Unerwünschter Nebeneffekt: Andere Länder profitieren von deutscher E-Auto-Prämie
Der deutsche Staat subventioniert die Elektromobilität im Ausland nach Einschätzung des Autoexperten Stefan Bratzel mit dreistelligen Millionenbeträgen.
Denn viele der in Deutschland mit bis zu 9.000 Euro Kaufprämie geförderten E-Autos würden schon wenig später als junge Gebrauchte exportiert. Einige Händler hätten sich inzwischen „darauf spezialisiert, gebrauchte Elektrofahrzeuge nach sechs Monaten ins Ausland mit Gewinn weiterzuverkaufen“, teilte das CAM-Institut in Bergisch Gladbach, dessen Direktor Bratzel ist, am Freitag mit.
Im vergangenen Jahr seien bis September 236.695 reine Elektrofahrzeuge (BEV) neu zugelassen worden, aber die Elektroflotte in Deutschland habe sich nur um 207.435 Fahrzeuge erhöht. Mehr als zwölf Prozent der neu zugelassenen BEV-Autos fehlten also im Bestand.
Besonders groß sei die Differenz bei Tesla und BMW. Nach vorsichtigen Schätzungen des Instituts „dürften allein im Jahr 2021 bis zu 240 Millionen Euro an staatlichen Fördergeldern für reine Elektrofahrzeuge nicht zweckgemäß verwendet werden“.
Wirtschaftsprofessor warnt vor erheblichen Marktverzerrungen
Für die Kaufprämie in Deutschland ist eine Haltedauer von mindestens sechs Monaten vorgeschrieben. Laut Bratzel lohnt sich der Wiederverkauf ins Ausland trotz des Wertverlusts aufgrund der hohen Förderung und der kurzen Mindesthaltedauer.
„In Dänemark entfällt etwa für gebrauchte Elektrofahrzeuge bei einer Fahrleistung von mehr als 6.000 Kilometern die Luxussteuer bei der Zulassung. Das schafft eine hohe Nachfrage und hohe Preise für junge gebrauchte Elektrofahrzeuge.“
Die deutsche Förderung der Elektromobilität führe zu unerwünschten Nebeneffekten und erheblichen Marktverzerrungen, warnte der Wirtschaftsprofessor. Der Gesetzgeber sollte seiner Ansicht nach die Mindesthaltedauer für subventionierte E-Autos auf zwei oder drei Jahre verlängern und längerfristig statt der Anschaffung eher die Nutzung von E-Fahrzeugen begünstigen. (dpa/red)
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