Einzelhandel schließt die meisten Geschäfte und warnt vor Insolvenzwelle

Die deutschen Einzelhändler schließen wegen der Coronavirus-Pandemie ihre Türen. Ihre Existenz ist wegen der Milliardenverluste bedroht.
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Einzelhandel in der Krise.Foto: JENS SCHLUETER/AFP via Getty Images
Epoch Times17. März 2020

Die deutschen Einzelhändler schließen wegen der Coronavirus-Pandemie ihre Türen und fürchten angesichts von Milliardenverlusten um ihre Existenz. Der Handelsverband Deutschland (HDE) forderte von der Politik „sofort Direktzahlungen“, um eine Insolvenzwelle abzuwehren. Der Online-Handel dagegen boomt.

Die Bundesregierung und die Länder hatten am Montag die Schließung der meisten Geschäfte wegen der Coronavirus-Pandemie  angeordnet. Restaurants und Speisegaststätten dürfen demnach frühestens ab sechs Uhr morgens aufmachen und müssen spätestens um 18.00 Uhr wieder schließen. Urlaube sollen nicht mehr stattfinden.

Von den Ladenschließungen besonders betroffen ist laut HDE der Textilhandel. In den Lagern der Bekleidungsketten liege bereits die Frühjahrsware, die nun nicht weiterverkauft werden könne. Das Geschäft „lässt sich auch nicht nachholen“, sagte ein Verbandssprecher. Viele Händler „haben jetzt einfach überhaupt keinen Umsatz mehr“.

HDE-Geschäftsführer Stefan Genth erklärte: „Alle Kosten laufen ja weitestgehend weiter, die Löhne, die teuren Mieten, Rechnungen müssen bezahlt werden“, sagte er der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Die Zahlungen müssten einerseits an große Kaufhausketten fließen. „Wir brauchen aber auch eine breite Unterstützung des Mittelstands.“ Konkret forderte Genth rasche und praktikable Bürgschaften der staatlichen Förderbank KfW ohne Eigenbeteiligungen der Händler.

Sollte der Shutdown sich über zwei Monate hinziehen, werde der Einzelhandel in Deutschland dies nicht überstehen, warnte Genth. Mit jedem Tag Schließung verliere der Handel im No-Food-Bereich, zu dem etwa Textilien, Möbel, Unterhaltungselektronik und Parfümerien zählen, 1,15 Milliarden Euro. In der Woche summiere sich der Verlust auf sieben Milliarden Euro.

Die Gastronomiebranche kritisierte das „Verordnungschaos“ der Politik: „Wir akzeptieren alle notwendigen Maßnahmen – das gegenwärtige Verordnungschaos jedoch ist völlig inakzeptabel“, erklärte der Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga), Guido Zöllick. Unterschiedliche Regelungen für Hotels und Restaurants in Bund, Ländern und Gemeinden führten dazu, dass keiner mehr durchblicke. So sei zum Beispiel unklar, was für Cafés gelte und ob Geschäftsreisende nach 18.00 Uhr noch in Hotels bewirtet werden dürften.

Zöllick forderte zudem einen Nothilfefonds, der den Unternehmen Liquidität in dieser Ausnahmesituation gebe. Die bayerische Dehoga-Chefin Angela Inselkammer forderte im „Bayerischen Rundfunk“ eine Senkung der Mehrwertsteuer auf sieben Prozent für alle Bereiche der Gastronomie

Auch die Autohändler kritisierten die Verordnung:  Die Fortführung des Werkstattbetriebs sei „berechtigterweise weiterhin zulässig und erwünscht“, der Verkauf dagegen gestoppt. Quer durch die Autohäuser müsse damit eigentlich „ab sofort eine Demarkationslinie gezogen werden“, bemängelte der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe.

Der Online-Handel dagegen boomt. Der Digitalverband Bitkom betonte die „ganz zentrale Versorgungsfunktion“ und forderte die Politik auf dafür zu sorgen, dass Waren im Europäischen Binnenmarkt frei transportiert werden können. Schon jetzt gebe es lange Staus durch Lkw an den innereuropäischen Grenzen, Lieferungen kämen verspätet an. Es sei „essenziell“, dass Logistik und Lieferverkehre in den kommenden Wochen und Monaten weiter funktionieren.

„Das heißt auch, dass der Betrieb von Post- und Paketdienstleistungen sichergestellt werden muss“, betonte der Verband. Dazu sei nötig, die Unternehmen dieser Branche etwa bei Kreditvergaben aktuell priorisiert zu behandeln. (afp)



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