Geringere Wirksamkeit, Probleme bei Virus-Mutationen und Einschränkungen für Ältere
Weil er relativ günstig ist und bei normalen Kühlschranktemperaturen gelagert werden kann, hat der Corona-Impfstoff des britisch-schwedischen Pharma-Unternehmens Astrazeneca große Hoffnungen geweckt.
Doch wegen Lieferverzögerungen sowie Zweifeln an der Wirksamkeit des Vakzins insbesondere bei älteren Menschen und gegen Corona-Mutanten hat das Mittel zumindest in Deutschland offenbar ein Akzeptanz-Problem.
Hunderttausende Astrazeneca-Impfdosen liegen hierzulande auf Halde, so dass Politiker wie Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) nun schon offensiv für das Vakzin werben. Vorbehalte gibt es jedoch weiterhin:
Wie wirksam ist der Astrazeneca-Impfstoff grundsätzlich?
Der Vektorviren-Impfstoff von Astrazeneca hat laut klinischen Studien eine Wirksamkeit von rund 70 Prozent. Bei den Impfstoffen von Biontech/Pfizer und Moderna, die auf der neuen mRNA-Technologie basieren, liegt die Wirksamkeit hingegen bei 95 und 94,1 Prozent.
Diese geringere Wirksamkeit des Astrazeneca-Impfstoffs lasse „sich nicht wegdiskutieren“, sagte dazu der Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery. Eine 70-prozentige Wirksamkeit bedeutet allerdings nicht, dass nur 70 Prozent der Geimpften geschützt werden und 30 Prozent sich mit Corona infizieren können – sie bedeutet vielmehr, dass die Zahl der Infektionen bei Geimpften um 70 Prozent geringer ist als bei nicht Geimpften.
Schützt das Astrazeneca-Vakzin gegen Virus-Varianten?
Die University of Witwatersrand im südafrikanischen Johannesburg kam in einer Studie zu dem Schluss, dass der Astrazeneca-Impfstoff nur „minimalen Schutz gegen milde bis moderate Covid-19-Infektionen“ mit der südafrikanischen Virus-Variante B.1.351 biete. Bei jungen Erwachsenen lag die Wirksamkeit demnach bei 22 Prozent. Allerdings nahmen an der Studie nur 2000 Probanden teil.
Dennoch kündigte Südafrika Anfang des Monats an, wegen der Zweifel an der Wirksamkeit seiner Astrazeneca-Impfdosen seine Impfkampagne zu verschieben. Am Mittwoch begann das Land dann schließlich mit der Kampagne mit dem Corona-Impfstoff des US-Unternehmens Johnson & Johnson.
Wie sieht es mit den schweren Verläufen aus?
Astrazeneca hebt hervor, dass keiner der Witwatersrand-Studienteilnehmer schwere Covid-19-Symptome entwickelte. Das Unternehmen geht davon aus, dass sein Vakzin auch bei der südafrikanischen Corona-Variante vor schweren Erkrankungen schützt. Und dies sei schließlich das Wichtigste, erklärte der britische Infektiologe Peter English. Außerdem sei noch gar nicht klar, ob andere Corona-Impfstoffe wirklich besser gegen die südafrikanische Variante helfen.
Die britische Regierung setzt weiterhin auch auf das Astrazeneca-Mittel. Der für Impfungen zuständige Unterstaatssekretär Nadhim Zahawi hob hervor, gegen die in Großbritannien grassierende Corona-Variante B.1.1.7 wirke der Astrazeneca-Impfstoff offenbar gut.
Mit Blick auf die südafrikanische Variante sagte Gesundheitsstaatssekretär Edward Argar: „Nichts deutet darauf hin, dass dieser Impfstoff nicht wirksam Krankenhausaufenthalte und Todesfälle verhindert.“ Und darauf komme es bei den Corona-Impfstoffen im Kern schließlich an.
Allerdings sind leichte Corona-Infektionen für den einzelnen zwar nicht gefährlich, bergen aber die Gefahr, dass die Betroffenen das Virus weiter tragen und dadurch bei ungeimpften Menschen womöglich schwere Erkrankungen auslösen. Astrazeneca hat angekündigt, an einer neuen Version seines Corona-Impfstoffs zu arbeiten, die besser gegen neue Virus-Varianten und insbesondere B.1.351 wirkt.
Ist der Impfstoff für ältere Menschen empfehlenswert?
In Deutschland ist das Astrazeneca-Vakzin nur für Menschen unter 65 Jahren zugelassen. Auch in den EU-Ländern Frankreich, Spanien, Griechenland, Niederlande, Belgien, Dänemark, Schweden und Rumänien gilt die Zulassung nicht für ältere Menschen.
Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron äußerte Ende Januar gar die Einschätzung, das Astrazeneca-Präparat sei „praktisch wirkungslos für Menschen über 65“.
Die Ständige Impfkommission am Robert-Koch-Institut begründete die beschränkte Zulassung jedoch damit, dass für Menschen ab 65 Jahren schlicht nicht genügend Daten zur Wirksamkeit vorlägen. Der Anteil der Probanden ab 65 Jahren bei den klinischen Studien von Astrazeneca lag unter zehn Prozent.
Das Mittel könnte also bei Älteren genauso wirksam sein wie bei Jüngeren. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) nannte jedenfalls keine Alterseinschränkung, als sie den Astrazeneca-Impfstoff für den Notfalleinsatz freigab.
Wie läuft es mit den Lieferungen?
Für Negativschlagzeilen sorgte die Ankündigung, dass die EU statt der ursprünglich vorgesehenen 80 Millionen vorerst nur 31 Millionen Astrazeneca-Impfdosen erhalte. Brüssel warf dem schwedisch-britischen Pharma-Unternehmen vor, andere Länder zu bevorzugen. Nach heftigem Ringen sagte Astrazeneca schließlich die Lieferung von zumindest 40 Millionen Dosen im ersten Quartal 2021 zu. (afp)
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