvenzen im ersten Halbjahr von der tatsächlichen wirtschaftlichen Lage abgekoppelt habe – und trotz Corona und Lockdown deren Zahl mit 8.900 gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres um acht Prozent vermindert habe.
Für den Markt sei dies kein gutes Zeichen, meint Hauptgeschäftsführer Volker Ulbricht.
Es deute darauf hin, dass sich eine Vielzahl an „Zombie-Firmen“ mittels staatlicher Überbrückungsmaßnahmen über Wasser halte. Niedrige Zinsen und Hilfsgelder hülfen ihnen, im Geschäft zu bleiben, obwohl sie bereits vor der Krise in eine dauerhafte finanzielle Schieflage geraten wären.
Auf diese Weise würden nicht nur Hilfsgelder investiert, ohne dass Aussicht auf langfristige Erträge bestünde. Die damit bewirkten Fehlallokationen würden den Markt insgesamt belasten.

Erhebliche Marktverzerrungen zu befürchten

Die durch staatliche Hilfen weiterhin im Markt gehaltenen, aber nicht zukunftsfähigen Unternehmen schafften eine „Verschärfung der Wettbewerbssituation“, meint auch Klaus-Heiner Röhl vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) gegenüber BI. Der Konkurrenzdruck auf intakte Marktteilnehmer bleibe aufrecht, diese müssten ihre Produkte jedoch günstiger anbieten, was ihre Umsatz- und Gewinnentwicklung beeinträchtige.
Zudem binden die Zombie-Firmen Arbeitskräfte, die dadurch wirtschaftlich gesunden Unternehmen nicht zur Verfügung stünden. Dabei seien diese durchaus auf der Suche nach gut ausgebildetem und erfahrenem Personal.

Anzahl an Zombie-Firmen schwer einzuschätzen

Exakte Angaben, wie hoch die Anzahl der Zombie-Unternehmen sei, können die Experten nicht machen. Gabriel Felbermayr vom Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW), warnt in der „Bild“-Zeitung ebenfalls vor der künstlichen Aufrechterhaltung nicht marktgerechter Strukturen.
Die Antragspflicht für Insolvenzen bis Ende September aufzuheben, mag psychologisch in der Lockdown-Situation eine Entlastung bewirkt haben. Nun sei jedoch zu befürchten, dass im Herbst eine regelrechte Explosion der Insolvenzzahlen in Deutschland einsetzen werde. Felbermayr befürchtet dann eine „Insolvenzwelle von bisher nicht gekanntem Ausmaß“.

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