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Made in China

Gesetzliche Lücken: Immer mehr Spielzeuge mit giftigen Chemikalien auf dem Markt

In einer Zeit, in der das Online-Shopping von Spielzeugen einen Boom erlebt, warnt der BUND vor einer heimtückischen Gefahr: Hochkonzentrierte, krebserregende Stoffe.

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Spielzeuge können gesundheitsschädliche Chemikalien enthalten. Symbolbild.

Foto: iStock

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Im Internet gekauftes Spielzeug für Kinder kann gesundheitsschädliche Chemikalien in hohen Konzentrationen enthalten, die in der EU eigentlich verboten sind. Durch den boomenden Online-Handel fallen immer häufiger Produkte aus China auf, die mit Weichmachern oder anderen krebserregenden Stoffen belastet sind, wie aus einem Rechtsgutachten des Bunds für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hervorgeht. Die Umweltorganisation forderte eine ausreichende Anpassung geltender Gesetze an die digitale Welt.
„Der Internethandel wird leider noch nicht vergleichbar mit dem stationären Handel überprüft. Und so können Schadstoffe in die Körper unserer Kinder gelangen“, erklärte BUND-Geschäftsführerin Antje von Broock am Montag. Angemessene Kontrollen seien bei der gegenwärtigen Praxis nicht möglich, die Überwachung des Marktes hinke hinterher. „Sanktionen bei Zuwiderhandlung müssen so hoch sein, dass sie auch abschrecken“, forderte der BUND.

Puppen aus China enthalten teilweise schädliche Weichmacher

Eine zusätzliche Auswertung des EU-Schnellwarnsystems für gefährliche Non-Food-Produkte zeigt laut BUND, dass die Zahl der gemeldeten Artikel, die verbotene Chemikalien enthielten, in den vergangenen vier Jahren um 30 Prozent gestiegen ist. Häufig seien darunter Spielzeuge wie Puppen oder Schleim aus chinesischer Produktion, die teilweise bis zur Hälfte aus hormonell schädlichen Weichmachern bestehen können, wie der BUND analysierte.
Oft enthielten die Produkte sogenannte Phthalate, die Hartplastik geschmeidig machen sollen. „Einige Phthalate sind seit Jahren als fortpflanzungs- und hormonell schädigend eingestuft“, erklärte der BUND. Sie könnten die sexuelle Entwicklung bei Kindern stören und die Fruchtbarkeit beeinträchtigen. Artikel, die mehr als 0,1 Prozent dieses Stoffes enthalten, sind daher in der EU verboten. Trotzdem wiesen 134 der 213 Spielzeuge, die im vergangenen Jahr von den EU-Mitgliedsstaaten an das Schnellwarnsystem gemeldet wurden, eine höhere Konzentration auf.

BUND rät: Verzicht auf Plastikprodukte

Neben den Weichmachern enthielten einige Spielzeuge auch andere schädigende Stoffe. Bor wurde beispielsweise sehr häufig in Spielzeugschleim gefunden. Der Grenzwert von 300 Milligramm Bor pro Kilogramm Spielzeug wurde dabei um ein Vielfaches überschritten, „bei einem Schleim sogar um das Zehnfache“, stellte der BUND fest. Bor könne die Fruchtbarkeit beeinflussen oder das ungeborene Kind schädigen.
Potenziell krebserregende Nitrosamine wurden außerdem in Luftballons und Wasserbomben gefunden, auch in den Produkten einer deutschen Firma. Erhöhte Blei-Konzentrationen seien an Lötpunkten von Elektrogeräten ausgemacht worden. Der BUND empfiehlt Verbrauchern, auf Plastikprodukte, wenn möglich zu verzichten. Besonders viele der gesundheitsschädlichen Stoffe seien aus PVC hergestellt.

Viel „rechtlicher Freiraum“ für Online-Händler

Plattformen wie Amazon, Ebay oder Alibaba befänden sich derzeit in einem „rechtlichen Freiraum“, in dem sie die Schutzvorschriften „ganz legal umgehen können“, kritisierte von Broock. „Es ist offensichtlich so, dass über diese Handelsriesen derzeit alles, sogar gefährliches Spielzeug, auf den Markt geworfen werden kann, weil niemand ernsthafte Konsequenzen zu fürchten hat.“
In Deutschland stimmten sich verschiedene Überwachungsbehörden auf Länderebene nicht ausreichend ab, heißt es in dem Rechtsgutachten. Zudem mangele es an der notwendigen Ausstattung, um Online-Plattformen zur Verantwortung zu ziehen. „Das Kompetenzwirrwarr zulasten der menschlichen Gesundheit kann so nicht weitergehen“, bemängelte von Broock. (afp/dl)

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