Neues Preisschild für Stuttgart 21 – wie teuer wird es?
Mit der Elbphilharmonie in Hamburg und dem Hauptstadtflughafen BER konnten in den vergangenen Jahren immerhin zwei skandalträchtige und nicht enden wollende Großbauprojekte fertiggestellt werden. Für Stuttgart 21 hingegen wird noch gebuddelt und gebaggert.
Der Bau des unterirdischen Durchgangsbahnhofs und die Verbindung nach Ulm sollen Ende 2025 fertiggestellt werden. Auch dieses Vorhaben ist über die Jahre immer teurer geworden. Heute dürfte die Deutsche Bahn ihrem Aufsichtsrat eine weitere Kostensteigerung erklären müssen.
Weitere Kostensteigerung
In einem Prüfbericht, der dem Gremium präsentiert werden soll, hat das Beratungsunternehmen PWC eine neue Summe ermittelt. Zuletzt ging es dem Vernehmen nach um einen neuerlichen Anstieg von derzeit 8,2 Milliarden auf inzwischen 9,15 Milliarden Euro. Damit hätten sich die ursprünglich veranschlagten Kosten mehr als verdoppelt: Im Finanzierungsvertrag waren im Jahr 2009 noch 4,5 Milliarden Euro festgelegt worden.
In Branchenkreisen wird angesichts des Kriegs in der Ukraine und den steigenden Kosten für Energie und Baumaterialien bereits befürchtet, dass auch die am Freitag vorgelegte PWC-Rechnung nicht zu halten sein könnte. Dennoch forderte der Vorsitzende der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), Klaus-Dieter Hommel, vor der Sitzung des Aufsichtsrats: „Wir erwarten, dass wir mit Blick auf die Mehrkosten eine abschließende Bewertung bekommen.“ Auch beim Termin der Inbetriebnahme pochte der Gewerkschaftschef auf eine eindeutige Festlegung seitens der Bahn.
Wer soll das bezahlen?
Der Konzern äußerte sich rund um den Aufsichtsratstermin zunächst nicht zu dem Thema. Angesichts der neuerlichen Kostensteigerung ist die seit Jahren tobende Debatte darüber wieder entbrannt, wer die zusätzlichen Kosten am Ende übernehmen wird.
Der neue Bahnbeauftragte der Bundesregierung, Michael Theurer (FDP), hatte Mitte Februar betont, die Verantwortung dafür liege aus Sicht des Bundesverkehrsministeriums bei der Deutschen Bahn. „Stuttgart 21 ist ein eigenwirtschaftliches Projekt der DB AG und keines des Bedarfsplans der Schienenwege des Bundes“, sagte Theurer damals den „Stuttgarter Nachrichten“.
EVG-Chef Hommel warnte nun hingegen davor, dass die Bahn alleine auf den Kosten sitzen bleiben könnte. „Das können wir nicht akzeptieren, weil damit eine zusätzliche Belastung für die Beschäftigten zu erwarten wäre“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. „Die Bahn kann das nicht alleine tragen. Inwieweit sich auch der Bund und das Land an den Mehrkosten beteiligen, muss verhandelt werden.“
Gegner sehen sich bestätigt
Die zahlreichen Gegner des Großbauprojekts sahen sich angesichts der weiter steigenden Kosten in ihrer Ablehnung bestätigt. „Die Mehrkosten in Milliardenhöhe, die Stuttgart 21 verschlingt, behindern die dringend notwendige Modernisierung der Deutschen Bahn und gefährden damit auch eine Verkehrswende, die den Namen verdient“, teilte bereits am Donnerstag der Verkehrsclub Deutschland (VCD) mit. „Statt für Entlastung und die dringend erforderlichen Zusatz-Kapazitäten auf der Schiene zu sorgen, droht mit Stuttgart 21 ein neuer Engpass im süddeutschen Eisenbahnnetz.“
Das Aktionsbündnis Stuttgart 21 forderte den Aufsichtsrat am Freitag zur Abkehr vom Projekt auf.
Die Arbeiten auf den Baustellen laufen unterdessen weiter. Jüngst verkündete die Bahn die Fertigstellung des 20. von insgesamt 28 Trägerkelchen, die am neuen Hauptbahnhof die darüberliegende Dachkonstruktion halten sollen. Diejenigen, die sich über den Baufortschritt informieren möchten, lädt die Bahn am 16. und am 18. April zu zwei „Tagen der offenen Baustelle“ ein. (dpa/red)
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