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E-Auto-Zuschuss kostet Bund knapp zwei Milliarden – Regierung fährt lieber Diesel und Hybrid

Jahrelang dümpelte der Verkauf von Elektroautos vor sich hin. Mit der Verdopplung der Zuschüsse und immer strengeren Umweltauflagen für Dieselfahrzeuge und alte Pkws haben sich die Verkaufszahlen erhöht. Bei der Bundesregierung selbst betrug die E-Auto-Quote im Juni allerdings nur 1,24 Prozent.

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Ein E-Auto und ein Plug-in-Hybrid-Fahrzeug an einer Ladesäule.

Foto: Sean Gallup/Getty Images

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Lesedauer: 8 Min.

Die Verdopplung der Elektroauto-Subventionen vor einem Jahr hatte deutliche Auswirkungen auf den deutschen Automarkt: In den letzten zwölf Monaten wurden weit über eine halbe Million Fahrzeuge mit rein elektrischem oder Plugin-Hybridmotor zugelassen – mehr als in sämtlichen Vorjahren zusammen.
Doch nicht nur die Subventionen, auch die zunehmenden Einschränkungen in den Städten für Dieselfahrzeuge und ältere Autos dürften ihren Teil dazu beigetragen haben. So hielten in den letzten Jahren sogenannte „Umwelt-Zonen“ – in denen nur schadstoffarme Fahrzeuge unterwegs sein dürfen – und Straßen mit „Diesel-Fahrverbot“ in deutschen Städten Einzug.
Aufgrund der Subventionen sind neben den Zulassungszahlen dementsprechend auch die Kosten der Zuschüsse in die Höhe geschossen: Diese summierten sich von Anfang Juni 2020 bis Ende Juni 2021 auf gut 1,9 Milliarden Euro, wie das für die Auszahlung der Zuschüsse zuständige Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) in Eschborn auf Anfrage mitteilte.

Benziner mit knapp 38 Prozent am beliebtesten

Nach einer neuen Umfrage im Auftrag des Portals Verivox sagen mittlerweile 14,6 Prozent der potenziellen Autokäufer zwischen 18 und 69 Jahren, ihr nächstes Auto solle ein reines Elektroauto sein. 7,7 Prozent bevorzugen einen Plugin-Hybrid, zusammen also mehr als ein Fünftel.
Noch liegen die E-Autos allerdings in der Beliebtheit mit großem Abstand hinter den Benzinmotoren, die von knapp 38 Prozent der Befragten bevorzugt werden. Doch den Diesel, der auf 12 Prozent bei der Umfrage kommt, haben sie bereits hinter sich gelassen. Für die repräsentative Online-Umfrage befragte das Marktforschungsinstitut Innofact im Juni 1.000 Menschen.
Laut Kraftfahrt-Bundesamt waren 2020, mit 46,7 Prozent, benzinbetriebene Pkw (1.361.723/-36,3 %) die am häufigsten gewählte Fahrzeugart. Dieselbetriebene Pkw (819.896/-28,9 %) erreichten in der Jahresbilanz einen Anteil von 28,1 Prozent.
Dann folgen mit 13,5 Prozent aller in Deutschland neu zugelassenen Pkw die elektrisch angetrieben Fahrzeuge (batterieelektrisch, Plug-In, Brennstoffzelle). Die reinen Elektro-Pkw (194.163/+206,8 %) erreichten dabei 2020 einen Anteil von 6,7 Prozent.

Nur ein vollelektrische Fahrzeug in der Flotte der Bundesminister

In der Fahrzeugflotte der Bundesregierung allerdings, so ergab eine FDP-Anfrage über die der „Tagesspiegel“ im Juni berichtete, sind reine E-Autos weiter eine Rarität. Einzig die Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) nutzt ein solches E-Mobil (Mercedes EQC 400).
Die restlichen Minister nutzen reine Dieselfahrzeuge oder Plug-in Hybriden. Dabei reicht die Modellpalette von einem Audi A8 Diesel (verlängerte Version) und einem BMW xDrive iPerformance (verlängerte Version) der Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU), über einen BMW 730Ld und BMW 745 LE (Plug-In-Hybrid) von Kanzleramtsminister Helge Braun (CDU) bis hin zu einem verlängerten Audi A8 60 TFSIe (Plug-In-Hybrid) von Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU). Auch ein Mercedes-Benz S350d ist mit dabei, ihn nutzt die Ministerin für Digitales Dorothee Bär (CSU).
Vom selbstgesteckten Ziel, dass mindestens 20 Prozent des Fuhrparks des Bundes im zivilen Bereich aus Elektroautos besteht, ist die Bundesregierung weit entfernt. Zieht man die gepanzerten Limousinen und die schweren größeren Fahrzeuge mit mehr als acht Sitzplätzen ab, sind in der Flotte von circa 32.500 Fahrzeugen gerade einmal 405 Elektroautos. Das entspricht einer Quote von 1,24 Prozent.

