Milliarden-Deal in Berlin: Konzerne geben Wohnungen an Land ab

Der Berliner Wohnungsmarkt gilt als überhitzt. Die Politik verfolgt daher die Strategie, nicht nur neue Wohnungen zu bauen, sondern auch Bestände anzukaufen. Nun geht ein spektakuläres Geschäft über die Bühne.
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Immobilienunternehmen Deutsche Wohnen in Berlin. Symbolbild.Foto: JOHN MACDOUGALL/AFP via Getty Images
Epoch Times17. September 2021

Nach monatelangen Verhandlungen ist ein milliardenschweres Geschäft zur Kommunalisierung von Wohnungen in Berlin unter Dach und Fach.

Drei landeseigene Gesellschaften kaufen den Konzernen Vonovia und Deutsche Wohnen 14.750 Wohnungen sowie 450 Gewerbeeinheiten ab und zahlen dafür 2,46 Milliarden Euro. Das gaben alle Beteiligten am Freitag bekannt.

Das Geschäft eine Woche vor der Wahl zum Abgeordnetenhaus gilt als größtes dieser Art seit langem in der Hauptstadt. Ursprünglich hatten die Unternehmen dem Land bis zu 20.000 Wohnungen angeboten.

Die rot-rot-grüne Landesregierung verfolgt das Ziel, durch Neubau und Ankäufe den kommunalen Wohnungsbestand zu erweitern. Sie hofft so, mehr Einfluss auf den angespannten Wohnungsmarkt zu haben und den Anstieg der Mieten bremsen zu können.

„Viele Gewinner, keiner Verlierer“

„Der Wohnungsankauf steht exemplarisch für ein soziales Berlin“, sagte Finanzsenator Matthias Kollatz (SPD). Die schätzungsweise gut 30.000 betroffenen Mieter hätten nun „Sicherheit, dass ihre Wohnungen dauerhaft im preisgünstigen Segment liegen werden“. Die Chefs von Vonovia und Deutsche Wohnen, Rolf Buch und Michael Zahn, zeigten sich ebenso zufrieden mit dem Deal, der „viele Gewinner und keine Verlierer kenne“.

Beide Konzerne stoßen damit rund zehn Prozent ihrer Bestände in Berlin ab. Gut 10.000 der Wohnungen stammen von der Deutsche Wohnen und 4250 von Vonovia. Der Bestand an kommunalen Wohnungen wiederum erhöht sich auf etwa 355.000. Das sind gut ein Fünftel der 1,67 Millionen Mietwohnungen in der Hauptstadt.

Die drei städtischen Gesellschaften Howoge, Degewo und Berlinovo finanzieren das Geschäft mit Krediten. Befürchtungen etwa aus dem Berliner Abgeordnetenhaus, dass sie durch diese zusätzliche Last Abstriche beim dringend nötigen Wohnungsbau machen müssen, wiesen sie zurück. „Wir werden den Neubau genauso wie bisher fortführen, es darf sogar noch mehr sein“, sagte Howoge-Geschäftsführer Ulrich Schiller.

Zusätzliche Kosten für Sanierung und Instandsetzung

Ein Teil der Wohnungen war schon einmal in kommunaler Hand. Vor ein bis zwei Jahrzehnten hatte Berlin um die 200.000 Wohnungen zu vergleichsweise niedrigen Preisen abgestoßen – was heute allgemein als Fehler gewertet wird.

Zu Zustand und Alter der Quartiere hieß es, manche stammten aus den 70er oder 80er Jahren, andere seien erst vor wenigen Jahren gebaut worden. Teils seien sie saniert, teils aber auch – wie in den 70er und 80er Jahren üblich – Asbestplatten im Bodenbelag verbaut.

Die kommunalen Gesellschaften bezifferten die zusätzlichen Investitionen, die sie in den kommenden Jahren für Sanierung oder technische Instandsetzung in die Hand nehmen wollen, auf rund 380 Millionen Euro.

In der Hauptstadt sind die Angebotsmieten in den vergangenen Jahren stärker gestiegen als in anderen Metropolen. Selbst Normalverdiener haben es in manchen Stadtteilen schwer, eine bezahlbare Unterkunft zu finden. Schlangen bei der Besichtigung freier Wohnungen sind lang.

Diese Situation, dazu Schlagzeilen über den Umgang mit Mietern und der inzwischen vom Bundesverfassungsgericht kassierte Mietendeckel mit staatlich festgelegten Obergrenzen erhöhten den Druck auf Vermieter.

Hinzu kommt, dass die Berliner am 26. September bei einem Volksentscheid parallel zur Abgeordneten- und Bundestagswahl über eine Enteignung großer Wohnungskonzerne abstimmen können. (dpa/dl)



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