IW: Politik muss „das finanzielle Überleben der Unternehmen sichern“

Lieferketten in der Industrie stocken, Messen werden abgesagt, Fluggesellschaften und Reiseveranstalter befürchten große Einbußen: Das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) fordert die deutsche Politik zum Handeln auf.
Titelbild
Containerterminal in Bremerhaven.Foto: istock
Epoch Times6. März 2020

Das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) hat die Politik aufgefordert, die Belastungen für die Unternehmen durch das Coronavirus finanziell abzufedern.

„Lieferketten in der Industrie stocken, Messen werden abgesagt, Fluggesellschaften und Reiseveranstalter befürchten große Einbußen“, erklärte das IW am Freitag.

Die Politik müsse jetzt „das finanzielle Überleben der Unternehmen sichern und über Kurzarbeit Jobs und Einkommen stabilisieren“. Kurzarbeit sei „ein wirksames Mittel gegen Entlassungen“.

Oberste Priorität der Regierung sei es, die Menschen vor der Epidemie zu schützen, betonte das IW. Das „generell gute Gesundheitssystem“ müsse dazu mit den entsprechenden finanziellen Mitteln ausgestattet werden.

Den von den Coronavirus-Folgen betroffenen Unternehmen müsse die Politik vor allem helfen, die Liquidität zu sichern, etwa über Kredit der staatlichen Förderbank KfW.

Eine andere Möglichkeit „wäre eine Art Steuerstundung“, schlug das IW vor: Seit 2008 gilt der sogenannte Investitionsabzugsbetrag, der es Unternehmen ermöglicht, Abschreibungen zeitlich vorzuverlegen, wodurch sich die Steuerlast des laufenden Jahres reduziert.

Der Betrag ist auf 200.000 Euro im Jahr und auf Unternehmen mit einem Betriebsvermögen von bis zu 235.000 Euro beschränkt.

„Eine temporäre Anhebung dieser Schwellenwerte würde Betriebe kurzfristig entlasten“, erklärte das IW.  Allerdings würden davon auch jene Unternehmen profitieren, die keine Liquiditätsprobleme haben, schränkte das Institut ein.

Zudem müsse die Politik die Finanzmärkte stabilisieren – hier hat das IW die Eurozone im Blick. Deutsche Unternehmen hätten in den vergangenen Jahren finanzielle Polster aufgebaut – in anderen europäischen Ländern seien Betriebe häufig schlechter auf Krisen vorbereitet.

Die Europäische Zentralbank (EZB) sollte es den Kreditinstituten deshalb erleichtern, sich Geld bei ihr zu leihen, damit die Banken jenen Unternehmen, die unter der Corona-Krise leiden, Kredite gewähren können.

Kurzarbeit statt Entlassung

Die Kurzarbeit ist ein bewährtes Mittel zu verhindern, dass Mitarbeiter entlassen werden. Stattdessen wird vorübergehend die betriebliche Arbeitszeit gekürzt.

Für den Verdienstausfall der Beschäftigten springt auf Antrag die Bundesagentur für Arbeit ein, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind – laut Gesetz muss der Arbeitsausfall im Unternehmen „nicht vermeidbar“ und von vorübergehender Natur sein.

Ziel ist, dass Beschäftigte nicht gekündigt werden, sondern auch in schwierigeren Zeiten im Betrieb bleiben können. Die Unternehmen profitieren, weil sie eingearbeitete Mitarbeiter halten können. I

m Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise 2009 führte die Kurzarbeit mit Konjunkturprogrammen und anderen Maßnahmen in Deutschland tatsächlich zu einem geringeren Jobabbau als in anderen Ländern.

Kurzarbeit bedeutet, dass die Arbeitnehmer Einbußen hinnehmen müssen: Das Kurzarbeitergeld gleicht den Verdienstausfall nur teilweise aus und beläuft sich auf 60 bis 67 Prozent des ausgefallenen Nettoeinkommens.

Die maximale gesetzliche Bezugsdauer beträgt derzeit zwölf Monate. Zuletzt wurden Forderungen nach einer Reform des Arbeitsmarkt-Instruments laut. So soll etwa die Dauer auf 24 Monate ausgeweitet werden. Diskutiert wird zudem ein punktueller Einsatz von Kurzarbeit für einzelne Branchen und Regionen, die von einer Krise besonders betroffen sind. (afp/nh)



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