Energiewende-Vorreiter als Schlusslicht? Strommarktumbau in Deutschland stagniert
Jahr für Jahr veröffentlicht die britische Association for Renewable Energy and Clean Technology (REA) den sogenannten ETRI-Index. Dieser steht für „Energy Transition Readiness“ und weist aus, wie gut bislang 13 ausgewählte europäische Länder für eine Energiewende gerüstet sind. REA bewertet diese zusammen mit dem Energiemanagementunternehmen Eaton anhand bestimmter Kriterien.
Energiewende in Deutschland eine Frage des Wollens, aber nicht Könnens?
Die gute Nachricht für Deutschland: Seine Bewertung hat sich gegenüber 2021 nicht verschlechtert. Die weniger gute: Deutschland, selbsternannter Vorreiter der Energiewende, liegt damit unter den ausgewerteten Ländern auf dem letzten Platz. Alle anderen haben sich punktemäßig verbessert.
Der einzige Bereich, in dem die REA Deutschland Spitzenwerte zubilligt, ist die „gesellschaftliche Unterstützung für die Energiewende“. Allerdings steht dem Wollen nicht flächendeckend das entsprechende Können gegenüber. So stehen Mängel in der Flexibilität des Marktes dem gewünschten Erfolg der Energiewende entgegen. Außerdem bescheinigt die Auswertung Deutschland eine unzureichende Nutzung neuer Technologien und Geschäftsmodelle.
Nur Finnland erhält Optimalbewertung
Erforderliche politische und regulatorische Veränderungen setze Deutschland nur langsam um, meint die REA. Häufig stünden „lokale politische Interessen“ Entscheidungsfindungen entgegen – womit möglicherweise strengere Windkraft-Abstandsregelungen wie in Bayern gemeint sind.
Deutschland müsse mehr Ressourcen schaffen, die einen flexiblen Strommarkt begünstigen, heißt es weiter. Auf diese Weise stiegen die Chancen, die Energiewende zum Erfolg zu bringen. Außerdem gebe es zu viele Investitionshindernisse und der Marktzugang sei verhältnismäßig schwierig und intransparent.
Unter allen untersuchten Ländern kommt nur Finnland auf eine optimale Bewertung. Eine vergleichsweise positive Entwicklung bescheinigt die Studie auch Frankreich, Dänemark, den Niederlanden, Schweden und Norwegen. Auch die Schweiz decke ihren Bedarf zu einem höheren Prozentsatz aus erneuerbaren Energien als Deutschland.
Zu welchem Preis ist die Energiewende zu haben?
Im Vorjahr war es Deutschland immerhin gelungen, 41 Prozent seines Stromverbrauchs aus den Erneuerbaren abzudecken. Die Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, diesen Anteil bis zum Jahr 2030 auf mindestens 80 Prozent zu erhöhen.
Kritiker halten dieses Ziel jedoch für wenig realistisch. Vor allem die gezielte Verknappung des im eigenen Land produzierten Stromangebots durch diverse „Ausstiege“ gehe nicht spurlos an den Verbrauchern vorbei.
Diese Politik mache stattdessen Strom teurer und Deutschland von ausländischen Lieferungen abhängig. Gleichzeitig stehe man vor Herausforderungen wie dem Ausbau der sogenannten Industrie 4.0 oder der Schaffung einer flächendeckenden Ladeinfrastruktur für E-Fahrzeuge.
(Mit Material von dpa)
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