Höhere Steuern auf Business-Class-Flüge könnten E-Kerosin mitfinanzieren
Die europäische Organisation Transport & Environment (T&E) hat höhere Steuern für Business-Class-Flüge und Privatjets gefordert, um die Mehreinnahmen in die Forschung und Entwicklung von E-Kerosin zu investieren. Dem Bund entgingen durch Steuerlücken und zu niedrige Steuersätze jährlich rund 567 Millionen Euro, heißt es in einer Studie von T&E Deutschland, die der Nachrichtenagentur AFP am Mittwoch vorlag. E-Kerosin könne die Luftfahrt derweil klimafreundlicher machen.
„Die umweltschädlichsten Privatjet- und Business-Class-Flieger profitieren von Steuerlücken“, kritisierte Marte van der Graaf, Referentin für Luftfahrt bei T&E Deutschland, während die Bundesregierung den E-Kerosin-Markt „aus Mangel an Geldern“ aufgebe. Sie forderte unterschiedliche Steuersätze für Tickets in der Economy-Class und der Business- und First-Class.
Der CO₂-Fußabdruck der beiden gehobenen Klassen sei in Schmalrumpfflugzeugen 3,7 Mal und in Großraumfliegern sogar 4,3 Mal höher. Die Besteuerung der Tickets würde 303 Millionen Euro pro Jahr bringen, rechnete T&E vor. Sie betreffe dabei nur acht Prozent der Passagiere.
Privatjets sind von der Kerosin- und Luftverkehrsteuer befreit, da sie unter die Kategorie „Geschäftsluftfahrt“ fallen und als nicht öffentlich vermietet gelten.
Auch Privatjets sollten Kerosinsteuer zahlen
Zusätzlich schlägt die Organisation vor, eine Kerosinsteuer für Privatjets einzuführen und empfiehlt dafür eine Abgabe von 65 Cent pro Liter, was dem Steuersatz für Autofahrer entspreche. Das könne dem Bund pro Jahr fast 63 Millionen zusätzliche Steuereinnahmen bringen.
Auch seien die meisten Privatjets von der Zahlung eines Kohlenstoffpreises im EU-Emissionshandel befreit. Müssten sie diese Abgabe zahlen, generiert das laut T&E nochmals rund 201 Millionen Euro.
Das eingenommene Steuergeld müsse dann in die Forschung und Entwicklung von E-Kerosin investiert werden. Es sei „leichtsinnig“ davon auszugehen, dass andere Länder genügend von dem Kraftstoff für den Import herstellen könnten, Deutschland benötige bis 2032 selbst seine Grundversorgung an E-Kerosin. „Außerdem tragen die Forschungsanlagen dazu bei, dass E-Kerosin letztlich billiger wird“, erklärten die Studienautoren.
EU will lieber die Luftfahrt im Ganzen angehen
EU-Verkehrskommissarin Adina Vălean lehnt es ab, vor den Wahlen der Europäischen Kommission noch das Thema Privatjets aufzugreifen. 2023 sagte sie in einer Pressekonferenz: „Wir haben nicht die Absicht, irgendwelche [weiteren] Vorschriften zu erlassen.“ Vălean zieht es demnach vor, die Luftfahrt als Ganzes anzugehen, statt sich nur auf Privatjets zu konzentrieren.
Auch nach der Erweiterung des EU-Emissionshandels zu Beginn des Jahres bleiben kleinere Betreiber von Privatflugzeugen ausgenommen. CO₂-Zertifikate sind weiterhin nur für größere Luftverkehrsunternehmen verpflichtend.
Privatpersonen und Firmen, die ihre Flugzeuge selbst nutzen, dürfen bis zu 1.000 Tonnen CO₂ ausstoßen, ohne dafür Zertifikate erwerben zu müssen. Für gewerbliche Betreiber wie Charterfirmen liegt die Grenze bei 10.000 Tonnen.
Im Jahr 2022 zählte die Flugsicherung 94.000 Starts privater Flüge in Deutschland, wobei drei Viertel davon kürzer als 500 Kilometer gewesen waren. Dabei seien etwa 10 Millionen Tonnen Kohlendioxid freigesetzt worden.
Was ist E-Kerosin?
Bei E-Kerosin handelt es sich um synthetisch hergestellten Flugzeugtreibstoff. Wird bei der stromaufwändigen Produktion ausschließlich erneuerbare Energie verwendet und das für die Herstellung benötigte CO₂ aus der Luft gefiltert, handelt es sich um CO₂-neutrales E-Kerosin.
Nach Ansicht von T&E ist eine klimaneutrale Luftfahrt ohne E-Kerosin nicht möglich. Modellierungen zeigten, dass der Kraftstoff im Jahr 2050 etwa 20 Prozent zur CO₂-Vermeidung in der deutschen Luftfahrt beitragen müsse. Es gebe keinen anderen nachhaltigen Flugkraftstoff, der sich in diesem Zeitraum in gleicher Weise nachhaltig ausbauen lässt.
T&E ist die Dachorganisation von nichtstaatlichen Umweltorganisationen in Europa, die sich für nachhaltigen Verkehr einsetzen. (afp/red)
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