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Kommunalisierung von Wohnungen

Milliarden-Deal in Berlin: Konzerne geben Wohnungen an Land ab

Der Berliner Wohnungsmarkt gilt als überhitzt. Die Politik verfolgt daher die Strategie, nicht nur neue Wohnungen zu bauen, sondern auch Bestände anzukaufen. Nun geht ein spektakuläres Geschäft über die Bühne.

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Immobilienunternehmen Deutsche Wohnen in Berlin. Symbolbild.

Foto: JOHN MACDOUGALL/AFP via Getty Images

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Lesedauer: 3 Min.

Nach monatelangen Verhandlungen ist ein milliardenschweres Geschäft zur Kommunalisierung von Wohnungen in Berlin unter Dach und Fach.
Drei landeseigene Gesellschaften kaufen den Konzernen Vonovia und Deutsche Wohnen 14.750 Wohnungen sowie 450 Gewerbeeinheiten ab und zahlen dafür 2,46 Milliarden Euro. Das gaben alle Beteiligten am Freitag bekannt.
Das Geschäft eine Woche vor der Wahl zum Abgeordnetenhaus gilt als größtes dieser Art seit langem in der Hauptstadt. Ursprünglich hatten die Unternehmen dem Land bis zu 20.000 Wohnungen angeboten.
Die rot-rot-grüne Landesregierung verfolgt das Ziel, durch Neubau und Ankäufe den kommunalen Wohnungsbestand zu erweitern. Sie hofft so, mehr Einfluss auf den angespannten Wohnungsmarkt zu haben und den Anstieg der Mieten bremsen zu können.

„Viele Gewinner, keiner Verlierer“

„Der Wohnungsankauf steht exemplarisch für ein soziales Berlin“, sagte Finanzsenator Matthias Kollatz (SPD). Die schätzungsweise gut 30.000 betroffenen Mieter hätten nun „Sicherheit, dass ihre Wohnungen dauerhaft im preisgünstigen Segment liegen werden“. Die Chefs von Vonovia und Deutsche Wohnen, Rolf Buch und Michael Zahn, zeigten sich ebenso zufrieden mit dem Deal, der „viele Gewinner und keine Verlierer kenne“.
Beide Konzerne stoßen damit rund zehn Prozent ihrer Bestände in Berlin ab. Gut 10.000 der Wohnungen stammen von der Deutsche Wohnen und 4250 von Vonovia. Der Bestand an kommunalen Wohnungen wiederum erhöht sich auf etwa 355.000. Das sind gut ein Fünftel der 1,67 Millionen Mietwohnungen in der Hauptstadt.
Die drei städtischen Gesellschaften Howoge, Degewo und Berlinovo finanzieren das Geschäft mit Krediten. Befürchtungen etwa aus dem Berliner Abgeordnetenhaus, dass sie durch diese zusätzliche Last Abstriche beim dringend nötigen Wohnungsbau machen müssen, wiesen sie zurück. „Wir werden den Neubau genauso wie bisher fortführen, es darf sogar noch mehr sein“, sagte Howoge-Geschäftsführer Ulrich Schiller.

Zusätzliche Kosten für Sanierung und Instandsetzung

Ein Teil der Wohnungen war schon einmal in kommunaler Hand. Vor ein bis zwei Jahrzehnten hatte Berlin um die 200.000 Wohnungen zu vergleichsweise niedrigen Preisen abgestoßen – was heute allgemein als Fehler gewertet wird.
Zu Zustand und Alter der Quartiere hieß es, manche stammten aus den 70er oder 80er Jahren, andere seien erst vor wenigen Jahren gebaut worden. Teils seien sie saniert, teils aber auch – wie in den 70er und 80er Jahren üblich – Asbestplatten im Bodenbelag verbaut.
Die kommunalen Gesellschaften bezifferten die zusätzlichen Investitionen, die sie in den kommenden Jahren für Sanierung oder technische Instandsetzung in die Hand nehmen wollen, auf rund 380 Millionen Euro.
In der Hauptstadt sind die Angebotsmieten in den vergangenen Jahren stärker gestiegen als in anderen Metropolen. Selbst Normalverdiener haben es in manchen Stadtteilen schwer, eine bezahlbare Unterkunft zu finden. Schlangen bei der Besichtigung freier Wohnungen sind lang.
Diese Situation, dazu Schlagzeilen über den Umgang mit Mietern und der inzwischen vom Bundesverfassungsgericht kassierte Mietendeckel mit staatlich festgelegten Obergrenzen erhöhten den Druck auf Vermieter.
Hinzu kommt, dass die Berliner am 26. September bei einem Volksentscheid parallel zur Abgeordneten- und Bundestagswahl über eine Enteignung großer Wohnungskonzerne abstimmen können. (dpa/dl)

Kommentare

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Martin Schmidtvor 4 Jahren

Ist dieser Senat korrupt? Der Senat verkaufte Oaktree 27000 Gehag Wohnungen für 535 Millionen Euro. Seitdem wurde in die Wohnungen vom Vermieter nichts investiert.

Jetzt kauft der Senat 14750 Wohnungen für 2,46 Milliarden Euro zurück. D.h. für das gesamte Portfolio würde der Senat 4,5 Milliarden Euro zahlen. Das ist ca. das 8,5 fache!!! des Wertes. Oder anders ausgedrückt der Wert der Wohnungen stieg von 19815 Euro pro Wohnung auf 166668,- Euro. Wie besagt, alle Wohnwertverbessernden Maßnahmen wie z.B. die Fassaden, Dächer und Fenster hat ausschließlich der Mieter bezahlt.

