Intel kommt nach Magdeburg
Intel kommt nach Magdeburg. Sachsen-Anhalts Ministerpräsident spricht von einem „Quantensprung für unser Land“, „von einem historischen Ereignis“ (Intel-Chef Pat Gelsinger) und „der größten Investition in der Geschichte Sachsen-Anhalts.“
Der US-amerikanische Chiphersteller Intel eröffnet einen Produktionsstandort in Magdeburg. Die unbekannte Landeshauptstadt hat den Vorzug vor 70 anderen Standorten in Deutschland und Europa bekommen. Ab 2027 will Intel in Magdeburg Computerchips herstellen.
Warum hat Intel sich für Magdeburg entschieden?
Es sei der „ideale Platz“ für die Halbleiterfabrik, da Magdeburg die benötigten 380 Hektar Fläche (532 Fußballfelder) zur Verfügung stellen kann. Halbleiterfabriken benötigen einen Standort mit gemäßigtem Klima, heiße Sommer und kalte Winter können die Produktion empfindlich stören. Die Temperaturunterschiede müssen in den Reinräumen, in denen die Chips hergestellt werden, mit viel Energie und entsprechend hohen Kosten neutralisiert und angepasst werden.
Bei Frost besteht die Gefahr, dass Chemikalien und technischen Gase nicht geliefert werden können, die per Lkw transportiert werden. Sofern Straßen länger als eine Woche vereist sind, dürfen Gefahrguttransporter nicht mehr ausliefern. Pro Woche kommen in solchen Werken drei bis vier Sattelzüge mit Stickstoff an – wird nur eine Woche nicht geliefert, gerät die Produktion ins Stocken.
Intel beobachtet derzeit aufmerksam die benötigte Energieversorgung – die aus Erneuerbaren Energien bestehen soll. Wenn die Spannung für einen ultrakurzen Zeitraum von weniger als einer halben Sekunde abbricht, ist der Fertigungsprozess bereits unterbrochen und die Materialien zerstört. Das verursacht hohe Kosten.
Darüber hinaus benötigt eine Halbleiterfabrik ein leistungsfähiges Straßennetz und eine gute Verkehrsanbindung, die mit der Nähe zur A14 gegeben sein sollte. Ein weiteres Kriterium für eine Halbleiterfabrik ist auch die Entfernung zum Flughafen, weil der Wertschöpfungsprozess der Chips an verschiedenen Standorten stattfindet. Sowohl der Flughafen Halle/Leipzig und der BER Berlin sind von Magdeburg aus relativ nah und gut erreichbar.
Ein entscheidendes Kriterium für die Entscheidung dürfte auch der Zugang zu Elbwasser gewesen sein. Wasserver- und Abwasserentsorgung sind für Halbleiterfabriken essenziell. Viele Chips werden in mehreren Lagen auf einem Wafer aufgebaut, in jeder Schicht werden Schaltkreise in die Siliziumscheibe geätzt. Anschließend müssen die Chemikalien mit ultrareinem Wasser abgespült werden, bevor eine neue Lage aufgebracht werden kann. Zur Produktion eines Speicherchips werden daher bis zu 30 Liter Wasser benötigt.
Was denken die Magdeburger?
In der Stadt ist Intel eines der wichtigsten Themen. Die Magdeburger sprechen überall darüber, man beglückwünscht sich. Eine Dolmetscherin berichtete, dass jetzt auch unter den Wirtschaftsleuten in Berlin über Magdeburg gesprochen wird. Die relativ unbekannte Landeshauptstadt ist in ausländischen Wirtschaftskreisen durch die Giga-Investition zum Gesprächsthema geworden.
Die Menschen hoffen, dass Intel eine ganz neue Ära einläutet – eine wirtschaftliche Belebung. Das Werk im Gewerbegebiet Eulenberg soll an sich bis zu 10.000 neue Stellen schaffen. Mit zusätzlichen Zulieferbetrieben für das Werk wird ebenfalls gerechnet. Es wird von neuen Straßenbahnen zu den Werken gesprochen, von qualifiziertem Fachpersonal, neuen Kindergärten, von einem ICE-Ausbau – und höheren Grundstückswerten.
Gehofft wird, dass das Werk die Abwanderung junger qualifizierter Menschen aufhält. Viele junge Leute studieren aufgrund der guten Lebensbedingungen und vergleichsweise geringen Mieten in der Stadt, sie wandern nach dem Studium ab. Es gibt viele Arbeitsplätze, aber keine Arbeitskräfte.
Intel plant, Fachkräfte aus der Otto-von-Guericke Universität und der Hochschule Magdeburg-Stendal zu rekrutieren. Die Universität hofft ihrerseits derweilen auf eine höhere Bekanntheit und Attraktivität der Stadt – und auf eine größere Anzahl Studienbewerber.
Landwirte sind hingegen skeptisch. Sie bedauern den Verlust ertragreicher Anbauflächen und befürchten eine hohe Umweltbelastung durch das Werk. 450 Hektar sehr guter Boden aus der einstigen „Kornkammer der DDR“ werden einbetoniert. Einige Kilometer weiter nördlich wäre sandigerer Boden, weniger ertragreicher. Aus Sicht der versiegelten Böden wäre es dort sinnvoller gewesen. (bc)
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