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Zu groß für Europa

Dudenhöffer: US-Autos in der EU seien unverkäuflich – Zolltarife bewegen auch den Aktienmarkt

Europa schottet sich nach Meinung Trumps gegen Autoimporte aus den USA ab. Und auch im Aktienmarkt spiegeln sich die Zollmaßnahmen wider. Der Dax fällt um 3 Prozent, Energiepreise sinken, und Trump lässt Raum für Verhandlungen. Doch das schwache Abschneiden der US-Firmen könnte weitere Gründe haben.

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Ein Ford-Elektro-F-150-Truck vor der New York Stock Exchange (NYSE) Börse. Ein US-amerikanischer Pickup erweist sich aufgrund seiner Größe oft als unpraktisch für die schmaleren Straßen Europas.

Foto: Spencer Platt/Getty Images

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Lesedauer: 7 Min.

US-Präsident Donald Trump hat seine weltweiten Zölle mit einer riskanten, aber notwendigen medizinischen Operation für die heimische Wirtschaft verglichen.
„Der Patient lebt und erholt sich“, schrieb Trump am Donnerstag in Großbuchstaben auf seiner Onlineplattform Truth Social. Seine Prognose laute: Der Patient werde künftig „stärker, größer, besser und widerstandsfähiger“ sein.
Mit neuen Zöllen will Trump die EU dazu bringen, sich für US-amerikanische Automarken zu öffnen. Doch es gibt Widerspruch aus der Branche: Nicht Handelsschranken oder Zölle seien schuld am schwachen Abschneiden der US-Autobauer in Europa, sondern deren Modelle.
„Das ist das große Problem der US-Hersteller, die Geschmäcker der europäischen Konsumenten einfach nicht zu treffen“, sagt Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management in Bergisch Gladbach.
„Die haben eigentlich nichts anzubieten, was bei uns größere Marktanteile gewinnen könnte.“
Einzige Ausnahme sei Tesla, fügt Bratzel hinzu. „Aber Tesla hat jetzt andere Probleme.“ Im ersten Quartal war der Absatz des E-Auto-Herstellers um 13 Prozent abgesackt.

Trump: unfairer Wettbewerb

Trump hatte die seit Donnerstag geltenden Zusatzzölle von 25 Prozent auf Importautos damit begründet, dass Europa sich zu sehr abschotte.
„Einer der Gründe, warum ich Zölle einführe, ist der, dass wir Millionen ihrer Autos nehmen – BMW, Volkswagen, Mercedes-Benz“, sagte der 78-Jährige. Gleichzeitig sei es „fast unmöglich“, US-Autos in die EU auszuführen.

US-Autos zu groß für Europa

Doch das sei eben nicht der Grund für das Ungleichgewicht, sagt Ferdinand Dudenhöffer aus der Autobranche. „Die Autos aus Amerika sind bei uns schlicht unverkäuflich.“
Für Europa seien sie zu groß, der Benzinverbrauch viel zu hoch angesichts der hiesigen Spritpreise. „Du kannst hier kein Auto verkaufen mit acht Zylindern und 15 Litern Verbrauch.“ In den USA sei das angesichts der dortigen Benzinpreise kein Problem, in Europa schon.
Das jahrelang meistverkaufte US-Modell, der Pick-up-Truck Ford F-150, wird in Europa daher gar nicht offiziell angeboten, ebenso wenig wie das Konkurrenzmodell der Stellantis-Marke Ram. Konkurrenzfähige Klein- und Kompaktwagen hätten die US-Hersteller dagegen gar nicht im Angebot.
„Wenn man hier Autos verkaufen will, braucht man Modelle, die die Kunden auch wollen“, sagt Dudenhöffer. Das gelinge den US-Herstellern bisher aber nicht. Daran, so Dudenhöffer, könnten auch Zölle nichts ändern.

