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Millionen Gehälter - und Pensionen

Millionen für den Ruhestand: Altersvorsorge von Vorständen wird immer üppiger – mit Hilfe von Politikern

Die Dax-Konzerne verschieben einen Teil ihrer Vorstandsvergütung in die Altersvorsorge und erreichen so ein Volumen von mehreren Milliarden Euro - Tendenz steigend.

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Die Schatten von Vorstandsmitgliedern der Volkswagen AG bei der Jahrespressekonferenz des Konzerns. Deutschlands Dax-Konzerne haben Milliarden für den Ruhestand ihrer Spitzenmanager reserviert.

Foto: Julian Stratenschulte/dpa/dpa

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Lesedauer: 5 Min.

Deutschlands Dax-Konzerne haben Milliarden für den Ruhestand ihrer Spitzenmanager reserviert. Die Pensionsverpflichtungen für ehemalige Vorstandsmitglieder summierten sich Ende 2020 bereits auf knapp 3,5 Milliarden Euro, wie eine dpa-Auswertung der Geschäftsberichte ergibt.
Die Tendenz ist steigend. Spitzenreiter ist der VW-Konzern, dessen Ex-Vorstände Anspruch auf Altersbezüge in Höhe von 396 Millionen Euro haben, gefolgt von Daimler mit 362 Millionen Euro. Addiert man die bereits erworbenen Ansprüche der derzeit aktiven Dax-Vorstände, kommen weitere gut 430 Millionen Euro hinzu.
Die Gesamtsumme ist noch höher, da nicht alle Unternehmen Angaben zur Altersvorsorge für ihre Spitzenkräfte machen, so Linde und die Munich Re. Auch ist die Altersvorsorge zum Teil nach unterschiedlichen Bilanzierungsmethoden ausgewiesen.
Dabei sind die Vorstandsgehälter so hoch, dass die Spitzenmanager durchaus auf eigene Kosten für den Lebensabend vorsorgen könnten. VW-Chef Herbert Diess etwa bekam im vergangenen Jahr 7,7 Millionen Euro.

Stephan Weil hat bei VW-Altersvorsorge Mitsprache

Als Begründung für die üppige Altersvorsorge dient häufig das Argument, dass es andere Unternehmen auch so machen: „Das Vergütungssystem der Vorstandsmitglieder wird vom Aufsichtsrat festgelegt und beinhaltet aktuell auch einen marktüblichen und angemessenen Beitrag zu einer betrieblichen Altersversorgung“, heißt es bei Daimler.
VW verweist darauf, dass die Pensionsrückstellungen der Volkswagen AG für die betriebliche Altersvorsorge der gesamten Belegschaft sich Ende 2020 auf rund 45,1 Milliarden Euro summierten. „Der Anteil für aktuelle und ausgeschiedene Vorstandsmitglieder liegt damit bei unter einem Prozent“, sagt ein Sprecher. „Die Höhe der Vorstandsvergütung soll im nationalen und internationalen Vergleich angemessen und attraktiv sein.“ Mitsprache bei der VW-Altersvorsorge hat auch der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil (SPD), der im Aufsichtsrat sitzt. Die Staatskanzlei in Hannover ließ eine Anfrage unbeantwortet.
„Marktüblich“ ist ein dehnbarer Begriff, denn die Altersversorgung ist keineswegs überall so reichhaltig: Nur VW und Daimler haben mehr als 350 Millionen für ihre Spitzenpensionäre zurückgelegt. Jeweils über 200 Millionen sind es bei Deutscher Telekom, Deutscher Bank, BASF und Bayer. Auch die Telekom ist ein teilstaatliches Unternehmen, in dessen Aufsichtsrat Finanzstaatssekretär Rolf Bösinger sitzt.
Sechs andere Unternehmen hingegen sind mit jeweils weniger als 50 Millionen vergleichsweise sparsam: der Softwarehersteller SAP, Fresenius und die mit dem Mutterkonzern verbundene Fresenius Medical Care, das Wohnungsunternehmen Vonovia, der Triebwerkshersteller MTU und das Chemieunternehmen Covestro.

Kleinere Dax-Konzerne weniger freigiebig

Die kleineren Dax-Konzerne sind tendenziell weniger freigiebig. Doch legen auch einige hochprofitable große Unternehmen wie SAP vergleichsweise bescheidene Summen für die Spitzenmanagervorsorge zurück, während die seit Jahren an Ergebnisschwäche leidende Deutsche Bank ihre Vorstände sehr großzügig bedenkt.
Den Gegenpol zu VW und Daimler bilden die Deutsche Wohnen und der Essenslieferant Delivery Hero, die dem Führungspersonal die Altersvorsorge selbst überlassen und keine Betriebsrenten zahlen.
Für die Managergehälter gibt es zahlreiche Transparenzvorschriften. Doch an den Pensionsverpflichtungen zeigt sich in den Geschäftsberichten, dass sich die Gesamtkosten der Spitzenetage einigermaßen elegant verstecken lassen.
Die Gesamtvergütung der Vorstände wird in der Regel nach Handelsgesetzbuch (HGB) ausgewiesen, ohne Altersvorsorge. Und abgesehen davon fehlen in den Gesamtvergütungstabellen auch die laufenden Zahlungen an Ehemalige, die ebenfalls hoch sind.

