Solarfelder statt Natur: Sie bringen schnelles Geld und führen zu Streit

Das Haus des einen wird bald von Solaranlagen umgeben sein, weil der andere sein Land für den Bau einer Anlage bereitstellt. In den USA spalten Solar-Projekte die ländlichen Regionen.
Titelbild
Solaranlagen auf 340 Hektar umgeben das Dorf Hjolderup, westlich von Aabenraa in Süddänemark, am 21. Februar 2023. 12 Haushalte, umgeben von einem 300-MW-Solarpark (Bauherr: Danish European Energy).Foto: MADS CLAUS RASMUSSEN/Ritzau Scanpix/AFP via Getty Images
Epoch Times24. April 2023

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Wenn Susan Burns zu Hause aus dem Fenster schaut, kann sie die Sonne über dem Feld ihres Cousins untergehen sehen – seit 75 Jahren. Jetzt hat ihr Cousin eingewilligt, Solaranlagen auf seinem Grundstück zu installieren. Das will sie nicht akzeptieren.

In ihrer Heimat, dem Callway County, einer ländlichen Region im Bundesstaat Missouri im Zentrum der USA, wird derzeit eine Vielzahl riesiger Solar-Projekte aus dem Boden gestampft. In Burns’ Umgebung sind zu ihrem Entsetzen gleich drei Flächen dafür ausgewiesen.

Industriefläche statt Ackerland

Unweit von Burns’ etwa hundert Jahre altem Holzhaus steht eine Kirche. Hier hat sie mit Gleichgesinnten den Widerstand gegen die spiegelnden Anlagen ausgerufen. Denn laut Burns steht viel auf dem Spiel: „Ich verliere meinen Ausblick; ich verliere meine Gesundheit; ich verliere meine Sicherheit.“

„Ich möchte auf diesem Ackerland leben, es pflegen“, sagt sie. „Die Vorstellung, dass mein Cousin auf der anderen Seite der Straße sein Ackerland in eine Industriefläche umwandelt, stört mich sehr.“

In der Nähe von Huron, Kalifornien, auf einem ehemals landwirtschaftlich genutzten Feld. Die Gegend ist dürregefährdet. Foto: ROBYN BECK/AFP via Getty Images

Viele hundert Kilometer von Callway County entfernt, in der Hauptstadt Washington, versucht US-Präsident Joe Biden das Blatt zugunsten der erneuerbaren Energien zu wenden. Doch die Gruppe von Solar-Gegnern um Susan Burns ist kein Einzelfall. In vielen Gegenden in den USA trifft der Solarausbau auf Widerstand, was Experten zufolge die Energiewende auszubremsen droht.

Laut Jungwoo Chun, Dozent für Klima und Nachhaltigkeit am Massachusetts Institute of Technology (MIT), könnte sich Bidens geplanter Solarausbau „erheblich verzögern“. Der Forscher warnt zugleich davor, den Widerstand gegen Solaranlagen als banale Nachbarschaftsstreitigkeiten abzutun.

„Das ist so etwas wie eine Identitätskrise“, sagt auch Doug Besette von der Michigan State University. Die Farmer definierten sich über „harte Arbeit“, „Dreck unter den Fingernägeln“. Wenn ihr Land, ihr Boden jetzt nur noch daliegen solle, jahrzehntelang verborgen unter Solaranlagen – „das erschüttert diese Identität“.

Es geht um Geld, viel Geld

Der Blick in die Zukunft spaltet die Gemeinden und führt zu Konflikten. Im Süden von Callway County kam es zwischen zwei Nachbarn fast zu Handgreiflichkeiten – das Haus des einen wird bald von Solaranlagen umgeben sein, weil der andere sein Land für den Bau einer Anlage bereitstellt.

Für viele ist die Rechnung schnell gemacht, so auch für Mike Webb. „Dieses Stück Land da drüben, auf der anderen Straßenseite“, sagt der Rinderzüchter von seinem Traktor aus. „Pro Jahr wirft das vielleicht 250 bis 300 Dollar je Acre ab. Jetzt kommt jemand um die Ecke und sagt, ‚Hey, wir geben dir pro Jahr 1.000 Dollar je Acre für Solaranlagen, mit einem jährlichen Wachstum von zwei Prozent und einer Vertragslaufzeit von 40 Jahren‘.“

Webb hat unterschrieben. „Es sollte mein Recht sein, mit meinem Grund anzustellen, was ich will.“ Der Protest gegen die Solaranlagen ärgert ihn sehr. „Das macht mich wahnsinnig“, platzt er heraus, als er eines der Protestplakate sieht. Gegen Solarenergie sei nur eine „Minderheit“ der Bevölkerung.

Das Solar-Projekt von Ranger Power, das im Norden des Callway County entstehen soll, wird nach Angaben des Investors einmal 43.000 Haushalte mit Strom versorgen können. Das umgerechnet mehr als 270 Millionen Euro schwere Investment soll demnach auch ein finanzieller Ausweg für sterbende Farmen in der Umgebung sein.

„Das ist Gratis-Geld“, sagt Webb, der über seinen Ruhestand nachdenkt – und den Tag, an dem eines seiner vier Kinder die Farm übernimmt. „Ob es ihnen gefällt oder nicht; es wird ein Einkommen für sie darstellen. Und das ist, was für sie zählt.“ (afp)



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