Zolltarife bewegen Börsen

Die Zollpolitik von Donald Trump spiegelt sich auch im Aktienmarkt wider: Am Donnerstag verlor der Dax 3,0 Prozent und schloss bei 21.717 Punkten.
Weltweit belasteten die Maßnahmen die Indizes, während Analyst Jochen Stanzl Verhandlungen als Möglichkeit zur Schadensbegrenzung sieht. Gas- und Ölpreise sanken, der Euro legte zu, und nur wenige Papiere wie Vonovia oder E-On widerstanden dem Abwärtstrend.
„Donald Trump hat mit seiner Zolltafel Handelspartner und Investoren gleichermaßen kalt erwischt und jetzt viele Möglichkeiten zu verhandeln, sofern noch jemand mit ihm verhandeln will“, sagte Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst von CMC Markets.
„Die Reaktion der Aktienindizes rund um den Globus spricht eine eindeutige Sprache. Der Schaden entsteht weltweit, es gibt keine Ausnahme, alles kommt unter die Räder“, so Stanzl.
„Als die Kurse im vergangenen August das letzte Mal heftig einbrachen, wähnten sich alle schon in der Rezession. Doch dann erholten sich die Kurse, weil die befürchtete Rezession nicht in den Wirtschaftsdaten der kommenden Tage und Wochen ablesbar war“, sagte der Analyst.
Ob sich die Geschichte wiederhole, sei angesichts der neuen Situation allerdings fraglich. „Der US-Präsident mag aufgrund seiner Dekrete Zölle an- und ausschalten können. Das funktioniert aber nicht mit einmal verspieltem Vertrauen, und das funktioniert auch nicht mit einer Rezession, wenn sie einmal losgetreten wurde.“
Ab jetzt gehe es um Zeit. „Je länger die Zölle aktiv bleiben, desto größer der Schaden. Je mehr sich Hinweise verdichten, dass sich die US-Regierung gesprächsbereit zeigt und Verhandlungen zu positiven Ergebnissen führen, desto mehr werden Anleger den Weg zurück in Aktien finden“, sagte Stanzl.

Gewinner und Verlierer an der Börse

Bis kurz vor Handelsschluss standen die Papiere von Vonovia, E-On und Rheinmetall entgegen dem Trend an der Spitze der Kursliste in Frankfurt. Das Schlusslicht bildeten die Adidas-Aktien.
Unterdessen sank der Gaspreis: Eine Megawattstunde (MWh) Gas zur Lieferung im Mai kostete 39 Euro und damit fünf Prozent weniger als am Vortag. Das impliziert einen Verbraucherpreis von mindestens rund 8 bis 10 Cent pro Kilowattstunde (kWh) inklusive Nebenkosten und Steuern, sollte das Preisniveau dauerhaft so bleiben.
Der Ölpreis sank für seine Verhältnisse stark: Ein Fass der Nordsee-Sorte Brent kostete am Donnerstagnachmittag gegen 17 Uhr deutscher Zeit 69,73 US-Dollar, das waren 522 Cent oder 7,0 Prozent weniger als am Schluss des vorherigen Handelstags.
Die europäische Gemeinschaftswährung war am Donnerstagnachmittag stark im Plus: Ein Euro kostete 1,1079 US-Dollar (+2,31 Prozent), ein Dollar war dementsprechend für 0,9026 Euro zu haben.

Trumps Sprecherin „Sie haben unsere Arbeitsplätze ins Ausland verlagert”

Trumps Sprecherin Karoline Leavitt sagte angesichts der Nervosität an der Wall Street „Vertraut Präsident Trump“. Der Republikaner setze auf eine „bewährte Wirtschaftsformel“, sagte sie dem Sender CNN.
„Der Präsident hat gestern klargestellt, dass es nicht um Verhandlungen geht“, sagte sie. Trump sei aber „immer bereit, ans Telefon zu gehen, um Anrufe zu beantworten“.
Allerdings hätten die Handelspartner 70 Jahre Zeit gehabt, das Richtige zu tun. „Sie haben sich dagegen entschieden. Sie haben die amerikanischen Arbeiter über den Tisch gezogen, sie haben unsere Arbeitsplätze ins Ausland verlagert. Der Präsident hat dem gestern ein Ende bereitet“, betonte sie.
US-Handelsminister Howard Lutnick sagte bei CNBC und Bloomberg-TV, die Schlüsselfragen seien, ob ausländische Handelspartner nun Agrarprodukte aus den USA kauften und die Amerikaner „fair behandelten“. Im Laufe der Zeit würden US-Produkte „anderswo auf der Welt besser verkauft werden“.
Lutnick weiter: Trump werde „viele Gespräche“ mit China führen. Peking könne auf einen Kompromiss hoffen, wenn Präsident Xi Jinping veranlasse, dass sein Land nicht mehr die tödliche Droge Fentanyl in die USA ausführe. In Summe hat Trump gegen China 54-prozentige Zölle verhängt.
(Mit Material der Agenturen)

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