IWH-Präsident: Schluss mit den Corona-Beschränkungen – Geisteratmosphäre in Städten muss aufhören
Der Präsident des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH), Reint Gropp, hält die Maßnahmen der Bundesregierung gegen die ökonomischen Folgen der Coronakrise für unzureichend und rät stattdessen zu einer raschen Normalisierung des Alltags.
Die Basis dafür müssten Tests und eine Isolierung von Risikogruppen sein, heißt es in einer Analyse von Gropp, über die die Zeitungen des „Redaktionsnetzwerks Deutschland“ (Mittwochausgaben) berichten.
„Schon jetzt, mit relativ optimistischen Annahmen die Erholung betreffend, prognostizieren wir, dass die Wirtschaft in diesem Jahr um rund zehn Prozent einbricht und erst 2022 wieder das Niveau vom Februar 2020 erreicht hat, was der schwersten Rezession der Nachkriegszeit entspräche“, schreibt Gropp.
„Und selbst bei dieser Vorhersage unterstellen wir noch, dass die Maßnahmen nicht verlängert werden, dass es keine zweite Welle von Infektionen gibt und dass die Aufholeffekte schon im Herbst 2020 die Wirtschaft stark antreiben.“
Da die Entwicklung von Medikamenten und Impfstoffen „einfach zu lange“ dauere, „um bis dahin die Infektionen auf dem gegenwärtig niedrigen Stand zu halten“ und die wirtschaftlichen Konsequenzen eines weiter andauernden Shutdowns „dramatisch wären“, rät der Ökonom zur Ausweitung von Tests, auch wenn diese Lösung teuer sei.
„Mit flächendeckenden, regelmäßigen Tests, die die Menschen selbst anwenden, könnten große Teile der Bevölkerung wieder zur Arbeit gehen, Restaurants oder sogar Bars besuchen – es könnte schlichtweg wieder Normalität einkehren.“
Masken müssen aus der Öffentlichkeit verschwinden
Masken in der Öffentlichkeit wären überflüssig, so Gropp. „Die Geisteratmosphäre, die wir gegenwärtig vor allem in den Städten beobachten, würde verschwinden, und das Konsumverhalten der Menschen könnte sich wieder normalisieren“, heißt es im Papier.
Gleichzeitig „müssten Risikogruppen systematisch identifiziert und isoliert werden“, so Gropp. „Die Lockdown-Maßnahmen würden nicht mehr undifferenziert alle Menschen betreffen, sondern eine relativ kleine Gruppe, die einem deutlich höheren Mortalitätsrisiko ausgesetzt ist.“
Es sei nachvollziehbar und richtig, dass die Politik einem Menschenleben keinen ökonomischen Wert zumessen möchte und sich weigere, den wirtschaftlichen Wohlstand der Gesellschaft gegen Corona-Todesfälle aufzurechnen.
Trotzdem sei der gegenwärtige Weg nicht nachhaltig. „Politiker sollten nicht einseitig auf Infektionszahlen schauen, sondern das Gesamtbild im Auge behalten.“ Nur so könne man aus der gegenwärtigen Krise einigermaßen unbeschadet herauskommen. (dts)
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