IW: Wohlfahrtsverlust von 250 Milliarden Euro – Rund 100 Milliarden Euro geringeres BIP
Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) geht davon aus, dass die Corona-Pandemie und ihre Folgen in Deutschland bisher einen Wohlfahrtsverlust von 250 Milliarden Euro verursacht hat. Das teilte das IW am Sonntag unter Berufung auf eigene Berechnungen mit. Demnach ging das Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal 2020 noch vergleichsweise leicht zurück, bevor es im zweiten Quartal dann zu einem Schock kam.
Das prognostizierte BIP ohne Corona läge in diesem Zeitraum bei rund 850 Milliarden Euro, tatsächlich waren es rund 100 Milliarden Euro weniger. Im folgenden Quartal, vor allem in den Sommermonaten, schloss sich die Lücke laut IW zwar wieder deutlich, aber nie ganz.
Mit dem erneuten Lockdown seit Jahresende 2020 wurden die Wohlfahrtsverluste wieder größer. Das Institut geht davon aus, dass die Pandemie die deutsche Wirtschaft im ersten Quartal 2021 „wahrscheinlich gut 50 Milliarden Euro“ kostet.
Wohlfahrtsverluste sind eine Folge von staatlichen Eingriffen und gestörten wirtschaftlichen Märkten. Ein Wohlfahrtsverlust liegt vor, wenn die produzierte Menge an Gütern von der optimalen Menge abweicht; das Gleichgewicht am Markt ist gestört. In die Berechnung werden Steuern, Zölle und Preise, Monopolbildungen und anderes einbezogen, die Betrachtung ist jedoch nie vollständig, da zukünftige Entwicklungen nicht abgeschätzt werden können.
„Die Corona-Krise war und ist ein Schock für die deutsche Wirtschaft, der seinesgleichen sucht“, sagte IW-Direktor Michael Hüther der Zeitung. Die Hilfspakete der Bundesregierung und das Kurzarbeitergeld hätten noch schlimmere Folgen abwenden können. „Allerdings haben die Auszahlungen der Hilfen lange, teilweise zu lange, auf sich warten lassen“, kritisierte er.
Unterdessen gingen im vergangenen Jahr rund 16.300 Unternehmen pleite, obwohl die Bundesregierung die Pflicht zur Anmeldung von Firmenpleiten ausgesetzt und diese Frist zuletzt noch einmal bis Ende April verschoben hatte. Hinzu kommen laut IW weitere 5.000 „Zombieunternehmen“, für die es trotz der Hilfen kaum eine Perspektive mehr gibt. (dts)
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