Fast jeder fünfte Zusteller bei der Post hat befristeten Job

Bei der Deutschen Post ist in der Brief- und Paketzustellung beinahe jeder fünfte Beschäftigte befristet angestellt. Ende 2017 gab es 119.690 Arbeitnehmer in diesem bereich, 14.780 davon als befristete Kräfte. Hinzu kamen weitere 10.335 "nicht ständig Befristete".
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Die Gewerkschaft hat erneut zu einem Poststreik aufgerufen.Foto:  Arne Dedert/dpa
Epoch Times13. Mai 2018

Bei der Deutschen Post hat einem Bericht zufolge in der Sparte der Brief- und Paketzustellung fast jeder fünfte Beschäftigte nur einen befristeten Job. Rund 7600 Mitarbeiter hätten sogar einen Vertrag mit einer Laufzeit von unter drei Monaten, berichtete die „Bild am Sonntag“ unter Berufung auf geheime Konzernunterlagen. Die Post wollte laut der Zeitung bislang keine Zahlen nennen.

Anfang Mai hatte Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) die Einstellungspraxis der Post und ihre Entfristungsregeln kritisiert und angekündigt, die Bundesregierung werde auf eine „sozial gerechte Beschäftigungspolitik“ der Post hinwirken. Dem Bund gehören mehr als 20 Prozent des Konzerns. Die Entfristungsregelungen sollen demnach auf die Tagesordnung der nächsten Aufsichtsratssitzung der Post kommen.

Früheren Berichten zufolge bekamen Niederlassungsleiter der Deutschen Post von der Konzernspitze ein sogenanntes Entfristungskonzept. Mitarbeiter mit befristeten Verträgen dürfen demnach binnen zwei Jahren nicht häufiger als sechsmal krank gewesen sein beziehungsweise nicht mehr als 20 Krankheitstage angehäuft haben.

Laut „Bild am Sonntag“ beschäftigte die Post Ende 2017 in ihren Niederlassungen Brief 119.690 Arbeitnehmer, 14.780 davon als befristete Kräfte – ein Anteil von 12,3 Prozent. Dazu kämen noch sogenannte nicht ständig befristete Arbeitnehmer und Abrufkräfte, insgesamt seien dies weitere 10.335 Mitarbeiter. Rund 7600 davon würden intern „Tagelöhner“ genannt, weil ihre Verträge auf eine Laufzeit von weniger als drei Monaten befristet seien.

Christina Dahlhaus, Bundesvorsitzende der Gewerkschaft DPVKOM, kritisierte gegenüber der Zeitung sogenannte Kettenbefristungen bei der Post, also mehrere befristete Verträge hintereinander. „Das ist eine soziale Zumutung – betroffene Menschen leben in ständiger Unsicherheit, können nicht planen und bekommen mit einem befristeten Vertrag nur schwer einen Mietvertrag oder einen Kredit.“

Die Politik müsse „handeln und einen Riegel vorschieben“, forderte Dahlhaus. Ein Konzernsprecher sagte: „Der Anteil befristeter Kräfte richtet sich stets nach dem betrieblichen Bedarf.“

Bundesfinanzminister Olaf Scholz will laut „Bild am Sonntag“ indes bei allen Bundesbehörden die sachgrundlose Befristung eindämmen. Er habe bei der Haushaltsaufstellung 2019 die Ministerien und nachgeordneten Behörden aufgefordert, alle Fälle sachgrundloser Befristung zu melden. Der Finanzminister habe signalisiert, für diese Fälle Geld für unbefristete Stellen in den Haushalt einstellen zu wollen.

jo/cfm



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