Hier muss eigentlich die Staatsanwaltschaft wegen Unterschlagung aktiv werden. Denn da die Käufer gegen den Kaufvertrag verstoßen haben, u.a. hatte man sich verpflichtet 50 Millionen Euro in die Wohnumfeldverbesserung zu stecken (alleine in der Gropiusstadt), wäre lediglich der ursprüngliche Preis 535 Millionen Euro zu zahlen gewesen. Schaden für den deutschen Steuerzahler ca. 4!!! Mrd. Euro, nicht eingerechnet sind die Plünderungen der Sozialkassen der Jahre seit dem Verkauf durch exorbitante Mietsteigerungen.

Bambuvor 4 Jahren

Stutzig macht mich der Hinweis auf das Asbest im Bestand. Ich gehe mal davon aus, dass diese Sanierungen wesentlich teurer als angenommen kommen oder die Häuser wegen dem Asbest ganz abgerissen werden müssen, weil eine Sanierung gar nicht machbar oder bezahlbar ist.

Bei den Wohnungsbaugesellschaften arbeiten Profis und die werden schon wissen, warum sie die Wohnungen für den Preis abgestoßen haben. Der Grund dürften zu hohe Folgekosten und zu viel Ärger sein. Da der Sachverstand gerade bei den links/grünen nicht besonders groß ist, dürften bei der Vonovia und der deutschen Wohnen die Korken nach dem Deal geknallt haben.

Martin Schmidtvor 4 Jahren

Die Asbestsanierung findet in Berlin im laufenden Betrieb statt. Die Firma BSU hat angeblich ein Verfahren bei dem "wenig" Asbest frei gesetzt wird. Wer sieht wie die arbeiten wird das sofort bezweifeln und laut LaGetSi (Landesamt für Arbeitsschutz, Gesundheits-schutz und technische Sicherheit Berlin) hat weder vor noch nach der Sanierung jemals jemand den Asbestgehalt in der Raumluft gemessen. Da die Sanierungsarbeiten bei offenen!!! Fenstern statt finden haben die Mieter drum herum auch etwas davon.

Mal abgesehen davon steckt in den Gebäuden das Asbest nicht nur in den sogenannten FlorFlex Platten sondern vor allem im Kleber! Daneben steckt das Asbest aber auch direkt im Beton. Von daher haben sie schon recht. Im Grunde müssten die Gebäude angerissen werden. Sie dürften nicht einmal ein Loch in die Wand bohren. Es gibt aber in Deutschland nur den Arbeitsschutz in dem das Thema Asbest geregelt ist. Wären die Wohnhäuser Büros für Beamte (maximal 8 Stunden, 5 Tage die Woche) wären die wegen des Asbestgehaltes bereits geschlossen. Aber die Mieter z.B. Rentner dürfen 24 Stunden in den Wohnungen sitzen.

Um einmal die Dimension zu verdeutlichen. Wir haben in Berlin mindestens 40000 Wohnungen von denen man weiß das dort ein massives Asbest Problem besteht. Die Dunkelziffer dürfte deutlich höher sein. Wenn ich da 120000 Wohnungen schätze dürfte auch das noch zu wenig sein.

Anonymousvor 4 Jahren

2.500.000.000 Euro : 15.200 Einheiten = 164.473,68 Euro Kaufpreis pro Wohnung aus dem Altbestand!

Politik, die rechnen kann, ich lache mich schlapp!

Der Senat hat noch nicht einmal das Geld dafür!

Martin Schmidtvor 4 Jahren

Das Geld muss der Senat auch nicht haben. Wenn er die Wohnungen sofort in Genossenschaften aufteilt. Hätte man das vor dem Kauf direkt vereinbart wären auch nur einmal z.B. die Kosten für die Grundbucheintragung und den Notar angefallen. Spannend wäre ob der gleiche Notar wie beim Verkauf an Oaktree bemüht wurde. Dann klingelt bei dem die Kasse wieder und wieder.

Minimaxvor 4 Jahren

Einst billig verkauft, jetzt teuer zurückgekauft, Super Deal. Typisch Berlin.

Anonymousvor 4 Jahren

Und in 5 Jahren sind es Ruinen oder sie sind ethnisch + politisch gesäubert (es wohnen nur noch rot-grüne Parteitäter und Invasoren dort). Dafür ist es aber total günstig, man muß halt Scheiße, Pisse, benutzte Spritzen, Penner und sonstige Bereicherung im Treppenhaus mögen, insbesondere wenn der Fahrstuhl nicht mehr funktioniert und das auch keinen kümmert.

Martin Schmidtvor 4 Jahren

Sorry aber das ist grober Unfug. Sie wohnen offensichtlich nicht in den betroffenen Wohnungen. Leider haben sie auch nicht verstanden, dass die Wohnungen nicht!!! im Besitz des Senates verbleiben sollen. Im übrigen haben sie die beschriebenen Zustände bereits heute. Nämlich genau deswegen, weil es eine massive Wohnungsnot gibt. Ausgelöst durch den Staat aber vor allem durch die Hedgefonds, Deutsche Wohnen & Co.