Kemfert: Kaufprämie für E-Autos ohne Gesamtstrategie kurzsichtig

Befürworter erhoffen sich von staatlichen Kaufzuschüssen den Durchbruch für die Elektromobilität in Deutschland und eine Absicherung von Arbeitsplätzen in der heimischen Autoindustrie.
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DIW-Energieexpertin Prof. Claudia KemfertFoto: Marc Darchinger
Epoch Times2. Februar 2016
Mögliche staatliche Kaufzuschüsse für Elektroautos müssten aus Sicht der Energieexpertin Claudia Kemfert in eine Gesamtstrategie eingebettet werden. „Eine Kaufprämie einzuführen, ohne aber die Mobilität als Ganzes auf Nachhaltigkeit auszurichten, ist wenig durchdacht und zu kurzsichtig“, sagte die Energieexpertin des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Die Elektromobilität sei zwar ein Baustein der nachhaltigen Mobilität, doch nur einer von vielen. Insgesamt kritisierte Kemfert die deutsche Verkehrspolitik als „rückwärtsgewandt“.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) will an diesem Dienstag mit Spitzenvertretern der Autoindustrie über weitere Anreize beraten, um die schleppende Nachfrage nach Elektroautos anzukurbeln. Regierungssprecher Steffen Seibert sprach im Vorfeld von „einem ersten Beratungs- und Informationsgespräch“. In der Diskussion sind staatliche Kaufzuschüsse in Höhe von 5000 Euro pro Elektrofahrzeug unter einer möglichen Beteiligung der Autoindustrie. Diese sind allerdings in der großen Koalition umstritten. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) lehnt Zuschüsse ab. Dagegen machen sich SPD und CSU inzwischen dafür stark.

DIW-Energieexpertin Kemfert sagte, grundsätzlich sei es begrüßenswert, dass die Bundesregierung über eine finanzielle Unterstützung der Elektroautos nachdenke. „Allerdings fehlt eine klare Strategie zur nachhaltigen Mobilität, da kann eine Kaufprämie allein wenig ausrichten.“ Ohne eine Anhebung der Dieselsteuer und eine Stärkung des Schienen-Güterverkehrs mache eine Kaufprämie für Elektrofahrzeuge wenig Sinn. „Zudem muss der Kohleausstieg stattfinden, damit die E-Autos wirklich klimafreundlich sind.“

In der Verkehrspolitik fehle der Wille zu einem Umstieg hin zu einer ernsthaft nachhaltigen Mobilität, kritisierte Kemfert. So „torpediere“ Deutschland weiterhin strengere Emissionsgrenzwerte in der EU, umweltschädliche Diesel-Subventionen würden beibehalten. Alternative Antriebstechnologien wie Erdgasfahrzeuge würden nicht ausreichend unterstützt.

Die Nachfrage nach E-Autos in Deutschland ist immer noch schwach. Im vergangenen Jahr wurden nur 12 363 Elektroautos neu zugelassen – verglichen mit insgesamt 3,2 Millionen Personenwagen. Als Hauptprobleme gelten neben dem vergleichsweise hohen Preis für Elektroautos und der geringeren Reichweite der Fahrzeuge die unzureichende Infrastruktur mit Ladestationen.

Befürworter erhoffen sich von staatlichen Kaufzuschüssen den Durchbruch für die Elektromobilität in Deutschland und eine Absicherung von Arbeitsplätzen in der heimischen Autoindustrie. Gegner fordern, die Gelder für einen besseren Umweltschutz lieber anders zu investieren.

(dpa)


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