Brandenburgische Gesundheitsministerin wechselt aus „Reichweitenangst“ zum Benziner

Worin das liegen könnte, zeigt möglicherweise der Fall von Brandenburgs Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne). Im März präsentierte sie ihren neuen Audi e-tron: „Der erste vollelektrische Dienstwagen der Regierung!“ Doch wie die „B.Z.“ kürzlich berichtete scheint ihr Vertrauen in die Elektromobilität eingeschränkt zu sein.
Eigentlich sollte der E-Audi mit einer vollen Ladung 350 Kilometer weit kommen. Für ihre Dienstfahrt am 18. April vom brandenburgischen Regierungssitz in Potsdam über ihren Wohnort Falkensee bis zur KZ-Gedenkstätte Ravensbrück, wo sie einen Termin hatte, sollte das eigentlich reichen. Die B.Z. errechnete für diese Strecke 230 bis 270 Kilometer, je nach Route, wobei es größtenteils über Landstraßen ging.
Doch statt ihren E-Audi zu nutzen stieg Nonnemacher lieber auf den Benzin-betriebenen VW Passat „Business“ ihres Stellvertreters Michael Ranft (parteilos) um.
Zur Begründung hieß es – durch ihren Sprecher Dominik Lenz – gegenüber B.Z., dass „Frau Nonnemacher nur ihren Elektro-Audi, auf Langstrecken mit Ladestopp nutzt“. Später erklärte er den Fahrzeugwechsel mit „fehlenden Erfahrungswerten … des neuen E-Autos auf längeren Strecken“. Nach dem Gedenkstättenbesuch musste die Ministerin „zur anschließenden direkten Unterzeichnung der neuen Corona-Verordnung in Potsdam“. Für die B.Z. ist der Grund damit klar: „Reichweitenangst“

Bundeskabinett beschloss zum 3. Juni eine „Innovationsprämie“

Das Bundeskabinett hatte vor einem Jahr rückwirkend zum 3. Juni 2020 die „Innovationsprämie“ betitelte Verdopplung der Kaufzuschüsse beschlossen. Die Zulassungszahlen – und die damit verbundenen Ausgaben – stiegen stetig: Von Anfang Juni 2020 bis Ende Mai 2021 wurden über 567.000 Elektroautos neu zugelassen, im Juni kamen noch einmal knapp 65.000 dazu. Zum Vergleich: In den Jahren von 2016 bis 2019 waren es insgesamt lediglich 256.000 Elektrofahrzeuge gewesen, davor noch weniger. Hybridmotoren ohne extern aufladbare Batterie sind nicht mitgezählt.
Für die Staatskasse sind die Subventionen mit dementsprechend schnell steigenden Ausgaben verbunden: In der ersten Jahreshälfte 2020 wurden „für den Umstieg auf „klimafreundliche“ Mobilität“ 77,6 Millionen Euro an Autokäufer ausbezahlt, wie das Bafa berichtet. Nach der Verdopplung des Zuschusses waren es dann in der zweiten Jahreshälfte bereits 575 Millionen, eine Versiebenfachung.
Und in diesem Jahr waren es bis Ende Juni dann schon 1,33 Milliarden Euro. Gefördert werden Kauf und Leasing reiner Batterieautos und Plugin-Hybride mit aufladbaren Akkus. Subventioniert werden auch Autos mit Brennstoffzellenmotor, die aber nur in minimalen Stückzahlen zugelassen werden.
Die höheren Zuschüsse sollen einerseits der deutschen Autoindustrie helfen und andererseits zur Verminderung der CO2-Emissionen beitragen. Manche Fachleute und Verbände lehnen die hohen Subventionen ab, darunter der Bund der Steuerzahler.

Vier deutsche Hersteller liegen bei E-Modellen vorn

Bei den Verkaufszahlen von Batterie- und Plugin-Hybrid-Autos in Deutschland liegen in diesem Jahr vier deutsche Hersteller auf den ersten vier Plätzen: VW – die Marke, nicht der Konzern – lag mit gut 59.000 Autos in der ersten Jahreshälfte vorn, gefolgt von Mercedes, BMW und Audi. Als erster ausländischer Hersteller lag Renault auf Platz fünf. Auch bei den reinen Batterieautos lag Tesla auf Platz zwei hinter VW.
Laut Verivox-Umfrage bevorzugen Privatkunden reine Elektroautos, während Plugin-Hybride eher als Firmenfahrzeuge bevorzugt werden.
Knapp ein Drittel der Befragten glaubt, dass reine Elektroautos in den kommenden zehn Jahren die meisten Marktanteile hinzugewinnen werden. Häufigstes Argument gegen ein Elektroauto ist nach wie vor die zu geringe Reichweite, das von 46,7 Prozent der Befragten genannt wurde. (dpa/er)

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