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Nominierung

Joachim Nagel übernimmt in unruhigen Zeiten die Führung der Bundesbank

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Der Volkswirt Joachim Nagel soll neuer Präsident der Bundesbank werden.

Foto: picture alliance / dpa/dpa

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17 Jahre seiner Karriere verbrachte er bereits bei der Bundesbank, nun kehrt er zurück: Der Volkswirt Joachim Nagel wird nach dem Rücktritt des bisherigen Bundesbank-Präsidenten Jens Weidmann die Führung der Deutschen Bundesbank übernehmen. Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) teilte am Montag mit, gemeinsam mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) werde er „Joachim Nagel als neuen Präsidenten der Bundesbank“ vorschlagen.
Jens Weidmann, der die Bundesbank seit 2011 führt, hatte Ende Oktober überraschend seinen Rücktritt erklärt. Mit der Personalie Nagel trifft die neu gewählte Ampel-Koalition ihre erste richtungsweisende finanzpolitische Entscheidung. Lindner lobte Nagel am Montag als „erfahrene Persönlichkeit, die die Kontinuität der Bundesbank sichert“. Angesichts der zuletzt angestiegenen Inflation wachse zudem „die Bedeutung einer stabilitätsorientierten Geldpolitik“.
Der 55-jährige Nagel trägt einen Doktortitel der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Karlsruhe und ist Mitglied der SPD. Seit November 2020 ist er stellvertretender Vorsitzende des Bankbereichs bei der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), die unter anderem für die Kooperation von Zentralbanken weltweit zuständig ist.
In der Bundesbank ist Nagel kein Unbekannter: Bis 2016 verbrachte Nagel 17 Jahre seiner Karriere dort, sechs Jahre lang saß er auch im Vorstand. Verantwortlich war er unter anderem für den Zentralbereich Märkte und Informationstechnologie.
Als Nagel die Bundesbank 2016 verließ, um einen Posten bei der Förderbank KfW anzutreten, lobte Weidmann seine „Entschlossenheit“, seine „Kommunikationsfähigkeit“ und seine „detaillierten Kenntnisse der Finanzmärkte“. Vier Jahre lang war Nagel Teil des KfW-Vorstands, wo er für das internationale Geschäft zuständig war.

Inflation steigt dramatisch an

Die Führung der Bundesbank wird Nagel in unruhigen Zeiten übernehmen: Die Inflation in Deutschland stieg zuletzt dramatisch an, auf über fünf Prozent im November. Die Teuerungsrate lag damit über dem Schnitt der Eurozone und deutlich über dem Zwei-Prozent-Ziel der Europäischen Zentralbank (EZB).
Nagel wird als Bundesbankpräsident auch der Vertreter Deutschlands im EZB-Rat und mitverantwortlich für die Geldpolitik der Eurozone. Sein Vorgänger Weidmann war ein klarer Kritiker der lockeren Geldpolitik der EZB – und wurde im Entscheidungsgremium der EZB häufig überstimmt. Sein vorzeitiger Rücktritt von der Zentralbankspitze wird von Beobachtern auch damit begründet. Eigentlich wäre Weidmanns Mandat bis 2027 gelaufen.
Der enge Vertraute von Altkanzlerin Angela Merkel (CDU) äußerte oft sein Unbehagen angesichts der geldpolitischen Entscheidungen der EZB. Sie kauft auch wegen der Corona-Pandemie große Mengen an Anleihen auf, um die Zinskosten für die Länder der Eurozone abzusenken. Weidmann befürchtete eine abnehmende Haushaltsdisziplin, insbesondere bei den am stärksten verschuldeten Eurostaaten.
Nagel wird jedoch nicht die einzige deutsche Stimme im insgesamt 25-köpfigen Rat der EZB sein: Seit 2020 ist auch die deutsche Wirtschaftswissenschaftlerin Isabel Schnabel Mitglied des EZB-Direktoriums. Auch sie war für den Posten der Bundesbank-Präsidentin im Gespräch gewesen. Sie gratulierte Nagel am Montag zu seiner Nominierung per Tweet – noch vor der offiziellen Bestätigung durch Finanzminister Lindner. (afp/dl)

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