Zunehmende Intransparenz

Beispiel Siemens: Der aktive Gesamtvorstand wurde im vergangenen Jahr mit 26,5 Millionen Euro entlohnt, die Ehemaligen und Pensionäre bekamen 16 Millionen – wobei Siemens diese Zahlen anders als manch anderes Unternehmen nicht im hinteren Teil des Geschäftsberichts im Anhang versteckt oder ganz verschweigt.
„Ein immer größerer Teil der Vergütung wurde in die Altersvorsorge verlagert“, kritisiert Marc Tüngler, Hauptgeschäftsführer der Aktionärsvereinigung DSW und Mitglied der Regierungskommission zum Deutschen Corporate Governance Kodex. „Das trägt zur Intransparenz bei, da die tatsächliche Höhe der Vergütung nicht mehr nachvollziehbar ist. Es spräche nichts dagegen, diesen Zopf abzuschneiden.“
Da deutsche Konzerne im Wettbewerb mit internationalen Unternehmen stehen, würde dies nach Tünglers Einschätzung nicht einmal zu nennenswerten Gehaltseinbußen führen: „Ein Verzicht auf Pensionszusagen würde dazu führen, dass die Fixgehälter steigen. Doch das wäre aus unserer Sicht die bessere und transparentere Lösung.“ (dpa)

Kommentare

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hellsmannvor 4 Jahren

"Millionen für den Ruhestand: Altersvorsorge von Vorständen wird immer üppiger – mit Hilfe von Politikern"???

Vom Blick des flaschensammelden Rentners auf die Pensionäre wo der Betrag das 2-3 fache der Alterseinkünfte beträgt und weiter auf Politiker, bis zu Sparkassendirektoren usw.,folgen dann die im Nebel liegenden Gebirge von Einkommen der Manager !Spätestens dann wird sein Nacken überdehnt und die Vorstellungskraft zum Geld Utopie!So schaut er auf die vielleicht kleinen Ersparnisse ,die Dank EZB ohne Zinsen auf seinem Sparbuch weniger werdend dahin dümpeln!Der strukturierte Zwang nur noch über Aktien Gewinne generieren zu können ist m.E.Teil eines infamen Systems ,das über die Politik die Reichen noch reicher und die Armen noch ärmer macht! Die dafür erstellten Systeme ,die in Bruchteilen von Sekunden kaufen/verkaufen werden von einem Establishment bedient ,wo der sogenannte Kleinanleger so gut wie chancenlos bleibt!

josef karnervor 4 Jahren

>> „Der Anteil für aktuelle und ausgeschiedene Vorstandsmitglieder liegt damit bei unter einem Prozent“, sagt ein Sprecher.

Ich würde gerne dort arbeiten. Dann wäre ich einer von insgesamt ca. 120 Mitarbeitern, die die restlichen 99% kassieren können.

Anonymousvor 4 Jahren

Wenn die Aktionäre das zulassen?

Es gab Zeiten, da haben Arbeiter und Angestellte 20.000 DM brutto verdient und der Vorstandsvorsitzende 200.000 DM brutto. Plus Altersvorsorge in diesem Rahmen.

Also Faktor 10 für Vorausdenken, Repräsentation, Verantwortung tragen und Herausforderungen lösen...

Heute werden Millionen Euro Vorstandsgehälter bezahlt und zusätzlich hochbezahlte Unternehmensberater ins Haus geholt. Falls es schiefgeht, war der Berater schuld an allem! Und unsere überforderten Minister, Parteilinge mit oder ohne Berufsabschluss, haben sich das Beraterprinzip für Ihre Entscheidungen einfach abgeschaut... Der Souverän ist nicht gefragt worden.

josef karnervor 4 Jahren

Aktionäre akzeptieren das, sie müssen sogar.

Diese betrieblichen Altersversorgungen (Abfertigungen) werden als Rücklagen verbucht. Sie sind sogar gesetzlich vorgeschrieben.

.

Die Höhe der Abfertigungen für "normale" Mitarbeiter ist ebenfalls gesetzlich geregelt.

In Ö hat man bei Mindestzugehörigkeit von 10 Jahren zu einer Firma Anspruch darauf.

Drei (Netto-) Brutto-Monatsgehälter des letzten Einkommens ohne Überstunden, Zulagen, ... Steigert sich bis auf max. 12 Monate.

Ist ein Grund warum viele Firmen versuchen, Mitarbeiter vor Ablauf dieser 10 Jahre zu kündigen. Oder die Firmen kündigen, die Mitarbeiter haben noch keinen Anspruch, das Geld bleibt der Firma und die Mitarbeiter werden zwei Monate später wieder eingestellt. Die Uhr beginnt wieder bei 0 zu ticken. Hat Daimler bereits vorgemacht.

Geht eine Firma in Konkurs (oder wird sie insolvent), ist natürlich kein Geld für Abfertigungen mehr da. Pech gehabt.

Vorstände haben natürlich Einzelverträge, in denen das Gehalt, die Höhe der Abfertigung und der Zeitraum, ab wann der Anspruch gilt, festgelegt ist. So kann es durchaus sein, daß bereits nach einem Jahr ein (Millionen-) Anspruch besteht, oder auch bei vorzeitigem Ausscheiden.

Warum glaubt jemand, daß Politiker in vielen Vorständen ohne Verantwortungsbereich sitzen? Nur kurze Zeit, der Nächste will auch ...