Lauterbach will Aufkauf von Arztpraxen per Gesetz einen Riegel vorschieben
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) will per Gesetz verhindern, dass Finanzinvestoren Arztpraxen aufkaufen. Er wolle dieser „Profitgier“ einen Riegel vorschieben, zitiert unter anderem das „Handelsblatt“ aus einem Interview mit der „Bild am Sonntag“.
Fataler Trend
„Es gibt den fatalen Trend, dass Investoren medizinische Versorgungszentren mit unterschiedlichen Facharztpraxen aufkaufen, um sie anschließend mit maximalem Gewinn zu betreiben“, kritisierte der Minister. Im ersten Quartal 2023 werde er daher einen Gesetzentwurf vorlegen, „der den Einstieg dieser Heuschrecken in Arztpraxen unterbindet“.
In diesem Jahr gab es vermehrt Meldungen, dass Investoren Arztpraxen ins Visier genommen hatten. So berichtete das ARD-Magazin „Panorama“ im April, dass Hunderte, „möglicherweise sogar Tausende Arztsitze“ aufgekauft worden seien. Besonders attraktiv seien Augenarztpraxen.
Unnütze Behandlung, schlechte Qualität
Im Juni hatten die Gesundheitsminister der Länder den Bund gebeten, gesetzliche Regelungen zu prüfen, um den Einfluss von privaten Investoren bei der Gründung und dem Betrieb von medizinischen Versorgungszentren (MVZ) einzuschränken. Gesundheitsexperten beklagen laut „Handelsblatt“ schon länger, dass Arztpraxen zunehmend von profitorientierten Unternehmen übernommen und so immer mehr Sitze niedergelassener Ärzte in MVZ gebündelt werden. Lauterbach sind auch große Praxisketten ein Dorn im Auge. „Die Praxen müssen denen gehören, die dort tatsächlich arbeiten. Dann ist auch Schluss damit, dass ein Promi-Arzt seinen Namen für Dutzende Praxen hergibt, in denen junge Ärzte Hamsterradmedizin mit unnützen Behandlungen in schlechter Qualität betreiben, um absurde Profitziele zu erreichen.“
Generell hält Lauterbach im Gesundheitsbereich Renditen im zweistelligen Prozentbereich „nicht für vertretbar“. „Wenn Sie zehn Prozent Rendite oder mehr rausholen, dann ist das mit seriöser Medizin kaum möglich“, befand der Minister. Grundsätzlich müsse das „absurde Gewinnkonzept“ im Gesundheitssystem geändert werden.
Mehr Menschlichkeit im Gesundheitssystem
Auf „Twitter“ legte der Gesundheitsminister nach. „Profitorientierten“ Ketten von Arztpraxen stellte er das „wahrscheinlich letzte schöne Weihnachten“ in Aussicht. „Schon bald kommt das Ende. Weniger Gier, mehr Menschlichkeit braucht unser Gesundheitssystem.
Einige Hundert Nutzer kommentierten den Eintrag, darunter auch Dr. Wolfgang Heubisch, Vizepräsident des bayerischen Landtags. Der FDP-Politiker antwortete: „Zur Wahrheit gehört auch, dass Arztpraxen an ärztliche Nachfolger/innen nur sehr schwer zu verkaufen sind, weil die Voraussetzung für eine Niederlassung immer schlechter wurde. Man treibt also die abgabewilligen Ärztinnen und Ärzte in die Klauen dieser sog. Heuschrecken.“
Patientenschützer warnen
Ende Mai 2002 hatte der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, im „Spiegel“ gemahnt: „Ganz gleich, wie groß eine Praxis ist oder wer sie betreibt, allein die Qualität der Therapie ist für die Patienten entscheidend.“ Genesungschancen dürften nicht durch wirtschaftliche Strukturen und Interessen gefährdet werden, warnte er. Es dürfe nicht sein, dass die lukrativste Behandlung oder Abrechnungsstrategie im Vordergrund stehe.
Epoch Times zitierte seinerzeit Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU): „Es ist schon auffallend, dass gerade bestimmte Fachärzte wie Augenärzte, Nephrologen, aber auch Radiologen offenbar besonders interessant für Finanzinvestoren sind.“ Er habe das Bundesgesundheitsministerium daher „eindrücklich gebeten“, sich des Themas anzunehmen.
Professionelle Suche nach Anlegern
Wie Ärzte eine Praxis an Investoren abgeben können, erläutert etwa die Seite https://mediorbis.de/. Die Betreiber bieten vielfältige Unterstützung an. Wer vor dem Problem stehe, einen geeigneten Nachfolger zu finden, der könne über eine Praxisbörse „potenzielle Investoren“ erreichen. Abgabewillige Ärzte können sich von „professionellen Praxisberatern“ begleiten lassen. Sie würden beispielsweise dabei helfen, die Praxis durch „geeignete Maßnahmen übernahmefit für Investoren zu machen, um einen attraktiveren Abgabepreis zu erzielen“. Die Anleger seien „oft bereit und in der Lage, höhere Kaufpreise zu zahlen als niederlassungswillige Ärzte“.
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